Zuletzt neben Bruce Willis und in dessen DtV-Abenteuer Trauma Center (2019) eine kleine und undankbare Nebenrolle begleitend, was auch schon Karrierehöhepunkt der letzten Jahre und für viele gar ein Lebenszeichen war, konnte man Steve Guttenberg in den Achtziger problemlos als größeren Star von beiden bezeichnen; mit einem unwiderstehlichen Gespür für Kassenschlager für alle Generationen und einem unwiederbringlichen Charisma für Crowdpleaser. Guttenberg, drei Jahre jünger und weit früher die Karriere begonnen, war damals trotz der sicherlich hauptberuflichen Tätigkeit in Komödien und deren unterschiedlichen Themen und Bereichen auch noch wesentlich von der Kritik geschätzter als im Nachhinein und deutlich vielseitiger, bereits in jungen Jahren wurden schwierige Parts in düsteren Werken wie The Boys from Brazil oder dem schockierenden Der Tag danach gemeistert. Das Schlafzimmerfenster dennoch als 'Versuch' der Etablierung auch außerhalb der ab 1984 vorherrschenden humoristischen Seite, als Idee vor allem des Produzenten Dino DeLaurentis; wobei der eher linkisch und jungenhaft wirkende Darsteller in diesem sowieso hitchockianischen Sujet ganz folgerichtig die Rolle des in die Verdächtigungen und plötzliche Gefahr des Todes hineingeratenen Normalbürgers bekleidet. Und auch der zweite Film des Jahres, wo eine außereheliche Affäre nicht gerade das große Vergnügen, sondern bald auch nur Probleme mit sich bringt:
Der bei und direkt unter Collin Wentworth [ Paul Shenar ] angestellte Terry Lambert [ Steve Guttenberg ] hat während einer Firmenfeier und einer Ausrede des frühen Verlassens dieser eine Affäre mit Collins Frau Sylvia [ Isabelle Hupert ]; wobei diese anschließend und noch in der Wohnung von Terry befindlich und vom Schlafzimmerfenster aus einen brutalen Angriff von Carl Henderson [ Brad Greenquist ] auf die wehrlose Denise [ Elizabeth McGovern ] beobachtet und durch lautes Rufen um Hilfe unterbindet. Terry, der den Täter nicht gesehen hat, da er in der Schrecksekunde gerade im Bad war, meldet sich Tags darauf in einer Kurzschlussreaktion (nach der Meldung eines Mordes nur wenige Ecken weiter und wenige Minuten später) bei der Polizei, verstrickt sich aber gegenüber Det. Quirke [ Carl Lumbly ] und Det. Jesus [ Frederick Coffin ] zunehmend in Widersprüche und kann bei einer Überstellung auch nicht den tatsächlich festgenommenen Henderson identifizieren. Dafür meldet sich das erste Opfer bei ihm und bittet ihn um Hilfe.
Das Spiel mit der Gefahr, das Abenteuer, der Nervenkitzel, welcher anfangs von der Leidenschaft und Liebschaft zwischen der Frau vom Vorgesetzten und einem seiner Angestellten kommt, ändert sich schnell auf eine weitere Ebene, die aufgrund des Ehebruchs zu einer ersten Lüge und bald zu viel mehr Einsatz als geplant zwingt. Aus einem 'unschuldigen' Abend bzw. einer im Tanz der Gefühle heißen Nacht, die auch im Rückzugsort des trauten Heimes stattfindet und den Schauplatz des gemütlichen Lofts nicht verlassen soll, wird durch Fremdeinwirken eine wesentlich größere Angelegenheit und eine Strapaze, die für alle indirekt Beteiligten bald brandgefährlich ist und man so schnell nicht mehr vergisst.
Abseits der Hitchcock-Motive, die auf den ersten Blick klar und deutlich sind (die scheinbar kühle Blonde, der Durchschnittsmann als Spielball, das Fenster zum Hof - Szenario, das sich selbst auferlegte oder von Anderen darum erbetene Schweigen, das die Sache nicht einfach macht, sondern wesentlich kompliziert usw.) gleichzeitig eng mit der Phase der zweiten Hälfte der Achtziger verbunden als auch angenehm zeitlos arrangiert. Die Junggesellenbude zwischen größerer Kinderstube und Freiheitsraum für den noch unabhängigen, im Beruf durchaus erfolgreichen Mann ohne Verpflichtungen und Zwänge, dafür genießend von dem wirtschaftlichen Aufschwung angelegt. Ein Apartment nahe dem Washington Monument, als ein großer Raum mit viel Platz und viel Schnickschnack, wobei die Luft bald dünner wird und man von allen Seiten in die Ecke gedrängt.
Ohne weitere Vorrede, die Personen mit ihren wenigen an Taten und noch weniger an Worten vorgestellt, konzentriert man sich beizeiten auf das eigentliche Dilemma der Geschichte, in welcher auch die Problematik der Täter- und der Opferperspektive fokussiert wird. Terry kann sich detail- und einfallsreich das Vorgehen des Mörders visualisieren und dieses gar ausschmücken und sich daran faszinieren, er will auch helfen, ist aber damit überfordert, während (die in Anne Holdens 1971 veröffentlichten Roman “Wahrheit aus zweiter Hand“ gar nicht existierende) Denise von allen Leuten hört, wie viel Glück sie hatte, sich aber überhaupt nicht glücklich fühlt, sondern zutiefst verschreckt und vom Alltag traumatisiert. Während sie allerdings aus eigener Kraft die Initiative übernimmt und nach und nach ihr Leben zurückholt, verlieren es andere Personen zunehmend, manchmal nur die Sicherheit der bisherigen Existenz, manchmal gar wortwörtlich. (Um 2009 hatte Kevin Williamson eine weniger freie Adaption des Buches in Aussicht stellen lassen.) Als eher leiser, teils auch mit leichtem Humor (in der Szene im Gerichtssaal) durchzogener und eben dem sichtlich vorhandenen unschuldigen Charisma von Guttenberg lebender Thriller wird in der Herangehensweise von Regisseur und Autor Hanson auf Spekulatives großteils verzichtet, die Mordtaten sind ganz oder nahezu im Off, die Nacktszene von Huppert wirkt natürlich und das allgemeine Tempo der Inszenierung verzichtet auch auf Schocks und falsche Dynamik.