ArmSelig & ScheinHeilig
Eine jahrelang, filmische Schaffenspause tat Jodorowsky wohl gut,
kam er kurz vor den 90ern doch zurück mit diesem strahlend-roten Blut.
Über einen jungen Zauberer mit Trauma und mörderischen Händen,
doch von einer recht simpel anmutenden Story sollte man sich nicht lassen blenden.
Vom Kult in die Manege und direkt in's Verderben,
eine kaputte Seele vor all ihren Scherben.
Der sterbende, ausblutende Elefant im Raum,
einen Künstler wie diesen Mexikaner hält man einfach nicht im Zaum.
Näher kommt der Mann einem Giallo oder Slasher wohl nicht,
doch verliert man trotz aller Symbolik und Metaphern niemals allzu lang die Sicht.
Bilder und Szenen, die einem noch lange hinterschleichen,
Arthaus-Feinden könnte es aber natürlich auch hier schon nach wenigen Minuten reichen.
Abgehakte Arme und tätowierte Huren,
dieser Streich tanzt nicht nach den üblichen Uhren.
Bezaubernd und innig gespielt von seinen Söhnen,
kann er es nicht lassen, einige Institutionen zu kitzeln oder zu verhöhnen.
„Santa Sangre“ kann surreal und wirr anmuten,
doch kann diese Collage auch wahrlich in den Filmfreund reinbluten.
Schade, dass das war sein letzter großer Streich,
diesen Schrei hörte man von Spanien bis weit über den Teich.
Natürlich ist die Auflösung weder Schock noch Suprise,
dennoch geht das insgesamt, trotz gut zwei Stunden, runter wie Eis.
Fazit: ein irres Erlebnis - mit sich im Reinen und ohne echte Vergleiche. Verstörend und bleibend. Nicht immer verständlich, aber nicht ohne etliche Wirkungstreffer. Jodorowskys zugänglichster?! Eine giftig-hypnotische Mixtur „Psycho“ und „Maniac“, Luis Bunuel und Dario Argento, Fellini und Dali, religiösen Visionen und einem Alptraum. Unvergleichlich.