Review

Der Titel ist Programm: In dem berüchtigten, lange Jahre verbotenen Skandal-Schocker aus Japan „Exzesse im Folterkeller" folgen wir einem jungen Mann - Produkt einer grausamen Vergewaltigung - der ebenso reich wie verdorben ist und seine perversen Triebe an zahlreichen entführten Frauen auslebt. In einem endlosen Reigen aus Erniedrigung, Gewalt, hartem Sex und Mord nähert er sich seinem ultimativen Ziel: seiner guten Freundin aus Jugendtagen, die nichts von seiner dunklen Seite ahnt, dafür aber selbst so manches Geheimnis mit sich herumträgt.

„Exzesse im Folterkeller" gehört ähnlich wie etwa der berühmt-berüchtigte „Im Reich der Sinne" zu den großen japanischen Skandalklassikern, die in den 70er-Jahren international für Aufsehen und Empörung sorgten. Wo „Im Reich der Sinne" allerdings mit echtem Sex provozierte, legt es dieser Film auf eine andere Ebene an: Hier bleibt der dargestellte Sex durch teils geradezu billige Tricks wie etwa ins Bild gerückte Gegenstände oder auch einfach nur verschwommene Bildausschnitte eindeutig im Softcore-Bereich.

Soft ist hier ansonsten aber rein gar nichts. Was ihm in Sachen Hardcore fehlt, macht er durch heftige Inhalte locker wieder wett: Unterwerfung, Auspeitschungen, Folter, Sex mit Tieren, psychische Grausamkeit, bis hin zu brutalen Morden - der Film schwelgt in einer Reihe grausiger Untaten, die stets gegen den Willen der gefesselten und gedemütigten Opfer begangen werden. Die formal simple Inszenierung - wenig dramatische Spannungsmusik, eine unaufgeregte Kamera ohne schnelle Schwenks oder Schnitte, ein ausgefeiltes Setting und unbekannte Darsteller - verleihen dem Gezeigten etwas krass Naturalistisches, das den voyeuristischen Aspekt des Films deutlich abmildert. Anders als etwa bei den Rape-and-Revenge-Filmen aus den USA jener Epoche wird hier die Sensationslust des Zuschauers nicht so primitiv und offensichtlich bedient, sondern eine beinahe dokumentarisch anmutende, stilistisch neutrale Form gesucht. Das hebt den Film auf ein ganz anderes Niveau als zum Beispiel „The last house on the left" und intensiviert den Schockeffekt des Gezeigten nebenher noch einmal deutlich.

Natürlich bleibt es angesichts eines Films, der im Grunde eine Vergewaltigung nach der anderen zeigt, dennoch bei einer gehörigen Portion fragwürdigem Voyeurismus: Nahaufnahmen auf nackte Brüste oder kaum bedeckte Geschlechtsorgane und ausführlich dargestellte Sex-Szenen bestimmen den Großteil der Laufzeit. Auch kann man sich bei aller psychologisch klugen Inszenierung (etwa des grausamen Gegeneinanderausspielens einer entführten Sängerin und ihrer Assistentin) einer frauenfeindlichen Note nicht erwehren: Beinahe alle Frauen, die anfangs gezwungen und erniedrigt werden, entwickeln mit der Zeit Lust an der brutalen Behandlung und ergeben sich bereitwillig in ihr Sklavinnen-Schicksal. Dass hier billigste Männerfantasien bedient werden, ist mit der Zeit doch recht offensichtlich.

Auch bleibt „Exzesse im Folterkeller" dramaturgisch überaus platt und wird gegen Ende ein wenig langatmig. Auf der anderen Seite entschädigt er mit einer herrlich skurrilen 70er-Ausstattung und einer wirklich faszinierenden, provokanten Schlussauflösung, die das Thema allgegenwärtiger Gewalt gegen Frauen doch wieder recht subversiv aufgreift. So ganz einfach ist es hier also nicht mit der moralischen Situierung. In Verbindung mit drastischen Sex- und Gewaltszenen, die gar nicht mal so weit von Pasolinis Mega-Schocker „Die 120 Tage von Sodom" entfernt sind, und der starken, weil zurückhaltenden Inszenierung wird der Film zu einem nicht in allen Punkten gelungenen, aber wagemutigen Versuch, den dunkelsten Tiefen der menschlichen Sexualität näher zu kommen. Wer es wagt, kann hier auf jeden Fall eine finstere Entdeckung in der japanischen Filmgeschichte machen.

Details
Ähnliche Filme