Review

Der Überraschungshit aus Fernost in diesem Jahr ist wohl ohne Zweifel „Kung Fu Hustle“. Stephen Chows inoffizieller Nachfolger zu „Shaolin Soccer“ spielte an den chinesischen Kinokassen rekordverdächtige Summen ein und wurde bei den Hongkong Filmawards mit 6 Trophäen, inklusive „Bester Film“ ausgezeichnet. Um eines vorwegzunehmen: Chow’s eigenwillige Mischung aus Martial Arts, Slapstikcomedy und Filmparodie ist so ziemlich das Schrägste was in letzter Zeit veröffentlicht wurde.


Stephen Chow ist Hauptdarsteller, Autor und Regisseur in einem und wenn man das Ergebnis betrachtet, ganz ordentlich damit klar gekommen. Er spielt den Part des Sing, ein etwas vetrottelter Kleinganove der schon immer zu den schweren Jungs gehören wollte. Zusammen mit seinem übergewichtigen Kumpel träumt dieser davon Mitglied in der gefürchteten „Axt Gang“ zu werden. Eines Tages kommt es zum Streit zwischen jener Gang und den Bewohnern eines runtergekommenen Wohnblocks. Ein wahnwitziger Actionrundumschlag zwischen den Kung Fu-Künstlern der Slums und Gangmitgliedern nimmt seinen Lauf…

Spätestens hier beginnt sich die eh kaum vorhandene Story in Luft aufzulösen und weicht einem flächendeckenden Bombardement aus Gags, Blödeleien und schlagfertigen Argumenten. Im Grunde ist das gar nicht allzu dramatisch, der Film lebt schließlich von den zahllosen Comedyeinlagen, etwas mehr Tiefe statt oberflächigem Klamauk hätte aber sicher auch nicht geschadet. „Kung Fu Hustle“ ist extrem überzeichnet und vielleicht gerade deshalb so komisch. Bisher konnte ich mit asiatischem Humor a’la Jackie Chan wenig anfangen, dieser Film ist aber so absurd das man einfach lachen muß (auch wenn nicht jeder Witz zündet).
Besonders Liebhaber klassischer Eastern der 70’er werden sich köstlich amüsieren, da „Kung Fu Hustle“ als liebevolle Hommage an dieses Genre gedacht ist. Ob es nun diverse Anspielungen auf realitätsfremde Kung Fu Geheimtechniken wie „Buddhas Hand“, „Löwenschrei“ oder Jackie Chans Schlangentechnik aus „Snake in the Eagles shadow“ sind, alles wird gnadenlos parodiert. Im Finale läuft Chow höchstpersönlich als Bruce Lee Reinkarnation zur Höchstform auf, was für mich zu den absoluten Highlights im Film gehört. Hongkongs beste Choreographen Yuen Woo Ping und Sammo Hung geben dem Projekt den nötigen Feinschliff, auch wenn beide durch den vorgegebenen CGI Look etwas eingeschränkt werden.

Schon der Auftakt entbehrt nicht einem gewissen Charme, Shanghai meets Chikago (oder jede beliebige andere Stadt diverser Gangsterfilm). Gangs mit Maschinengewehren die eine ganze Stadt terrorisieren, Leuchtreklame wohin man schaut und funkelnde Oldtimer prägen das Stadtbild im 30’er Jahre Look. Chow hat sich auf angenehme Weise bei diversen Klassikern Hollywood bedient, was durchaus gefällt. Highlights sind aber die zahllosen Filmparodien die Chow dezent im Film verstreut, sei es die Blutfontäne aus Kubrick’s „Shining“ oder diverse Elemente der „Matrix“-Trilogie. Besonders letztere scheint es dem jungen Filmemacher angetan zu haben und wird ordentlich durch den Kakao gezogen. Sing ist wie Neo ein Auserwählter der nur mithilfe der sagenumwobenen Kung Fu Technik „Buddhas Hand“ den bösen Kung Fu Meister das Fürchten lehren kann (schon allein das ist zum schießen). Die zahllosen Slow-Motion und Bullettime Einsätze sind ebenfalls extrem übertrieben und machen dabei auch vor Szenen wie dem Kampf zwischen Neo und Agent Smith aus „Matrix Reloaded“ nicht halt.
An CGI wird jedenfalls nicht gespart, etwas überladen für meinen Geschmack. Dem Spaßfaktor tut dies keinen Abbruch und der Großteil ist durchaus gelungen, besonders wenn man bedenkt dass es sich hier nicht um ein Major-Studio aus Hollywood handelt.

Trotz meiner Lobeshymnen ist „Kung Fu Hustle“ alles andere als perfekt. Der Film ist ohne Frage unterhaltsam, viele gut gemeinte Gags verpuffen jedoch oder sind eine Frage des Geschmacks da sie eher am asiatischen Publikum ausgerichtet sind. Da der Plot nur Aufhänger für Gags vom Fließband ist, wird in Sachen Story auch wenig geboten. Viel Zeit auf die Charaktere wird ebenfalls nicht verwendet, so wird Sing von einer Sekunde zur nächsten vom Möchtegernganoven zum Retter der Welt. Das Einflechten zahlreichen Subplots wie der des stummen Mädchen, darf auch als gescheitert betrachtet werden.


Fazit:
„Kung Fu Hustle“ nimmt sich selbst nicht ernst, mit dieser Einstellung sollte man ebenfalls an das Werk gehen. Eine Offenbahrung ist der Film nicht, amüsanter kurzweiliger Martial Arts Klamauk der schrägeren Sorte aber allemal. Wer schon immer ein Fable für klassische Kung Fu Filme hatte und auch dem asiatischen Sinn für Humor nicht abgeneigt ist, wird voll auf seine Kosten kommen.

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