Ich bin kein großer Fan des asiatischen Kinos. Weitgehend wurde ich enttäuscht und konnte auch bejubelte Erscheinungen wie „Blast Killer“ oder „Bullet in the head“ nicht gut heißen. Erst mit „Oldboy“ war ich das erste Mal richtig begeistert. Er ist einer meiner Lieblingsfilme. Also gab ich mir einen Ruck und schlug ein weiteres Mal bei der „4 für 3“ Aktion beim Müller zu. Unter den 4 Filmen auch „Kung Fu Hustle“, der einen guten Ruf genießt. Soweit ich weiß, löste er Shaolin Soccer (ebenfalls von Stephan Chow) als erfolgreichsten Hong Kong Film aller Zeiten ab.
Das erste, was ich zum Film anmerken will, ist gleich ein Kritikpunkt. Die Handlung ist unerträglich. Mir schien es eher so, dass man krampfhaft und erfolglos versucht hat, dem Kampfspektakel einen Handlungsrahmen zu verpassen. Die Kampfsequenzen könnten vor der eigentlichen Handlung produziert worden sein. Trotzdem versuche ich den Blödsinn mal zusammenzufassen:
Da hätten wir Sing (Stephen Chow), der anfangs kaum auffällt, wenn man Stephen Chow (wie ich) vorher noch nie gesehen hat. Der hat immer seinen fetten Kumpel mit am Start und macht das Schweineviertel als leichter Gauner unsicher. Sein Traum ist es, zur berüchtigten Axt-Gang zu gehören. Diese will das Viertel auseinander nehmen und scheitert an drei Kung Fu Meistern älterer Tage. Es handelt sich um Donut, Tailor und Coolie, die drei abgefreakte Kampftechniken beherrschen: Die eiserne Faust, den Titan Stab und den Tritt der 12 Methoden. Danach wird die Handlung äußerst schwammig. Es endet damit, dass Sing aufgenommen wird in der Axt-Gang, dann aber doch auf die gute Seite überwechselt und schließlich mit dem berühmt-berüchtigten „Biest“ einen Endkamp führen muss. Der gehört gar nicht so wirklich zu den Bösen. Sein Problem ist, dass er so ein unfassbar guter Killer ist, dass er auf Grund von zu viel Training in der Irrenanstalt gelandet ist. Als er befreit wird, steht er auf keiner Seite, er will nur einen ebenbürtigen Gegner haben. Auf so einer Story den Endkampf aufzubauen war einfach zu schwach. Der rote Faden fehlt komplett.
Nagut, dann will ich die Kritik komplettieren, denn eigentlich hat mich der Film durchaus überzeugen können: Der asiatische Humor wird „zu wenig unterdrückt“. Ist eigentlich eine blödsinnige Kritik, ist halt deren Humor und mit dem kann ich einfach nichts anfangen. Gelegentlich versuchen sie aber, den Humor anzuschwächen, wenn sie Produktionen starten, die auch im Westen Erfolg haben sollen. Das wird hier nicht gemacht. Dass sich das auch positiv auswirken kann, sieht man an der Musik. Die ist nämlich wirklich hervorragend gelungen. Und in diesem Bereich dachte man ebenfalls darüber nach, speziell in diesem Film, westliche Töne anzustimmen. Man besann sich dann aber doch auf die typische chinesische Musik und fährt damit fantastisch. Die Sache mit dem Hunor soll mich aber, obwohl es mich gestört hat, nicht zu Punkteabzug führen, da das kulturell bedingt ist und kein Qualitätsdefizit sein kann.
Nun aber zu meinen positiven Punkten: Die Martial-Arts-Inszenierungen sind der Hammer. Zwar natürlich in unbegreiflichem Maße überzogen, trotzdem oder gerade deswegen ein riesiger Spaß. Nicht zuletzt, weil Chow ganz bewusst so vorgeht. An dieser Stelle möchte ich ein Wort zu ihm loswerden. Ich habe auf der DVD noch ein Interview mit ihm gefunden und war schockiert: Entweder hatte er einen verdammt schlechten Tag, oder er ist an sich ein sehr unlustiger Mensch mit Sozialproblemen. Auf lustig gemeinte Fragen des Interviewers hat er immer kaum was rausgebracht. Da ich jetzt schon mit dem Zusatzmaterial der DVD angefangen habe, führe ich das gerade zu Ende: Die Asiaten sind schon seltsam. An anderer Stelle wird der Hauptakteur Sing als „Kakerlake ohne das Wesen eines Insekts“ (???) bezeichnet. Außerdem stehe der Film für den Weltfrieden und Chow betont, dass der Film zeigt, dass alle Menschen von Grund auf gut sind. Dieses Gelaber konnte man sich wirklich kaum anhören.
Egal, zurück zum Film. Neben den Martial-Arts-Einschüben, die einen großen Zeitanteil in Anspruch nehmen, sind mir die Charaktere sehr gut aufgefallen. Zu den meisten Lachern hat mich das „Biest“ (Leung Siu-Lung) und die „Vermieterin“ veranlasst. Letztgenannte wird übrigens von Yuen Quiu verkörpert, die einst in dem James Bond Streifen „Der Mann mit dem goldenen Colt“ ein paar Bösewichte verprügeln durfte. Stark natürlich auch der schwule Kung-Fu-Spezialist. Wirklich schade, dass es Chow nicht gelang, sie in eine ansprechende Story einzubetten, sonst hätte der Film Potential zu Höchstwertungen gehabt.
Fazit: Ein wirklich unterhaltsamer Streifen! Dafür sorgen die bunten, witzigen Charaktere, die sagenhaften, völlig überzogenen Kampfsequenzen, der dicke Score und reizende Optik. Für deutliche Abzüge sorgt leider die Story, die sehr unausgereift ist und auf ganzer Linie enttäuscht. Sie scheint nur mittel zum Zweck zu sein. Daher kann ich insgesamt „nur“ 7 Punkte vergeben. Euer
Don