Review

Diese in US-amerikanisch/kanadisch/deutscher Koproduktion erfolgte Verfilmung eines – so hörte ich zumindest – bereits in Papierform eher durchschnittlichen Stephen-Kings-Stoffs wurde 2004 von Mick Garris („Critters 2“) inszeniert, der auch für eine ganze Reihe weiterer, meist durchschnittlicher King-Adaptionen verantwortlich zeichnet („Quicksilver Highway“, „Sleepwalkers“, „Stephen King’s The Shining“ etc.).

Ich glaube, ich kann guten Gewissens behaupten, dass Garris auch für „Riding The Bullet“, eine Geschichte um einen etwas lebensmüden und vom Tod faszinierten jungen Halbwaisen namens Alan (Jonathan Jackson), der nach einem halbherzig ausgeführten Selbstmordversuch vom Herzinfarkt seiner entfernt lebenden Mutter erfährt und per Anhalter seine Reise zu ihr antritt, seinem Stil treu geblieben ist. Das bedeutet, dass er grundsätzlich etwas davon versteht, was er tut, aber aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund seine Filme gerne mit eigentlich herzlich unpassenden komödiantischen Szenen anreichert, damit man sie auch ja nicht ernstnehmen kann oder aber sich in Nebenschauplätzen und Details verliert, was King höchstpersönlich aufgrund der dadurch möglicherweise werkgetreueren Wiedergabe erfreuen mag, in Filmform aber nicht so recht funktionieren will.

In diesem Falle aber tut die Garris-typische Ironisierung von Teilen der Handlung dem Gesamteindruck sogar strenggenommen ganz gut, denn dadurch verhindert er ein allzu starkes Abgleiten in den Kitschbereich der Geschichte, in der Alan seine Liebe zum Leben und zu seiner Mutter wieder entdeckt, Dankbarkeit zeigt, ein schlechtes Gewissen bekommt und am sogar sein Studentenleben über den Haufen wirft, um fast jedes Wochenende mit seiner Mutter zu verbringen. Das klingt nicht nur etwas dick aufgetragen, das ist es auch, und dem wesentlich interessanteren Aspekt der Handlung, nämlich die von Alan zu treffende Entscheidung, ob er oder seine Mutter weiterleben dürfen soll und die daraus resultierenden Gewissenskonflikte, wird dabei etwas zu wenig Beachtung geschenkt. Vermutlich mangelte es sowohl den Drehbuchautoren als auch Garris schlicht an Kreativität und Ideen, wie sich so etwas geschickt und glaubwürdig auf die Leinwand übertragen ließe.

„Riding The Bullet“ ist ein Bastard aus Horror/Mystery-Thriller und Road-Movie. Während Alan, solide, aber wenig auffallend von Jackson gespielt, per Anhalter durchs Land reist, hat er viele seltsame Begegnungen (u.a. mit einem King-Lookalike, King selbst bekommt aber keinen Cameo-Auftritt), die technisch häufig zwar durchaus den Horrorstandards entsprechend umgesetzt wurden, der Handlung bzw. deren Dramaturgie aber nicht immer dienlich sind. Mag einiges davon in der (mir unbekannten) Literaturvorlage durchaus noch Sinn ergeben haben, wirkt es hier fragmentarisch, überflüssig und auf nicht mehr als flache Effekthascherei oder Laufzeitstreckung abzielend. Durch den gesamten Film ziehen sich neben zahlreichen Rückblenden vor allem pessimistische Vorausahnungen Alans, doch was anfangs noch wie ein kreatives Stilmittel erscheint, nutzt sich mit der Zeit doch arg ab und strapaziert die Geduld des Zuschauers.

Ein Höhepunkt des Films ist hingegen Alans Begegnung mit dem Geist George Staubs, denn dieser wird sehr ansehnlich von David Arquette dargestellt, der mit seiner Mimik und Lässigkeit das Geschehen doch deutlich aufwertet. In diesem Zusammenhang überrascht „Riding The Bullet“ auch mit einer lupenrein schwarzhumorigen „Film im Film“-Sequenz, die den Tod Staubs nachzeichnet. Andere Schauspieler bleiben aber ebenso unauffällig wie Jackson, wobei sich noch das ziemlich junge Aussehen von Alans Mutter in meinem Gedächtnis festgesetzt hat, das Assoziationen zu Garris’ „Psycho IV“ aufkommen ließ.

Jedoch gibt es auch einige zumindest von mir als solche empfundenen emotionalen Momente und diesen gewissen Wohlfühl-(Grusel-)Faktor, der vielen King-Verfilmungen innewohnt, kann und will ich auch „Riding The Bullet“ nicht absprechen. Insofern würde ich unterm Strich von einem durchschnittlichen Filmerlebnis sprechen und vergebe ein Bonuspünktchen für David Arquette und den integrierten „Kurzfilm“.

Details
Ähnliche Filme