Review

Japan-Regisseur Hideo Nakatas „Dark Water“ aus dem Jahre 2002 ist ein absolut solider, von „Ring“, bei dem er ebenfalls die Regie führte, inspirierter Geistergrusler, der verstärkt auf sentimentale Momente denn auf Schockszenen setzt. Wie so oft dachte man sich in Hollywood, USA, dass man mit einem Remake für das ignorante US-Publikum etwas vom Kuchen abbekommen könnte und drehte 2005 eine im Grunde vollkommen überflüssige Neuauflage. Als Regisseur verpflichtete man den Brasilianer Walter Salles, dessen Name mir vorher nichts sagte, doch die Hauptrolle fiel Jennifer Connelly zuteil – was den Film letztlich dann doch für mich interessant machte, freute ich mich doch auf ein Wiedersehen mit dieser Ikone aus alten Kultfilmen wie „Phenomena“ oder „Die Reise ins Labyrinth“.

Anderenfalls hätte ich wohl von vornherein auf eine Sichtung verzichtet, so aber ließ ich mich dann doch noch einmal auf ein düsteres Großstadtmärchen, das viel mehr im Mystery-Thriller-Bereich zuhause ist als im Horrorgenre, ein, mit entsprechend gedämpften Erwartungen. Eine geschiedene, junge Mutter (Jennifer Connelly) bezieht aus finanziellen Gründen mit ihrer kleinen Tochter Ceci (Ariel Gade) ein heruntergekommenes Appartement am Stadtrand, das ein dunkles Geheimnis birgt, so dass sich schon bald die mysteriösen Ereignisse mehren, bis sie zu einer handfesten Bedrohung werden. Entwickelt Ceci aufgrund der schwierigen familiären Umstände harmlose Marotten oder sind fremde Mächte am Werke, die von ihr Besitz zu ergreifen versuchen? Was hat es mit dem Wasserschaden in der Wohnung darüber auf sich? Welches Unglück ist passiert und in welchem Zusammenhang steht es mit dem grantigen Hausmeister und schließlich mit der gestressten Mutter und ihrer Tochter?

Auch das Remake bemüht sich, eine besondere Atmosphäre zu erschaffen, die Melancholie einer verregneten Großstadt, Ausdruck von Einsamkeit und Anonymität, vom Verlorensein im großen Ganzen. Das gelingt nicht schlecht in einer farblichen Tristesse, die ein unwirtliches Ambiente schafft. Wie das Original schreibt Salles’ Film Sentimentalität groß und verzichtet weitestgehend auf horrortypische Schockmomente. Im Endeffekt sieht das dann aber so aus, dass man mit der Erwartungshaltung des Zuschauers an der Grenze des Zumutbaren spielt: Viele Szenen werden so aufgebaut, dass man sich auf eine erschreckende Begebenheit einstellt, die letztlich fast immer ausbleibt, was zunächst recht beruhigend wirken mag, sich aber bald abnutzt und eine inhaltliche Leere zurücklässt. Das Sentimentale verfällt dabei zudem gern ins Schwülstige, was alles wiederum überhaupt nicht mit den karikierend überzeichneten, bisweilen fast komödiantischen Nebenrollen korrespondiert, als wolle man dem Zuschauer selbst tiefergehende Gefühle nicht wirklich zumuten. Das ist inkonsequent und macht „Dark Water“ zu einem irgendwie zu seichten, wenig memorablen Filmerlebnis.

Die Connelly als Mutter am Rande der Überforderung und manchmal gar fast im abgemergelten Junkie-Look ist gewöhnungsbedürftig, die kleine Gade hingegen ist ein wirklich süßes und talentiertes Kind. Die Stärken des Films liegen darin, zumindest zeitweise den besonderen Zauber von Mutter-Kind-Beziehungen vor der eingangs beschriebenen ungemütlichen Kulisse durchklingen zu lassen, was unterm Strich aber nicht für einen guten Film reicht. Das bedeutet, dass Salles’ Neuinterpretation letztendlich in etwa so ausgefallen ist, wie ich es erwartet bzw. befürchtet hatte und einmal mehr beweist, dass gerade in atmosphärischen Fragen die Japaner in ihren Mystery-Gruslern eindeutig die Nase vorn haben.

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