Garantiert nichts für kleine Kinder ist die Verfilmung von Richard Adams Kultbuch rund um das harte und tödliche Leben einer Horde Kaninchen. Mag auch die Entscheidung für einen Animationsfilm auf ein Vergnügen für die ganze Familie hinweisen, dürften Eltern, die gar zu kleinen Nachkommen diesen Film zumuten, viele Fragen zu beantworten und einige unruhige Nächte haben.
Adams und auch Regisseur Rosen gehen das Leben von Wildkaninchen nämlich nicht handlich-niedlich-verklärt an, sondern sehr realistisch. Die harsche Rangordnung in der Gruppe, die stets feinlich gesonnene Natur, der zerstörerische Mensch, das sind die Hauptzutaten dieses recht brutalen Spektakels.
Genrespezifisch ist es eine Mischung aus Drama, Abenteuer und Road Movie, die Reise einer abtrünnigen Gruppe Karnickel, die einen Platz zum Leben suchen. Es wird zu einem gefahrvollen Trip, vorbei an Würgeangeln, brutalen Artgenossenhorden, Wachhunden, Autostraßen und Gewehren.
Ist die Exposition noch mythisch-biblisch verklärt, gerät das Geschehen bald zu einer harten Bewährungsprobe für alle, die glauben, Animation sei etwas für Kinder. Stark philosophisch und religiös gefärbt, gibt der Film reichlich Gleichnisse für die Menschenwelt ab und unterhält, wenn überhaupt, nur nebenbei.
Der Ton ist düster, die Farben relativ fahl, die tödlichen Erlebnisse bisweilen wahrlich alptraumhaft, wenn Karnickel in einem einstürzenden Bau zerquetscht werden, Zweikämpfe in stark blutenden Wunden enden und ein Hauptcharakter beinahe in einer Würgeschlinge lebensnah verendet.
Besondere Güteklasse hat die Animation, die Bewegungen der Tiere und natürliches Verhalten absolut lebensecht abbildet und nicht eigeninterpretiert. Die Hintergründer dafür sind wesentlich einfacher, aber nicht enttäuschend.
Für einen latent erheiternden Part sorgt eine Möwe, der die Tiere helfen (wunderbar getextet von Wolfgang Völz), doch die Düsternis und Melancholie überwiegen.
Leider entgleitet der Film gerade dort, wo er wirken soll, nämlich die Angst vor dem Tod zu nehmen. Die Sequenz, in der Fiver den verletzten Hazel in der Wildnis sucht, begleitet von dem weltberühmten "Bright Eyes" von Art Garfunkel, rutscht doch erbärmlich in Jenseitsklischees und Sangesschmalz ab und das schwarze Kaninchen des Todes kommt ebenfalls immer mit derselben Zeichnung aus.
So naturalistisch die Zeichnungen jedoch sind, so unzugänglich ist der Stil, da ungewohnt. Harsch der Ton, brutal die Bilder, das wirkt schon mal abstoßend, weswegen man bisweilen herbe schlucken muß, um durchzuhalten. Die Synchro ist ausgezeichnet und ein zeitweise angestimmter hoffnungsvoller Ton lohnt das Durchhalten.
Ein heftiger Trip für alle, die nicht nur auf die Animation achten, sondern auf die Geschichte.
Und hinterher kräftig durchatmen. (7,5/10)