Kung Fu Hustle oder: Wenn Übertreibung übertrieben übertreibt…
In Hongkong ist er ein gefeierter Star. In Europe noch (fast) gänzlich unbekannt. Der grosse Shaolin-Fussballer Steven Chow füttert den Westen mit seiner neusten Sünde – „Kung Fu Hustle“. Ich komme aus dem Kino und stelle fest: Vielleicht wird er jetzt auch hier ein Star…
Sing (Steven Chow) will auf Teufel komm raus ein grosser Kung Fu Meister werden. Am liebsten würde er bei der gefürchteten „Axe-Gang“ anheuern – doch fehlt es ihm sichtlich an Talent. Die Axe-Gang ist die grosse Macht im Shanghai 1940, nur ein kleines Viertel widersetzt sich der Unterdrückung. Mit gestandenen Kung Fu – Spezialisten zeigen sie der Axe-Gang, wer im Viertel die Obermacker sind. Doch wissen sich die Gangbosse zu wehren und heuern ihrerseits gemeine Grossmeister der Kampfkunst an. Als alles verloren scheint, erinnert sich Sing an Vergangenes und wechselt die Fronten…
Man muss es ihm einfach lassen, dem Steven Chow. Er weiss wie man unterhalten kann. Er weiss es nur zu gut. Irgendwie ist „Kung Fu Hustle“ Mainstream, obwohl er nicht aus der Traumfabrik stammt. Irgendwie wirkt der Film sehr westlich, obwohl er im Herzen Chinas entstanden ist. Selbst die Witze, sind ungemein Europäisch für einen Östlichen Film. Ich werd nicht schlau… Sei’s drum: Der Film ist ganz grosse Klasse.
Es wird an Stellen gehauen, von welchen ich gar nicht wusste dass man sie hauen kann. Es wird geflogen, gerannt, gesprungen – immer in der möglichst hohen Form der Übertreibung. Es reicht nicht, dass ein Mann mit knapp 200 km/h an die Wand geschleudert wird, nein, die Wand muss dann natürlich mit samt dem Dach zusammenfallen. Es wird übertrieben, was das Zeug – bzw. der Animationscomputer – her gibt. Wie erwähnt sind die Witze zwar ziemlich flach, doch auch für uns Nicht-Ostländer bestens verständlich. Die Schauspieler agieren allesamt sehr überzeugend und wirken des öfteren äusserst Comichaft, was zum Flair des Films absolut passt.
Nach knapp der Hälfte des Films hab ich mich nur noch gefragt, wie die vorherigen Übertreibungen noch getoppt werden können. Und immer wieder wurden sie es – bis zum sagenhaften Ende.
„Kung Fu Hustle“ ist Martial-Art-Kino vom allerfeinsten und bringt selbst die grössten Asiatenfilmhasser ins Schwärmen – wahrlich dank der doch oft sehr Europäischen Ader des Films…
Eine kleine Warnung bleibt mir noch: Solltet ihr euch diesen Streifen im Kino ansehen – schaut dass ihr ne Spätvorstellung erwischt. Bei meinem Kinobesuch war das Cinema proppenvoll von Teenager die mir den Spass an der Sache ein bisschen vermiest haben (Zitat: „Ei, reden die da Alle Japanisch in China?“ – würg.) Offensichtlich ist Chow mit diesem Film der Sprung in die „Alle Leute kennen und mögen mich“-Welt gelungen. Ich hoffe er kommt da wieder raus…
Danke Steven, für diese Actionperle aus Hongkong – bring bitte mehr von dem Zeug zu uns, ohne es den Kindern hier zu erzählen…
9/10