„Ghost – Nachricht von Sam“ ist eine perfekte Melange aus Zuckerbäckerkitsch und Geisterfilm und kompensiert seine meist drögen Hauptdarsteller durch ein paar komische und gruselige Einlagen. Trotzdem wurde der Film zu einem unvergleichlichen Kassenerfolg.
Woran es wohl lag? Swayze profitierte hier jedenfalls letztmalig von seinem Dirty-Dancing-Charme, als er die Liebe den Tod überwinden läßt und auf Erden bleibt, weil er noch „etwas zu erledigen hat“. Demi Moore war damals auf dem besten Weg zum Starruhm (und wieder runter), und obwohl Millionen mitseufzten, wenn sie und Patrick erst eine Tonvase formen und sich dann mit verschmierten Händen dem Liebesspiel hingaben, hat sie mit der biederen Rolle eigentlich keine Punkte gemacht.
Der Film ist eh wieder ein einziges Hin und Her, eine Frustrationsstudie, in der der Geist die Lebenden davon überzeugen muß, das es ihn gibt und als das gelungen ist, daß sich die Geliebte in Gefahr befindet.
Insofern ist die Mischung relativ ausgewogen. Erst kommt die Liebe, dann das Drama des Mordes, dann die Trauer. Als der Film zu kippen droht, wird Whoopi Goldberg dazugeschaltet, deren Leistung später oscarprämiert wurde. Sie bringt den nötigen Drive und die ironische Distanz in diese Kitschpostille. Und Zucker, zuvor ein Könner chaotischer Komödien, dreht danach die Schraube noch weiter an, fügt Thrillerelemente noch und nöcher hinzu und schafft in einigen Szenen bewundernswerten Suspense.
Hier und da schafft er sogar wirklich gruselige Szenen, wie die Verlorenheit des Geistes in der U-Bahn (Vincent Schiavelli stiehlt den ganzen Film), als er Sam anlernt, mittels fokussierter Emotionen Dinge zu bewegen.
Und als sei das nicht genug, werden noch ein paar Schauwerte nachgereicht, das Durchqueren einer Tür (durch einen Geist) oder das eines Menschen, Sprünge zwischen U-Bahnen und viele „Unsichtbarkeits“-Tricks, wenn die Bösewichter das Ziel von Attacken werden.
Tricktechnisch ist nicht mehr alles erste Klasse, vor 10 Jahren waren die FX jedoch noch sehr gut.
Leider in der Rückschau nurmehr lachhaft sind jedoch die (von der Anlage her äußerst creepigen) Botschafter des Todes, schattenhafte Jenseitsgestalten, die die Verdammten wohl der Hölle zuführen.
Wer hier mal auf Standbild schaltet, wenn die Jungs antreten, wird herzhaft lachen müssen, denn das sind deutlich sichtbar, Schauspieler in dunklen Kutten, die man noch etwas schwarz verfremdet und retuschiert hat, nur leider nicht besonders gut.
Man kann also sagen, „Ghost“ hat so gut funktioniert, weil er so ziemlich jedem was bietet: gerechtes Kino fürs Herz und fürs Adrenalin, sauber austaxiert, so daß keine Seite unzufrieden sein muß und jeder seine ganz persönlichen Lieblingsszenen immer wieder sehen darf.
Kino als Breitwandwundertüte quer durch alle Genres. Bin doch immer wieder gern dabei (7,5/10)