Memorial Day, ja, Memorial Day. Da feiert Amerika seine toten Soldaten. Was das aber mit dem Inhalt dieses Films zu tun hat, hat sich mir auch nach dem dritten Mal ansehen nicht erschlossen. Jawohl, ich hab es wirklich geschafft, dieses Meisterwerk minderbemittelter Filmkunst drei Mal anzusehen. Nein, es hat mich niemand gezwungen. Grund dafür war eigentlich, das ich einmal eingenickt bin und beim zweiten Ansehen es nach der Hälfte des Films vorgezogen habe, etwas abzuwaschen und zu staubsaugen. Aber beim dritten Mal, da hab ich es dann geschafft. War aber auch gar nicht so einfach. Nicht das „Memorial Day“ überaus langweilig wäre oder vielleicht sogar öde, nein, es ist viel schlimmer! „Memorial Day“ ist eines dieser Genrewerke, die nicht einmal mehr als unfreiwilliger Trash durchgehen können. Dieser Film ist ein eiskalt durchkalkuliertes Machwerk, welches direkt für eine Zielgruppe zugeschnitten wurde. Natürlich kann man dies über so gut wie jeden Film behaupten. Aber ich möchte damit erklären, dass es sich nicht im Geringsten lohnt, diesen in der deutschen Fassung auch noch um seine kurzen Splattereinlagen beraubten Film, anzusehen. Genrefans werden dies natürlich trotzdem tun.
Betrachten wir dieses Werk nun aber einmal genauer. Wir hätten da zuerst einmal als Ausgangssituation eine Horde Bonzen, welche die schöne Natur durch die Errichtung eines Parks mit dem Namen Memorial Valley zerstören möchten. Die ersten Touristen sind auch schon da, der Eröffnung kann also nichts mehr im Wege stehen. Wirklich nicht?
Also, was braucht man, um die zuletzt gestellte Frage zu beantworten? Richtig! Einen irren Killer, Schlitzer, Mörder oder was auch immer. In diesem Fall muss dafür ein, ja was eigentlich, herhalten? Ist es ein Degenerierter Urwaldmann, der hier mittels rassistischer Klischees als zurückgeblieben, verkommen, dumm und minderbemittelt dargestellt wird? Hm, so könnte es durchaus sein. Obwohl, er ist natürlich nicht der Böse. Die Menschen sind doch die bösen. Jene, die die Natur des Urwaldmannes zerstören, der bisher unbemerkt in dieser wildesten aller wilden Wildnissen Amerikas unbemerkt leben konnte. Und das, obwohl ja schon die Bauarbeiten für den Park ein Weilchen gedauert haben dürften und er in dieser Zeit nur einen einzigen Arbeiter um die Ecke gebracht hat. Dafür darf unser Wächter der Natur jetzt aber in die Vollen gehen und so manchen Besucher des Parks um die Ecke bringen. Völlig willkürlich und wahllos versteht sich. Aber so brutal und grausam wie möglich! Ganz toll. Und weiter?
Nichts weiter! „Memorial Day“ ist ein Film, welcher aus einem preiswerten Baukasten für Slasherfilme stammt. Da dieser Baukasten aber nur 3,99 Dollar gekostet hat, war da weder Atmosphäre, Spannung oder sogar ein einziger guter Darsteller drin. Stattdessen gab es Holzfiguren mit grob geschnitzter Mimik, ein paar miese Splattereffekte, von denen man aber wie gesagt in der DF nicht viel sieht und jede Menge Löcher in der Logik der Handlung. Eigentlich sind das ja aber keine Logiklöcher. Nein, so wie Drehbuch und Regie die Darstellergurken durch die Gegend taumeln lässt, so haben sich schon unzählige andere Taschengeldaufbesserer in vielen anderen Filmen verhalten müssen. Möglichst blöd und möglichst unlogisch und immer mit offenen Armen ins Messer rennend. In diesem Fall dann eben in den Holzpfahl des Urwaldmannes. Ugah!
Dabei sollte der Konsument doch gewarnt sein. Selbst der Rückentext der VHS – Kassette ist verdammt ehrlich. „Bei seinem tödlichen Amoklauf zieht er eine blutige Spur durch das Camp und schlachtet einen nach dem anderen auf brutalste Weise ab.“ Spätestens bei den Worten „Camp“, „einen nach dem anderen“ und „abschlachten“ sollte es beim geübten Filmfreund klick machen und sich die rote Plagiatswarnlampe im Oberstübchen einschalten. Denn da wo diese andere Serie mit den Inhalten „Camp“ und „abschlachten“ und „einem nach dem anderem“ wenigstens noch einen für die jüngsten Zuschauer charismatischen Schlächterhans zu bieten hat, kommt unser Urwaldmännchen in „Memorial Day“ eher wie der Bibabutzemann daher. Ja, man möchte ihm am liebsten im Angesicht seines schlecht gebastelten Überbisses einen Besuch beim Dentisten schenken.
Doch kommen wir zum Schluss. „Memorial Day“ ist auf ganzer Linie unterste Schublade und selbst für die Härtesten der Harten Genrefans nur mit der nötigen Dosis Nervenstärke zu ertragen. Dieser Film trainiert auf jeden Fall das Durchhaltevermögen des Zuschauers! Viel Spaß beim üben.