August Underground - kaum eine Filmreihe hat die Horrorgemeinde derart gespalten und so viele Diskussionen ausgelöst wie diese Trilogie.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Zwei Serienmörder filmen sich mit der Handkamera bei ihren Taten und diversen anderen Freizeitaktivitäten.
Es ist in der Tat schwierig, diesen Film zu bewerten, da er bewußt alle Konventionen eines handelsüblichen Spielfilms mit Füßen tritt (und gerade das lässt ihn so authentisch wirken).
Ich selbst musste mir den Streifen mit zeitlichem Abstand zweimal anschauen, um mich überhaupt für eine Bewertung entscheiden zu können.
Zu jedem Film gibt es ja mindestens zwei Meinungen - und eine Menge überschneidende Meinungen dazwischen. Bei einem derart polarisierenden Film wie August Underground ist die Grauzone allerdings recht dünn: entweder man liebt ihn oder man hasst ihn.
Das erste Meinungsbild klingt zusammengefasst in etwa so: Der Film sei langweilig, pervers und ohne jegliche Dramaturgie.
Das zweite Meinungsbild, dem ich mich anschließe, sieht dann so aus: Alle Kritik ist berechtigt! Es gibt keinen Erzählstrang, keine Informationen zu den Protagonisten, das Kamerabild ist verwaschen und verwackelt, und die dargestellte Gewalt ist abstoßend.
Doch gerade das macht den Film so effektiv! All dies ist beabsichtigt und lässt das Geschehen erschreckend realistisch rüberkommen. Wenn man sich auf den Film einlässt, erwartet einen ein deftiger Schlag in die Magengrube.
Der Zuschauer wird ins kalte Wasser geworfen und der Sog der Bilder packt einen, ohne dass man einen Abstand zum Geschehen aufbauen könnte, weil die Perspektive direkt aus der Sicht der Täter ohne jegliche kritische Distanz erfolgt.
Die Folterungen und Morde wirken echt und gnadenlos, ohne jegliches Mitleid und dabei mit einer grausamen Beiläufigkeit ausgeführt. Die einzigen Reaktionen auf das Leid der Opfer sind Spott und Hohn.
Die sinnlose Gewalt erfüllt den Zuschauer schnell mit Abscheu und man stellt sich zwangsläufig die Frage:"Warum sehe ich mir das eigentlich an?"
Und genau hier liegt die eigentliche Stärke des Films: Gewalt ist hier kein Entertainment wie in vielen Mainstreamproduktionen, alles wirkt real und ist unangenehm anzuschauen. Der Realismus nimmt der Gewalt ihren Unterhaltungswert und hält dem Zuschauer ungeschönt den Spiegel des Voyerismus vor.
Die fehlende Begründung für die Morde und das schäbig-gewöhnliche Erscheinungsbild und Auftreten der beiden Protagonisten macht deutlich, das Serienkiller keine "Stars" sind und dass Morde an willkürlichen Opfern auch keinen tieferen philosophischen "Sinn" haben - hier zeigt der Sadismus seine wahre Fratze ohne aufgestylten Hollywood-Popanz der Marke Hannibal Lecter.
Fazit: Dieser Köter von Film ist an sich konsequent kritiklos, er hat keine Botschaft und will auch überhaupt keine Botschaft tranpsortieren. Dennoch wird der Konusment gerade durch die Kritiklosigkeit des Gezeigten selbst zu einem Urteil gezwungen, er muss sich selbst die Frage stellen, worin der Zweck filmischer Gewalt liegt und wie sich das moralisch rechtfertigen lässt. Indem die Grausamkeit jeglicher Alibi-Rahmenhandlung und jeglicher Hochglanzstiliserung beraubt wird, wird der Zuschauer ungefiltert mit seinem eigenen Voyerismus konfrontiert.
Letztlich sind Filme, in denen Gewalt als lustig, gerechtfertigt oder "cool" dargestellt wird im eigentlichen Sinne gewaltverherrlichend, während bei dieser Art der Darstellung jegliche Beschönigung abhanden kommt und den geistig gesunden Zuschauer zu einer Reflektion über seine Sehgewohnheiten zwingt.