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Alle Ende der Siebziger für das Kino produzierten Katastrophenfilme machen trotz unterschiedlicher Herkunft und eigentlichen Lehren der (ebenfalls bei Publikum und Kritikern scheiternden) Konkurrenz die gleichen Fehler; sind sie trotz durchaus vorhandenem Unterhaltungswert und einer auch nicht zu leugnenden Nachhaltigkeit bei den Zuschauern – gerade Meteor ist auch Dauerbrenner bei den Kabelsendern – in gleich mehreren Belangen fehl produziert. Die Lücke zu der Anfang der Dekade als Spektakelkino gute Gewinne einfahrenden Vorgänger wie Die Höllenfahrt der Poseidon (1972) des auch hier als anwesenden Regisseurs Ronald Neame ist (nach ganzen drei Jahren Produktionszeit) zu groß, hat nicht nur das Fernsehen mit diversen weiteren Nachzüglern den Bedarf gesättigt und die dramaturgische Struktur zum reinen Klischee gemacht, sondern sich auch Hollywood und der Anspruch seiner Kunden komplett verändert. Dem trägt man weder in der Geschichte noch der Formulierung Rechnung und noch nicht einmal in der Wahl der Darsteller, sind in allen Werken trotz sicherlich vorhandener Reputation eher ältere Schauspieler schon in der Hauptrolle zuständig und werden diese zusätzlich noch mit has-beens aus dem Kintopp von Anno Dunnemals ergänzt:

Der eigentlich im Ruhestand weilende und gerade eine Segelregatta betreibende Wissenschaftler Dr. Paul Bradley [ Sean Connery ] wird von seinem Freund und ehemaligen Vorgesetzten und NASA-Chef Harry Sherwood [ Karl Malden ], in aller Dringlichkeit nach Washington beordert. Ein kurz zuvor mit einem Kometen kollidierter Asteroid ist in größere Einzelteile gesprengt und steuert auf die Erde zu, der Einschlag wird in sechs Tagen berechnet und hätte verheerende Auswirkungen auf den Planeten. Um das größte und gefährlichste Stück, ein Meteor von 8km Breite zu vernichten und so dem Gröbsten zu entgehen, müssten mit Atomraketen bestückte Satelliten sowohl der Amerikaner als auch der Russen ins All abgefeuert werden, wogegen sich sowohl Major General Adlon [ Martin Landau ] als auch die politische Gegenseite heftig wären, und gleichzeitig das Vorhandensein solcher Waffen bestreiten. Erst als der US-Präsident [ Henry Fonda ] Zugeständnisse macht, wird eine Abgesandtschaft unter Führung von Dr. Alexej Dubov [ Brian Keith ] und der Dolmetscherin Tatiana Nikolaevna Donskaya [ Natalie Wood ] nach New York zur Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Team und der Unterstützung vom britischen Sir Michael Hughes [ Trevor Howard ] entsandt. Währenddessen läuft die Zeit unerbittlich ab, und schlagen bereits erste Teilstücke ein.

Geändert hat das System vor allem Krieg der Sterne, Science fiction mit vermehrt märchenhaften Zügen, ohne Stars, gegen die Vorlieben vieler Studios und gängiger Kontrollmechanismen und von einem jungen Aufstrebenden gedreht; Meteor ist quasi das Antidot dagegen, aber schon wirkungslos in seiner Herangehensweise, die schon in der Titelsequenz selber völlig konträr dazu geht: wo dort die Schriftzüge dem Publikum entgegen kommen und die Spezialeffekte geradezuz genüßlich und dies auch zu recht ausgekostet werden, rauschen hier die Einblendungen vom Zuschauer weg und erfüllt die Tricktechnik im Querschnitt allerhöchstens ihren Mindestzweck, d.h. das Visualisieren des bereits Erzählten und nicht die Schaffung einer eigenen und einer neuen Fantasie. [Die auf 17 Mio. USD geschätzte Produktion in Gemeinschaft von Sandy Howard und Samuel Arkoff von AIP und Sir Run Run Shaw hat allein einen Kredit von 10 Mio. USD der Bank of America benötigt, wobei ein Großteil der Effekte für ungenügend erklärt und neu arrangiert worden sind, allerdings dann mit dem kümmerlichen Rest des Geldes.]

"There's no place on earth to hide!"
Anders als üblich ist dabei auch die Herangehensweise an die Katastrophe, ist diese hier schon im Gange, als der (erstgenannte) Hauptdarsteller Connery – der seinem Kumpel, dem King of the Turkeys Michael Caine und dessen Ausflügen in Der tödliche Schwarm und Jagd auf die Poseidon wohl Konkurrenz machen wollte – gegen seinen Willen vom Segeltörn und damit dem Privatleben abberufen wird und zurück zur NASA komplementiert. Rückblenden erster Zwischenfälle und ein bereits seit Tagen alarmiertes Team zeigen die Dringlichkeit dieser Einberufung auf und führen ab da an das Publikum Seite an Seite mit seiner Identifikation/Bond A.D. höchstpersönlich durch das noch folgende Prozedere, welches anders als die zeitgleiche Konkurrenz von Irwin Allen mit seinem lokal begrenzten Desaster hier tatsächlich die ganze Erde zerstören kann – selbst in Der Tag, an dem die Welt unterging ist es bloß eine pazifische Urlaubsinsel die in Gefahr ist, in Der tödliche Schwarm wird final Houston umschwirrt – und so buchstäblich die Weltkatastrophe ist.

Interessanter als dort und auch eine weitere kleine Stärke ist das Zeitkolorit, muss hier in der Phase des Kalten Krieges und der nuklearen Aufrüstung bis hin zum Wettstreit eine Annäherung an den Klassenfeind der Sowjetunion gesucht und wie als Update von (Der jüngste Tag, 1951 und) Angriffsziel Moskau (1964) zusammengearbeitet werden, um den gemeinsamen Feind zu besiegen; ein (nicht ganz ernstzunehmendes) Politzeugnis innerhalb der Kintoppgeschichte, in der die Personen aus Osteuropa aufgrund ihrer Bedeutung für den Ausgang in gleich mehreren Facetten, quasi zwischen Marx und Lenin hockend vorgestellt werden und neben dem Disput in Washington zwischen Militär und Wissenschaft auch zusätzliche Anteilnahme zur dramaturgischen Vorgeschichte mit ihrer sechstägigen Fristsetzung nehmen. Die gegenseitige Charade (oder doch Charmade?) aus diplomatischen Lügen, Vorhaltungen und einem verzweifelten Wahren des Gesichtes bei im Grunde schon offensichtlicher Demaskierung zieht sich etwa bis zur Hälfte des Filmes, und bis dato ist auch nichts passiert, was den geneigten Zuschauer von Aktion und Spektakel anspricht.

Nach einem Fehlalarm in Italien trudeln dann so langsam die Katastrophen ein, sowohl im Film als auch seitens der Effektleute, wird erst eine Lawine in den Schweizer Alpen ausgelöst und ein gar liebliches schneebedecktes Urlaubsstädtchen von den herabstürzenden Wintermassen ausgelöscht, während daraufhin eine riesige Flutwelle Garaus mit Hongkong macht und die Straßen unterspült und überschwemmt; im Sitz des mit produzierenden Sir Run Run Shaw wird vorher auch noch die Evakuierung und die Massenpanik mit vielerlei Statisten und der kurzen Fokussierung auf eine Kleinfamilie von Vater (Bruce Ly höchstpersönlich!), Mutter, Kind und oberniedlichen Hündchen und durch das kleine Wauwau natürlich eine erste tatsächlich emotionale Anteilnahme an dem bisherigen Konstrukt aus vielerlei Rededuellen und Spezialeffekten aus dem Abfalleimer durchexerziert. In beiden Fällen, sowohl in den Auswirkungen der Schneewehen auf das Touristikparadies (gedreht wurde in Chamonix-Mont-Blanc, mit Sybil Danning als Skihase) und die zusammenbrechenden Schutzräume als auch der vergeblichen Flucht in der asiatischen Metropole funktioniert der Einsatz der Live Action Momente übrigens verhältnismäßig gut, nur das Zusammenspiel mit den hineinkopierten oder auch über das Bild gelegten Unwettern ist dann eher bescheiden bis höchstens mäßig; zumal ein Großteil der ersten Szenen ganz einfach aus Avalance (1978) stammen und so noch nicht einmal selber imaginiert werden. Mal hui und mal pfui auch beim Treffereinschlag in New York, der u.a. dem (tatsächlich unterhalb vom Telefonriesen AT & T liegenden) Hauptquartier einmal mächtig auf den Deckel haut und das Interieur durcheinander bringt, und später noch die Kanalisation platzen lässt und die wenigen Überlebenden mit einem Schwall längst abgelaufener Schokoladenmousse Marke Eigendung übergießt.

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