Serienkiller - von diesem Thema gibt es ja unzählige Filme. Man bedenke die Hannibal-Lecter-Story, die wohl jedem bekannt sein dürfte. Auch Deutsche versuchen sich schon seit langen Filme in diesem Genre zu schafften (Antikörper als Beispiel). Nun gibt es auch eine mexikanisch-ecuadoriansche Co-Produktion. Sebastian Cordero verfilmt die Geschicht über das Monster von Babahoyo.
"If it's on the tv, it must be the truth"
Nach dieser Devise lebt und arbeitet Manolo Bonilla (John Leguizamo - The Fan, Carlito's Way). Er ist absolut fanatisch nach der perfekten Story, die ihn zum Held macht. Aus diesem Grund macht er sich mit seiner Filmcrew - Ivan (Jose Maria Yazpik - Nicotina) und Marissa (Leonor Watling - Son del Mar) - auf nach Ecuador, um sich an die Fersen des Serienkillers, der seit Jahren in Lateinamerika wütet, zu heften. Seit einiger Zeit versetzt dieser Killer die Stadt Babahoyo in Angst und Schrecken. Er entführt Kinder, vergewaltigt und foltert sie und anschließend vergräbt er ihre Leichen in Massengräbern. Doch wer ist dieser Serienkiller? Keiner bekommt ihn zu fassen, obwohl er schon unendlich viele Morde auf dem Gewissen hat.
Beginnen tut der Film allerdings mit Vinicius Cepeda (Damian Alcazar - Pancho Villa). Eigentlich von allen Menschen der Stadt geachtet, passiert ihm ein tragischer Unfall. Er fährt im Gemenge der Beerdigung von Kindern, die durch das "Monster" umgebracht wurden, ein Kind an. Als dies auch noch der Zwillingsbruder eines ermordeten Kindes ist und sich herausstellt, dass auch noch dieses Kind tötliche Verletzungen davon getragen hat, beginnt die Menge auszuflippen. Das Klima in der Stadt ist ja sowieso schon am Siedepunkt. Sie ziehen Vinicius aus seinem Auto und wollen einen Lynchmord begehne - am hellichten Tag mitten auf der Straße, allen voran der Vater der getöteten Jungen; dies alles natürlich vor laufender Kamera...Manolo lässt sich natürlich so eine Story nicht entgehen. Aber er schreitet dann doch ein und bewahrt Vinicius vor dem sicheren Tod, da die Polizei nicht wirklich versteht, wie sie gegen den aufgebrachten Mob vorgehen soll
Als dann jedoch Vinicius aus unerfindlichen Gründen auch mit eingesperrt wird, wird dies für ihn zum großen Problem, denn er ist nicht wirklich sicher in einem Gefängnis in einem solch armen Land. Hier kommt dann wiederrum Manolo ins Spiel. Als dieser wegen einer Reportage im Gefängnis auftaucht, versucht Vinicius ihn zu einem Exclusive-Interview zu überreden. Vinicius hat auch ein Lockmittel...er weiß mehr über das "Monster" als alle anderen! Um dies zu beweisen, gibt er Manolo einen Tip, wo noch eine Mädchenleiche versteckt ist.
Als schließlich Manolo durch die Verifizierung dieser Aussage Vinicius Angebot annimmt, kommt es zu mitreißenden mitunter auch heftig ins Mark gehenden Dialogen zwischen den Beiden. Es entsteht eine Art Psychoterror, so wie zwischen Hannibal Lecter und Clarice Starling, allerdings ohne zu wissen, ob Vinicius überhaupt etwas mit den Morden zu tun hat, oder ob er wirklich nur, wie er behauptet, zufällig das "Monster" als Anhalter mitgenommen hat. Diese Erkenntnisse über das "Monster" verheimlicht Manolo allerdings gänzlich vor der Polizei. Er setzt alles daran, dass ER den Mörder findet, dass ER die Lohrbeeren für den "Sieg" einfährt. Dieser Egoismus kann sich allerdings irgendwann auch rächen...Ist ein Held jedes Mal wirklich ein Held??? "It's really all true, what you see on the tv?" Das ist die Frage...
Diese Unklarheit, die den ganzen Film hindurch besteht, ist sehr gut gemacht. Sie hält den Film am Leben. Er bekommt dadurch eine immense Spannung...die Psychospiele über Schuldgefühle bringen einen zum Nachdenken. Der Film schafft es, immer kurz vor dem Höhepunkt die Spannung wieder verflachen zu lassen, ohne jedoch langweilig zu werden. Die Probleme der Leute, die Armut, die Abgründe der menschlichen Seele werden in diesem Film sehr gut zum Ausdruck gebracht. Cordero vermittelt den Zuschauern eine gute Tiefe der Persönlichkeiten seiner Charaktere. Er lässt einen mitfühlen, vergißt aber nicht eine etwas dokumentarische Linie in den Film zu bringen. Das Stilmittel Hitze, die ja unweigerlich in Lateinamerika an der Tagesordnung ist, vermittelt dem Film zusätzlich eine sehr bedrückende Stimmung.
Der Sound des Films ist diesem absolut auf den Leib geschneidert. Es sind ausschließlich lateinamerikanische Lieder. Diese wurden von dem Macher des Soundtracks für City Of God und Lord of War eingespielt - Antonio Pinto.
Produziert wurde der Film von den Machen von "Y Tu Mama Tambien - Lust For Life".
Zurecht wurde der Film mit viel Begeisterung auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und Toronto und dem Sundance Festival gefeiert.
Fazit:
Cronicas ist ein tragischer Thriller über einen Serienkiller aus Lateinamerika, der zum Teil dokumentarische Züge hat. Er soll nach einer wahren Begebenheit entstanden sein. Zwar gibt es mittlerweile viele Filme dieser Art, durch die Art und Weise der Kameraführung und der Vermittlung der Gegebenheiten des Landes in dem er spielt, hebt sich Cronicas aber etwas von den "normalen" Serienkillerdramen ab.
Alles in allem eine sehr gelungene Produktion des mexikanisch-ecuadorianschen Films
Absolut sehenswert...
8,5/10 Punkte