Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Fassung vom Label FilmExport Group, Austria!
Lucio Fulci machte den Anfang und inszenierte Ende der 70er Jahre einen der ersten italienischen Beiträge zum Zombiefilm: "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" ist ein zeitloser Klassiker und Fulcis unerreichtes Meisterwerk.
Viele Regisseure stiegen angesichts des internationalen Erfolgs auf diesen Zug auf und überfluteten die Kinos mit mehr oder weniger gelungenen Beiträgen:
Umberto Lenzi rief zum "Großangriff der Zombies", Frank Martin kombinierte gleich zwei Subgenres des Horrorfilms und kreuzte Zombies mit Kannibalen und Bruno Mattei bescherte der Menschheit sein Machwerk "Die Hölle der lebenden Toten".
Hinter dem Schutz des Pseudonyms Vincent Dawn plünderte er sich durch die Filmgeschichte und bediente sich dabei ziemlich dreist bei seinen Kollegen Romero und Fulci, wobei er nicht einmal davor zurückschreckte, komplette Soundtracks der Gruppe Goblin zu verwerten, nur um den Bezug zu Romeros "Dawn Of The Dead" zu legen.
Und so wird es aufmerksamen Zuschauern und Zuhörern nicht entgehen, von Romeros "Dawn", über Luigi Cozzis "Astaron - Die Brut des Schreckens" bis hin zu Joe d´Amatos "Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf!" sämtliche Goblin-Kompositionen zu erkennen, die das blutig-brutale Treiben untermalen.
Wozu überhaupt ein Drehbuchautor benötigt wurde ist eines der größten Rätsel der Filmgeschichte, denn auch handlungstechnisch wurde "Dawn" in bester Zombie-Tradition ausgeweidet, ohne dass aber auch nur ansatzweise die Klasse des Originals erreicht wurde: angefangen von der Spezialeinheit, die ein Gebäude stürmt bis hin zu den Szenen in einem Fernsehstudio, in dem über die Invasion der lebenden Toten berichtet wird. Alles erinnert - nur viel billiger umgesetzt - an Romeros Klassiker von 1978.
Die Gesellschaftskritik wirkt aufgesetzt und dient lediglich als Alibi, um die teilweise widerlichen Brutalitäten zu rechtfertigen, die Mattei seinen Zuschauern serviert.
Einzig und allein die Auflösung des blutigen Spektakels - das Virus sei Teil einer mörderischen Verschwörung der Industriestaaten um die Überbevölkerung zu stoppen - ist innovativ, doch das faschistische Gedankengut hinter dieser Idee ist mehr als fragwürdig.
"Die Hölle der lebenden Toten" ist durch und durch billig und das minimale Budget wurde ausschließlich in blutige Effekte investiert. Demzufolge ist das schauspielerische Talent aller Akteure auf niedrigstem Niveau und die Handlung strotzt nur so vor Logiklöchern. Das Verhalten aller dargestellten Beteiligten ist so widersprüchlich und schlecht gespielt, dass es den Zuschauer irgendwann aufregt, dass es die Männer der Spezialeinheit in der 90. Minute immer noch nicht verstanden haben, dass man den Zombies in den Kopf schießen muss um sie aufzuhalten.
Auch wenn sich Mattei ungeniert bei Fulci bedient - aber um seine Zombies so vermodert aussehen zu lassen wie die Untoten in "Woodoo" fehlte ihm einfach das Geld. Die unzähligen Laiendarsteller wurden einfach grün und blau angepinselt und bewegen sich wie Marionetten, was zur allgemeinen Erheiterung beiträgt.
Trotz des kraftvollen Scores von Goblin fehlt es dem Film an Tempo, es mangelt an Spannung und einer unheimlichen Atmosphäre.
Ein kurzer Aufenthalt bei einem Eingeborenenstamm bringt die Handlung auch nicht voran, sorgt aber für weitere ekelige Momente, die Mattei mit Liebe zum Detail ausschlachtet.
Endlose, in den Film eingebaute Bilder von Tieren des Urwalds, sind auf Dauer störend und verfolgen nur den Zweck, die dünne Handlung weiter aufzublasen um auf eine akzeptable Filmlänge zu kommen.
Trotz diverser Längen und der primitiven, einfallslosen Machart, kann man Matteis Werk seinen durchaus vorhandenen Unterhaltungswert nicht abstreiten.
Sieht der Zuschauer über diverse Mängel in der Inszenierung und der Umsetzung hinweg, bleibt unter dem Strich ein billiges, aber vergnügliches Machwerk, das sich mit fremden Federn schmückend, seinen Platz in der Welt des Trash durchaus verdient hat.