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Survive Style 5+. Das sind fünf Haupthandlungsstränge. Plus noch ein paar Nebenfiguren. 1, der seine getötete Frau im Wald verscharrt hat, diese aber noch am selben Abend quicklebendig zu Hause am Esstisch vorfindet. 2, eine erfolglose Werbespotregisseurin, deren Humor nicht massentauglich ist. 4, eine Gruppe von jugendlichen Einbrechern, von denen zwei ihre Gefühle zueinander entdecken. 5, ein britischer Auftragskiller, der alles und jeden nach seiner Funktion im Leben fragt und sein dazugehöriger japanischer Dolmetscher. Und zuletzt 3, der als letztes in die Handlung eingeführt wird, weil er spät nach Hause kommt, ein Geschäftsmann und Familienvater, der sich schon auf den anstehenden Auftritt des bekannten Hypnotiseurs Aoyama freut.
Getreu der Frage, die Vinnie Jones, einige kennen ihn vielleicht aus den ersten beiden Guy Ritchie Filmen, im Film ständig stellt, was ist die Funktion der Figuren? Warum sind ausgerechnet sie und niemand anders in diesem Film vereint, denn sie haben augenscheinlich keine Gemeinsamkeit. Der Grund für diese fünf Handlungsstränge bleibt zunächst schleierhaft, aber der Spaß ist vorhanden und dringt aus allen Ritzen. 1, gespielt vom Kultstar Tadanobu Asano, muss sich unentwegt seiner nicht totzukriegenden Frau erwehren; 2 kommen ständig Ideen für urkomische Werbespots, 3 wird zum Vogel, 4 spielen in einem fremden Haus Karten, und 5, Vinnie Jones ist einfach köstlich. Überhaupt sind die Darsteller allesamt unglaublich mitreißend und überzeugend. In einer Nebenrolle kann man sogar Shinichi „Sonny“ Chiba bewundern, und zwar als prüden Vorsitzenden einer Werbeabteilung, wunderbar gegen sein Image besetzt. Nicht nur ist das Präsentierte unglaublich lustig, es wird auch in einem einzigartigen Stil verpackt: grelle Farben, toller Soundtrack, verschachtelte Erzählweise (natürlich), großartige Schnitte und Kameraführung, und nebenbei fällt auf, dass eines von Gen Sekiguchis Vorbildern scheinbar Stanley Kubrick ist: es gibt ein Zitat aus „Shining“, zwei Stücke, die auch auf dem Soundtrack zu „Clockwork Orange“ Verwendung fanden, und die Ausleuchtung in 1’s Haus erinnert stark an die aus „Eyes Wide Shut“.
Wie die Handlung schließlich weiter voranschreitet (allzu viele Einzelheiten will ich nun wirklich nicht verraten, man sollte den Überraschungseffekt nicht ruinieren), werden auch immer mehr die Beziehungen der Personen zueinander deutlich, denn auch wenn sie sich nicht kennen, beeinflussen sie teilweise stark das Leben der anderen. Bleibt natürlich noch die Frage, was das Ganze soll, zumal die Handlung es tatsächlich schafft, sich in ihrer Verrücktheit noch weiter zu steigern. Will der Film etwa am Ende nur pure abgedrehte Unterhaltung gewesen sein?
Aber nein, am Ende scheint da doch tatsächlich eine Botschaft durch. Denn nach allem, was die Figuren durchgemacht haben, sie haben’s überlebt. Ja, am Ende ist dieses Werk so geradezu ungebremst optimistisch und lebensbejahend, dass einem fast die Freudentränen in die Augen kommen, zusätzlich zu denen, die man sowieso schon vom Lachen drin hat.
Darsteller, Stil und Handlung, alles an diesem Film überzeugt, jede Sekunde dieses Bilderrauschs macht Spaß ohne Ende, und am Ende fühlt man sich einfach besser, egal, wie gut man sich vorher gefühlt hat. Außerdem entpuppt er sich tatsächlich als perfekter Weihnachtsfilm. Es ist unvermeidlich, ich kann dieser großartigen Ansammlung an Skurrilitäten nur die volle Punktzahl geben.

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