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Wir leben in einer Fastfood-Gesellschaft. Alles muss schnell, leicht konsumierbar und vor allen Dingen oberflächlich gesehen „lecker“ sein. Genau diesen Wesenszug unserer heutigen Gesellschaft nimmt sich Gore Verbinski als einen von vielen Aufhängern für „The Weather Man“ vor. Und dabei handelt er vollkommen konträr zu diesem Wesenszug: „The Weather Man“ ist ein bedächtiger Film, nicht so ohne weiteres in seiner Tiefe Fastfood-ähnlich leicht konsumierbar, aber nichtsdestotrotz ein insgesamt äußerst schmackhafter Film.

David Spritz (Nicolas Cage) scheint im Beruflichen das Glück gepachtet zu haben: als Wettermann eines Chicagoer Lokalsenders ist er so gut, dass die überregionale Sendung „Hello America“ bereits auf ihn aufmerksam geworden ist und ihn zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen hat. Doch das Glück, das ihm im Job widerfährt, bleibt ihm im Privaten verwehrt: seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen, seine beiden Kinder haben auch einige Probleme und sein Vater Robert (Michael Caine), seines Zeichens Pulitzer-Preisträger, scheint von den privaten und beruflichen Leistungen seines Sohnes nicht sonderlich begeistert zu sein…

Wie soll man nur zu solch einem Charakter einen Zugang finden? Es gelingt eigentlich sehr gut. Denn so fern der Charakter eines erfolgreichen Medien-Vertreters scheint, David Spritz entpuppt sich recht schnell als der typische „Jedermann“, als ein Mensch „wie Du und Ich“. „The Weather Man“ zeigt auf, dass sich hinter der Fassade des Erfolgreichen nicht immer ein rundum zufriedener Mensch verstecken muss, dass auch Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, durchaus mit alltäglichen Problemen zu kämpfen haben. Eine gescheiterte Ehe, drogenabhängiger Sohn, übergewichtige Tochter und schließlich der erfolgreiche Vater, der zu allem Überfluss auch noch die Nachricht seines nahenden Todes aufgrund einer unheilbaren Krankheit verkünden muss. Das sind alles Probleme, die jeden von uns ereilen können. Verbinski verfilmt hier also die Normalität, den grauen Alltag bereichert um den Kontrast zwischen Erfolg und Misserfolg. David Spritz kämpft gegen den privaten Misserfolg tapfer an; versucht, es allen Recht zu machen und scheitert nur allzu oft in seinen löblichen Ambitionen an seiner Unfähigkeit, das Wesentliche im Zwischenmenschlichen zu sehen. Gerade die Beziehung zu seinem Vater wird dabei leicht in den Mittelpunkt gerückt: der bevorstehende Abschied von seinem Vater verleitet Spritz dazu, sich noch stärker darum zu bemühen, Zugang zu seinem Vater und Anerkennung (vor allen Dingen für seine berufliche Leistung) zu finden.

Bei der Umsetzung dieser Thematik gelingt es Verbinski, eine Ruhe zu entwickeln, die es dem Zuschauer leicht macht, sich in den Film zu vertiefen. Der kühle und doch irgendwie angenehme Look des Filmes tut sein übriges zur Entwicklung dieser Ruhe. Und auch der Hauptdarsteller des Films, Nicolas Cage, zeichnet sich wieder einmal durch eine hervorragende Leistung aus: ohne je aufgesetzt zu wirken, verkörpert er diese Rolle des Jedermanns so eindringlich und dennoch irgendwie unscheinbar, dass es nicht schwer fällt, dem gerade Gesehenen die notwendige Glaubwürdigkeit zuzusprechen. Aus der Riege der Nebendarsteller sticht vor allen Dingen Michael Caine als ruhender Pol Robert heraus, der auch ohne große Worte die ausweglose Situation seines Charakters und das auf den ersten Blick so kühle Verhältnis zu seinem Sohn darstellt.

„The Weather Man“ entwickelt sich so zu einer Charakterstudie über einen Menschen, der auf den ersten Blick erfolgreich, auf den zweiten Blick gescheitert und auf den dritten, finalen Blick hin allenfalls „normal“ erscheint. Das alles wird mit reichlich Witz vorgetragen, der jedoch niemals die tragischen Elemente vergessen lässt und Vergleiche mit „Lost in Translation“ oder „About Schmidt“ nicht scheuen muss. Wenn Normalität doch öfter so unterhaltsam und zugleich mit solcher Tiefe verfilmt würde… 8,5/10

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