“What would you do for a second chance?”
Die Antwort auf die alles andere als originell anmutende Frage auf dem Filmplakat dürfte im Falle der Kunstdozentin Louise (Laura Linney) höchstwahrscheinlich lauten: Alles. Aber auch wirklich alles. Auch, wenn man dafür jeglichen Sinn für Realität und gesunden Menschenverstand ausblenden muss. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass sich die Enddreißigerin Hals über Kopf in den deutlich jüngeren Studenten Scott(Topher Grace) verguckt, der einem unvergessenen Jugendfreund nicht nur äußerlich sehr ähnelt, sondern auch noch den gleichen Namen trägt, gleiche Marotten den Tag legt und sich in gleicher Weise für Kunst interessiert. Das Wort „Reinkarnation“ fällt zwar keine einziges mal, schwebt aber vom ersten Moment an im Raum.
Ganz so abstrus wie im thematisch ähnlich angelegten „Birth“ geht es hier glücklicherweise nicht zu, aber doch ist es für den Zuschauer phasenweise sehr schwierig, sich in die heillos verworrene Gefühlswelt der Hauptfigur hineinzuversetzen. Dieser Umstand wird anfangs noch von einem Hauch von Ironie und netter Situationskomik überdeckt, kristallisiert sich im Verlauf der Handlung aber immer weiter heraus, wenn sich die Protagonistin nach ersten Annäherungen inklusive Schäferstündchen immer mehr in den Gedanken an ihre neue (alte) Eroberung verbeißt und sich auch von ihrem Freund und Ex-Ehemann Peter (Gabriel Byrne) nicht davon abringen lässt. In diesem Zusammenhang mutet der zwischenzeitliche Dialog zwischen ihr und ihrer Jugendfreundin Missy (Marcia Gay Harden) beinahe wie ein verzweifelter Versuch an, die gut gemeinte, aber ungeschickt inszenierte Grundidee des Films in ein logisches Konstrukt zu pressen – leider sind die eingebrachten Erläuterungen zu diesem Zeitpunkt nicht nur einfallslos, sondern auch hochgradig überflüssig, denn alles, was man hier über Louise` Vergangenheit erfährt, kann sich jeder, der schon mehr als zwei Beziehungsfilme gesehen hat, im Grunde selbst zusammenreimen.
Doch was das Drehbuch hier nicht leisten kann, wird von den vorzüglichen Darstellern zumindest ansatzweise wettgemacht. Laura Linney kann aus ihrer reichlich naiv wirkenden und sehr oberflächlich gezeichneten Rolle noch das Maximum an Charme und Ausstrahlung herausholen, Gabriel Byrne hat eine starke Szene, ist aber ansonsten verschenkt und Topher Grace kann mir seiner frechen und erfrischenden Art immerhin noch für ein paar Schmunzler sorgen und mit seinem Waschbrettbauch das weibliche Publikum begeistern. Als Totalausfall stellt sich allerdings der Part von Marcia Gay Harden heraus - eine ob ihrer zickigen Art zutiefst unsympathische und nervige Rolle, welche in ihren zwei Szenen zwar eine gewichtige Rolle im Skript spielt, aber in der sehr bemüht wirkenden Schlussphase keinerlei Akzente setzen kann.
In jener Schlussphase wird das Thema des Films dann in relativ kurzer Zeit ohne nennenswerte Pointe, und leider auch (trotz Laura Linneys einsatzfreudigem Spiel) ziemlich emotionslos und unterkühlt, abgehandelt. Man bekommt den Eindruck, dass den Mannen um Regisseur Dylan Kidd hier nichts gescheites mehr einfiel und sie den Zuschauer aus der ohnehin schon reichlich konfusen Inszenierung möglichst hirnschonend entlassen wollten. Immerhin das ist ihnen gelungen, doch man verlässt das Kino anschließend mit dem Gefühl, die letzte halbe Stunde verschlafen zu haben, denn etwas wirklich interessantes passierte hier nicht mehr. Und wenn einem dann beim Lauschen der Abspannmusik noch die Frage im Kopf herumschwirrt, was das ganze denn nun eigentlich sollte, so ist das sicherlich auch kein gutes Zeichen.
„P.S.“ ist ein nett gemeinter, aber belangloser Versuch einer Liebeskomödie, der letztlich an seinem unoriginellen Konzept, einem schwachen Drehbuch und konfuser Inszenierung scheitert. Auch Schauspielgrößen wie Laura Linney und Gabriel Byrne sowie ein schöner Soundtrack können nicht vertuschen, dass Dylan Kidds Werk zwar stellenweise gut unterhält, aber weder gut ausgearbeitete Charaktere noch den nötigen emotionalen Biss mitbringt, um als Beziehungsfilm überzeugen zu können.