"Oh Menno! Nach dem furiosen "Kung Fu Soccer", der mich echt über alle Maßen beeindruckt hat, hätte ich mir echt mehr erwartet ..."
... So meine ungefähre Reaktion nach dem Kinobesuch des neuen, groß angekündigten Action-Blockbusters aus Fernost.
Alround-Talent Stphen Chow nahm hier (wie bei gerade erwähntem "Kung Fu Soccer") sowohl vor, als auch hinter der Kamera Platz, womit ich mir ein ähnliches Ergebnis, wie den Film mit den Kung-Fu-ßballern, erhofft hätte.
Und in der Tat kommen viele Parallelen zu Stephen Chows Fußball-Film auf:
Ziemlich schnell fällt auf, dass Herr Chow zur ungefähr gleichen Darstellerriege gegriffen hat. Wieder mit von der Partie sind daher u.a. der Typ mit dem Kümmerbart und der besonders unausgeprägten Mimik, die dünne Brillenschlange, der fette Typ (hier in der Rolle von Stephen Chows bestem Freund) und natürlich der Meister persönlich in der Rolle des Trottels, der sich gegen Ende doch als Held entpuppt. Alle bleiben ihren Rollen aus „Kung Fu Soccer“ also ungefähr treu, so dass viel Raum für „Wiedererkennungshumor“ bleibt.
Nun aber gleich zur ersten Sache, die mir negativ aufgefallen ist (und glaubt mir, mir sind leider mehrere Sachen negativ aufgefallen): die Handlung. Die fängt nett an, verliert jedoch schon überraschend schnell an Pepp und Elan und kommt irgendwie den ganzen Film über nicht so richtig in Schwung.
Aber erstmal der Plot in Kurzform:
Shanghai in den 40er-Jahren. Die ganze Stadt steht unter der Terrorherrschaft der gefürchteten Axt-Gang. Die ganze Stadt? Nicht ganz. In einem kleinen Wohngebiet leben die Menschen bis jetzt unberührt von jenem Regime. Die anfänglichen Bemühungen der Axt-Gang die Bewohner unter ihre Fittiche zu zwingen, scheitern jedoch kläglich, was daran liegt, dass in dem kleinen Wohnkomplex einige der größten Kung-Fu-Meister des ganzen Landes hausen. Schnell beschließt der Boss der Äxte Feuer mit Feuer zu bekämpfen: er befreit einen Schwerverbrecher, einen alten Großmeister des Kung Fu, aus dem Knast und schickt ihn los aus dem widerständigen Kaff Kleinholz zu machen …
Wie ihr richtig bemerkt habt, hab’ ich Stephen Chows Rolle noch gar nicht erwähnt. Aber vielleicht gibt’s ja da noch irgendeinen Trottel, der sich gegen Ende doch als Held … ach so, hab’ ich eh oben bereits erwähnt.
Tja, die Story und besonders ihr Aufbau sind alles andere als makellos. Zwar werden einem hier wirklich viele furiose und ausgedehnte Prügel-Sequenzen geboten, die immer mit dem chow-schen überdrehten Humor daherkommen (Pluspunkt), Spannung entsteht dabei aber nur vermindert, da der ganze Zenober irgendwie keinen roten Faden zu haben und nicht dem klassischen Erzählungsaufbau zu gehorchen scheint. Irgendeine Art von Steigerung findet man nämlich den ganzen Film über nicht, da dieser bis zum etwas aus dem Rahmen fallenden Showdown immer gleich unterhaltsam dahinplänkelt. Als Zuschauer muss man daher trotz recht simpler und anspruchsloser Story ständig bemüht sein den Überblick (z.B. über die ständig neu auftauchenden Charaktere oder die diversen Handlungsschlenkerer) zu behalten.
Hinsichtlich des Humors ist KUNG FU HUSTLE aber schon echt gelungen. Der üblich tolle Wortwitz und die maßlos überdrehte Situationskomik, wie wir sie beide bereits aus „Kung Fu Soccer“ kennen, sind auch in diesem Streifen beheimatet. Einen ständig nörgelnden und Zigaretten paffenden Hausdrachen (… gemeint ist eine Frau, ok?) in die Rolle eines Kung Fu-Meisters zu stecken, ist schon ziemlich genial.
Dazu gibt's natürlich die gewohnt gekonnte Kameraführung, die auf Hochglanz getrimmten Sets und Kostüme und viele lobenswerte schauspielerische Leistungen zu bestaunen.
Weniger genial fallen im Gegensatz dazu einige FX aus. In den vielen Kampfszenen hat man verhältnismäßig schlechte CGI-Effekte verwendet, um das ganze noch ein bisschen überdrehter und comic-hafter aussehen zu lassen. Hier war anscheinend die selbe FX-Crew wie in „Kung Fu Soccer“ zuständig. Wer den Film kennt, weiß also wovon ich spreche. In den Kampfszenen werden jedenfalls oft ganz „Matrix“-like dutzende Statisten mittels eines einzigen Handkantenhiebs meterhoch durch die Luft gewirbelt und dies sieht eben mal besser und mal etwas schlechter gemacht aus. An „Matrix“ kommt das ganze aber natürlich keine Sekunde lang ran und ich für meinen Teil würde sogar behaupten, dass selbst der zackige, nicht aus dem Zauberkasten stammende und mir sonst eigentlich eher weniger sympathische Kung Fu eines Jackie Chan mehr Scharm aufweisen kann als die Effekthaschereien hier …
So, was gibt’s noch zu schelten:
Die Rolle von Stephen Chow, die eigentliche Hauptrolle also, kommt weite Teile des Film über eher einer völlig unwichtigen Nebenrolle gleich, verschwindet passagenweise sogar völlig in der Versenkung. Erst gegen Ende kommt diese so richtig zum Einsatz, da hier der anfängliche Trottel zum … ach, ihr wisst schon … wird.
Ansonsten ... naja, zu viel schlechtes will ich über den Streifen jetzt gar nicht mehr von mir lassen, da er im Großen und Ganzen eigentlich doch ganz angemessen unterhält ...
Ich fass’ noch mal grob zusammen:
Eine nette, aber etwas zu flach verlaufende Story, wenig Spannung, coole und echt witzige Charaktere, toller Humor mit vielen Schenkelklopfern, furiose, comic-haft überzeichnete Action mit teilweise leider nicht 100%ig überzeugenden Computereffekt-Spielereien … ergibt unter’m Strich einen dennoch durchaus guten Film, der für mich aber weit … meilenweit hinter „Kung Fu Soccer“ und somit auch meinen Erwartungen zurückbleibt.
Fazit also: ganz nett und auch durchaus sehenswert und unterhaltsam. Mehr aber irgendwie leider nicht …