Review

Auch bei „Hotel" muss ich, wenn ich mir so manche Kritiken durchlese, wieder auf das so berühmte, wie überstrapazierte Wort „Kunst" eingehen und mich gleichzeitig fragen, wieso insbesondere dann, wenn ein Film zwar vollkommen öde ist, aber immerhin stilistisch durchaus ordentlich präsentiert, gleich zur Kunst hochstilisiert wird. Oder muss diese zwangsläufig einschläfernd sein?

Natürlich hat dieses Werk einen gewissen künstlerischen Anspruch. Dagegen ist ja auch gar nichts einzuwenden. Vor allem die Kameraführung von einem Herrn namens Gchlacht ist überaus gelungen, insbesondere wenn diese aus Sicht der Protagonistin eingesetzt wird. Doch das reicht einfach nicht - schon gar nicht für einen Film, der gerne ein Thriller wäre.

Wenigstens wenn Madame durch die Gänge latscht und der Zuschauer ihr dabei beiwohnen darf, könnte man doch wenigstens mal versuchen etwas Spannung hineinzubringen, doch diese verweigert Regisseurin Hausner ihrem Film in einer bislang selten da gewesenen Konsequenz.

Nehmen wir ein anderes Beispiel: „Stay" ist sicherlich auch ein anspruchsvoller Film mit einer ebenfalls brillanten Kameraführung - nur hat dieser eben auch eine Geschichte zu erzählen und man kann ihm nicht vorwerfen, dass er, wie eben „Hotel" - und hierfür gibt es definitiv keine andere Bezeichnung - „stinklangweilig" ist.

Oder nehmen wir doch mal einen Film wie „Ghost Dog". Auch der wird überall als künstlerisch wertvoll eingestuft und ist sicherlich alles andere als spannend. Aber auch er hat wenigstens etwas zu erzählen. Davon ist in „Hotel" weit und breit nicht mal ansatzweise etwas zu erkennen.

Auch nichts gegen die Hauptdarstellerin. Im Rahmen der ihr vom Drehbuch vorgegebenen Möglichkeiten holt sie das Optimum heraus, doch das reicht eben auch nicht aus, denn die teilweise endlos langatmigen Einstellungen zehren mit der Zeit doch sehr an den Nerven des Zuschauers - zumal sie zusätzlich auch keinerlei Sinn ergeben. Warum muss ich denn die Dame geschätzte fünf bis sieben Minuten in der Disko tanzen sehen? Wollte die Regisseurin so wenigstens die Laufzeit von achtzig Minuten erreichen?

Es mag ja ein Klischee sein, dass die Uhren in Österreich grundsätzlich langsamer laufen, aber ein Tag als Bedienung in einem Wiener Cafe ist mit Sicherheit interessanter als dieses Aushängeschild filmischer Langatmigkeit, das meinem bisherigen Spitzenreiter „Gerry" erschreckend nah auf den Pelz rückt.

Die sehr gnädigen 3 Punkte gibt's wirklich nur für die schöne Kamera und die überzeugende Hauptdarstellerin, die aber alles in allem nichts retten können, denn hier passiert einfach nur gar nichts. Hätte ich die komplette Laufzeit auf meinen Fernseher im Stand-by Modus gestarrt, wäre damit fast die gleiche Wirkung erzielt worden. Aber das wäre dann ja wieder keine Kunst.

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