Review

Komödiantisch mit einem Schuss Moral; eine Verflechtung von Rolle und Realität, die die Handlung in ihrem Allgemeinsein gleichzeitig auszeichnet als sich auch auf nahezu diesen einen Aspekt ausruht, ohne ihm wirklich Bewandtnis und Tiefe zu verleihen. David Wus Once a Blacksheep als Spiel von Sein und Schein, in der sich gleich mehrere Individuen über fast die gesamte Laufzeit in eine Tarnung und damit auch völlig zu ihrem Naturell konträre Darstellung begeben müssen, um aus dieser Situation funktionell etwaige Spannung und Humor und narrativ polizeilichen Ermittlungserfolg beziehen müssen. Und ein Kumpelfilm unter Frauen, ohne die Geschlechterordnung in Frage zu stellen. Trotz und auch bei der damals überaus populären, durch ihre vierteilige Her Fatal Ways Saga aber auch recht festgelegten und sonst etwas steif-klamottierend performenden Carol Cheng durchweg gut besetzt:

Sergeant Sally Shek Kin [ Carol Cheng ] der örtlichen Anti-Triad Squad wird von ihrem Vorgesetzten Officer Chan [ Michael Chan Wai-man ] beauftragt, die unter Officer Wong [ Kam Hing-yin ] bei der ICAC dienende Inspector Apple Yu [ May Lo ] bei der Fahndung nach dem Geldfälscher Chan Tung [ Austin Wai ] zu unterstützen. Dabei machen sie sich auf die Suche nach dem ehemaligen Gangsterführer Chiu Chi-lung [ Kenny Bee ], der als hochkarätiger Kronzeuge gegen Chan Tung fungieren könnte, sich aber mittlerweile auf Lantau in einem Rehab Aid Camp mit angrenzenden Ferienlager als Suchttherapeut und angehender Pfarrer niedergelassen hat. Um nicht aufzufallen und mit der Tür ins Haus zu platzen, tarnt sich die herbe Sally neben den regulären Schwestern Tak Lan [ Helena Law Lan ], Maria [ So Hang-suen ] und Mauriene [ Yu Miu-lin ], während sich die eher intellektuelle und weltgewandte Apple als Junkie auf Entzug verdingen muss, wobei sie prompt die Aufmerksamkeit des ebenfalls anwesenden Dealers Cripple Mo [ Tommy Wong ] erlangt.

Alles Andere als ein Actionfilm, lässt sich grad die beginnende Paarung zweier grundverschiedener Polizist(inn)en auf zwangsläufig gemeinsamer Jagd nach einem Schwerverbrecher als die ideale Grundlage für einen weiteren, zuweilen prägnant inszenierten Vertreter des Cops and Robbers Genres bezeichnen. Der Zusatz des buddy picture als Material für allerlei auch Wärmedämmer der Handlung, in der weniger und selbst dann auch nur kurz gejagt als vielmehr ein Versteckspiel der Eigenarten und Absichten hinter einer Maskerade im Vordergrund steht. Eine Art Fasching im Dienstauftrag, in der auch eine Auszeit von Land und Alltag genommen und in der quasi Freizeit ganz neue Ziele und Ideale gefunden werden.

So kommt es zwar zu einigen wenigen Actionszenen, sind diese im Detail von Philip Kwok auch ansprechend intensiv und so wünschenswert nach Mehr inszeniert, erstreckt sich der große Rest aber ausserhalb der violenten Gegenwart Hong Kongs vielmehr auf das beschauliche Lantau. Raus aus dem allgegenwärtigen, bald überhandnehmenden nächtlichen Blaufilter, dem umrandenden Rotlichtmilieu mit seinen zwielichtigen Gestalten und ihren krummen Geschäfte. Rein in die Ferieninsel, sein einfach gehaltenes, von Pflanzen und Wasser umzingeltes Besinnungscamp der frommen Christen, in der nicht nur Gott, sondern besonders die Ruhe und die Harmlosigkeit und Fröhlichkeit auch durch die zahlreich anwesenden Kinder gefunden wird. Die Kriminellenhatz ist dabei unauffällig und auch unwichtig, wird nur selten mal in dann folgerichtig gewalttätigen dazwischen geschnitten als eigentlich einmal angefachter Aufhänger erneut zurück ins Bewusstsein gebracht; steht aber vielmehr das Zicken und Necken der beiden Frauen und die sich darum drehenden Witze im Vordergrund ebenso wie auch das Behaupten in der Männerwelt. Beide Frauen, vor allem aber die jeweils von Art und Aussehen attraktivere Apple müssen sich mehrmals den sexuell anzüglichen (das ungefragte Besuchen in der Umkleidekabine durch den Vorgesetzten, Blicke der Kollegen in das Dekollete) oder gleich offensiven Übergriffen (versuchte Vergewaltigung durch mehrere thugs auf nächtlicher Straße) erwehren; während sich Sally zudem noch in der Bredouille sieht, dass sie von ihrem Freund Keung [ Liu Wai-hung im Cameo ] zwar schwanger, momentan im Streit aber auch von ihm getrennt ist.

Die Grundidee der Spätarbeit von Golden Princess Amusement Co., Ltd. ansonsten als kleines feel good event so simpel wie vorhersehbar als auch unlogisch; ergibt sich kein sichtlicher Anlass, warum man die Operation ausgerechnet mit der völlig unplausiblen Verwechslung der Rollen burschikos zu feminin und feminin dafür zu burschikos und so künstlicher Posserei gefährden sollte. Nicht nur, aber auch deswegen erzielen die Scherze um allerlei peinliche, da überfordernde Aufgaben der undercover Agierenden nicht gänzlich den wohl gewünschten Effekt, ist doch das Bemühen um eine Pointe oft zu deutlich und teils auch zu verkrampft sichtbar. So erstreckt sich eine längere Episode um den Besuch eines mit französischen Gerichten und auch der französischen Sprache hantierenden Restaurants, in der gerade Sergeant Shek mit ihrer Haudraufmethode und dem bürgernahen Bildungsstand komplett fehl am Platze, de facto der Elefant im Porzellanladen ist. Auf jeden guten Einfall wie die Übersetzung von "so magnifique" zu "so many feet" bei der Beurteilung von Wein und Speis kommen eine Vielzahl eher trüber Zoten, die weder die Geschichte noch ihre Laufzeit wirklich voranbringen, jetzt aber auch nicht eklatant störend wirken.

Denn immerhin, ähnlich wie bei den effect shots der physischen Szenen, in denen die Gangster auch schon mal direkt vor einer entzündeten Gasflamme und in glorreicher Zeitlupe erschossen oder durch eine Glasbehausung gestoßen werden, gibt es auch den kreativen Froh- und Leichtsinn am Rande. Hier wie dort eine Verkleidung der Irrungen; ein mixed bag mit vielen Versprechungen, guten Ansätzen, aber letztlich oft ungenutzten oder quergeleiteten Potential, dass sich nicht recht zwischen (durchaus auch brutalen) Draufgängertum und Possenspiel und zwischen erst Parodie (auf "Jesus loves all the children in the world") und dann doch Bekenntnis zu dieser Religion entscheiden kann.

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