Ray Liotta spielt einen, zum Tode verurteilten Massenmörder, der nun eine neue Chance bekommen soll. Ein Wissenschaftler, gespielt von Willem Dafoe, will an ihm ein neues Medikament testen, das Aggressionen unterdrückt. Das Medikament schlägt an und der brutale Soziopath wird zu einem ungefährlichen Mitglied der Gesellschaft, doch die Opfer seiner Taten finden ihn und wollen sich rächen.
"Control" ist ein Beweis dafür, wie sehr ein Thriller von einem einzigen Darsteller getragen werden kann und in diesem Fall ist es Ray Liotta, der diese Low-Budget-Produktion zu einem enorm spannenden und vielschichtigen Thriller werden lässt. Nachdem er vor allem in "Goodfellas" zeigen konnte, dass er ein wirklich guter Charakterdarsteller ist, hatte er mit zunehmend schlechter werdenden Rollen, in zunehmend schlechter werdenden Filmen zu kämpfen. Schließlich fasste Liotta den Entschluss, Hauptrollen in B-Movies und Independent-Produktionen zu übernehmen, um sich profilieren zu können und konnte prompt in "Narc" und "Identität" brillieren, doch dies ist die beste Leistung seiner Karriere, zumal er anschließend wieder überflüssige Nebenrollen in diversen Blockbustern, wie "Schwerter des Königs", "Smokin`Aces" und "Born to be Wild" übernahm. Liotta spielt anfangs als brutaler und soziopathischer Massenmörder überzeugend und liefert ein nahezu perfektes Feindbild ab. Den anschließenden Wandel stellt Liotta ebenfalls perfekt dar und zeigt in emotionalen Momenten und Liebes-Szenen seine Vielseitigkeit und schafft es sogar die Sympathie des Zuschauers für seine Figur zu gewinnen. Mit einem furiosen Finale, bei dem er die Sympathie des Zuschauers endgültig gewinnt, verdreht er die Täter-Opfer-Rolle gänzlich und trägt so zum dramatischen und überraschenden Ausgang des Films bei. Mehr oder weniger im Alleingang schafft er den emotionalen Zugang des Zuschauers zum Film und spielt sämtliche anderen Darsteller an die Wand. Willem Dafoe spielt solide, bleibt aber unter seinen Möglichkeiten, da er stellenweise gelangweilt wirkt und die Hingabe von Liotta vermissen lässt. Michelle Rodriguez spielt ebenfalls mittelmäßig, nachdem sie aber in "Girlfight", "Resident Evil" und "S.W.A.T." knallharte und eiskalte Rollen gespielt hat, will man ihr diesen emotionalen Part als verspielte und verliebte Freundin Liottas nicht so richtig abnehmen. Der übrige Cast ist ebenfalls solide.
Regisseur Tim Hunter, der zuvor dutzende B-Movies und TV-Serien inszenierte, liefert mit "Control" die bisher beste Leistung seiner Karriere ab. Aufgrund des niedrigen Budgets musste der Film in Bulgarien gedreht werden, Hunter setzt die Kulisse aber so gut in Szene, dass der Film durchaus als Made-in-USA durchgehen könnte. Er kann eine relativ gespannte Atmosphäre aufbauen, wobei ihn sein brillianter Hauptdarsteller natürlich entsprechend unterstützt. Hunter manipuliert die Gefühle des Zuschauers hervorragend, lässt die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und lässt das Gefühl von Verachtung für die Hauptfigur in Mitleid umschwenken. Er steigert die Spannung konstant, legt zum Ende hin immer mehr an Tempo zu und erreicht so einen ziemlich hohen Spannungsbogen. Parallel kann Hunter auch Dramatik aufbauen und entlädt sie hervorragend im überraschenden und verstörenden Finale. Die Filmmusik bleibt unauffällig und auch die Action-Szenen sind nicht gerade überzeugend in Szenen gesetzt, aber in Anbetracht des Budgets lassen sich diese kleinen Schwächen durchaus verzeihen.
Die Story ist ebenfalls ziemlich gut. Der Film behandelt gleichzeitig die Frage, ob man Menschen tatsächlich kontrollieren kann und darüber hinaus das Thema Schuld und Sühne. Die Charakterkonstruktion der Hauptfigur und vor allem deren Wandel sind gut gelungen und auch das Umfeld des Wissenschaftlers wird gut dargestellt und mit genügend Nebenhandlungen wird auch hier eine hohe emotionale Tiefe erreicht. Der Plot verläuft unvorhersehbar und überrascht mit einigen starken Wendungen und arbeitet unter dem Aufbau von Spannung und Dramatik geschickt auf das schockierende und gelungene Finale hin, bei dem sich die Ereignisse nur so überschlagen.
Fazit:
Mit seiner starken Leistung zieht Ray Liotta in der Rolle des zunehmend liebenswerter werdenden Killers, geschickt die Sympathie des Zuschauers auf sich und sichert damit den emotionalen Zugang des Zuschauers zum Film. Zusammen mit der guten und vielschichtigen Story und der rasanten Inszenierung von Tim Hunter ist "Control" damit ein hervorragender und empfehlenswerter Thriller.
93%