Eins vorweg: Gangs of New York war doch in gewissen Hinsichten eine Enttäuschung. So stand ich nun einer weiteren Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio skeptisch gegenüber. Die Thematik, das Leben und Streben des amerikanischen Filmemachers, Millionärs und Flugzeugverrückten Howard Hughes, bietet jedenfalls genug Stoff für einen wirklich guten Film.
Die Geschichte spielt, nach einem kurzen Abstecher in Howards Kindheit, in den 1920er bis 40er Jahren. Dort schildert Scorsese in aufwändigen und ausstaffierten Bildern das Leben eines Mannes, der Visionär aber auch eine traurige Gestalt war. DiCaprio gehörte nie zu meinen Lieblingsdarstellern. Doch muss man ihm hier fairerweise einräumen, dass er eine starke Performance abliefert. In den verschiedenen (in mehr oder minder langen) Episoden verkörpert er den Charakter mit allen Höhen und Tiefen, Ticks und Phobien glaubwürdig und schafft es, den Zuschauer mitzureissen. Auch die weiteren Rollen sind gut besetzt. Als da wären zum Beispiel Cate Blanchett, Jude Law, Kate Beckinsale, Ian Holm und Alan Alda. Erstere drei repräsentieren Katherine Hepburn, Errol Flynn und Ava Gardner, was schon alleine ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Einfach mal, dass diese Ikonen der Glanzzeiten Hollywoods auftauchen. Dies versetzt einen wunderbar in die damalige Zeit.
Dazu trägt zum grossen Teil natürlich auch die Ausstattung bei. Das komplette Design des Films ist aufwändig und schön anzusehen, ohne sich dabei in Grössenwahn zu verlieren. Man hat sich sichtlich Mühe gegeben. Die Musik des Werkes besteht aus damals zeitgenössischer und klassischer Musik (darunter Stücke von Bach und Gershwin). Wobei der Score von Howard Shore für meinen Geschmack etwas zu kurz kam. Besonders gefallen hat mir hier auch die Bildkomposition. Das wunderbare Zusammenspiel von Bild und Ton wird schon gegen Anfang in der Sequenz deutlich, als Howard seinen Film "Hells Angels" dreht. Tragende, klassische Musik und die überall herumschwirrenden Flugmaschinen erwecken den Eindruck, als würde man einem Ballett in luftigen Höhen beiwohnen.
Der Film nimmt sich gegen Ende mehr Zeit, wodurch er sich etwas zieht. Mit seinen knapp 180 Minuten liegt er über dem Durchschnitt, Langeweile gibt's aber nicht. Das Gesehene bleibt stets interessant, wird aber an einigen Stellen etwas zu breit getreten. Gegen Ende greift der Film in zwei grossen Teilen noch Howards Kampf gegen sich selbst und ein Gesetz, dass ihn ruinieren würde, auf. Etwas weniger Politik hätte dem Film gut getan. Auch das Ende ist etwas abrupt geraten. Dort hätte man eventuell noch ein paar Minuten mehr unter bringen können.
Auch geht der Film stellenweise sprunghaft zur Sache. Man erfährt nicht, was zwischen den gezeigten Episoden passiert ist. So verliert man immer wieder kurz den Bezug. Doch stört das nicht wirklich, denn die insgesamt fesselnde Inszenierung lässt diese Sprünge verzeihen. 11 Oscarnominierungen hat der Film bekommen. Einige sind durchaus nachvollziehbar, alle rechtfertigt er in meinen Augen nicht.
Fazit:
Scorseses neues Epos ist nach dem mittelmässigen "Gangs in New York" auf jeden Fall ein mitreissendes Portrait Howard Hughes' und auch zum Teil der amerikanischen Geschichte geworden. Überzeugende Darsteller und die opulente Ausstattung lassen die 3 Stunden wie im Flug vergehen. Auch wenn man nicht die volle Laufzeit hätte ausschöpfen müssen, so bleibt ein grosses und sehenswertes Drama.