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Verdienen Mörder und Serientäter eine zweite Chance?

Die Meinungen dürften je nach Blickwinkel stark auseinander gehen. Während die angehörigen der Opfer die Täter zumindest lebenslang hinter Schloss und Riegel wissen wollen oder gar - wie so häufig in den USA und auch in diesem Fall - die Todesstrafe fordern, sind andere fest von Alternativen überzeugt. So z.B. auch Dr. Copeland (Willem Dafoe), der in Diensten eines großen Pharmakonzerns an der Möglichkeit der Wiedereingliederung in die Gesellschaft dank Medikamenten mit aggressionhemmender Wirkung arbeitet.

Für die groß angelegte erste Testreihe an Menschen benötigen die Wissenschaftler besonders skrupellose Delinquenten. Lee Ray (Ray Liotta), ein zum Tode verurteilter Mörder ohne Reue, stellt just solch einen scheinbar hoffnungslosen Fall dar und passt somit genau ins Muster dieses neuartigen Resozialisierungsprogramms. Nachdem den Schaulustigen eine Hinrichtung vorgegaukelt wird, traut Lee Ray seinen Augen nicht, als er selbige, unter der Bedingung als "Laborratte" herzuhalten, hinter den Fassaden wieder aufschlagen darf.
Im Labor muss Lee Ray eine Reihe Tests und Fragen über sich ergehen lassen, aber vor allem regelmäßig seine Pillen schlucken, die die Bestie Mensch zähmen und überdies Gefühle wie Reue zum Vorschein bringen sollen.
Obwohl sich aufgrund von Ausbruchsversuchen, zwischenzeitlicher Rückschläge und teilweise vorgetäuschten Verhaltensweisen niemand hundertprozentig sicher sein kann wie die Antiaggressiva letztendlich anschlagen, wird die nächste Phase eingeläutet. Diese besteht in der Wiederaufnahme eines normalen Lebens in der Freiheit. Zwar steht Lee Ray unter ständiger Beobachtung, aber die Rechnung besteht dennoch weiterhin aus ein paar Unbekannten...

Ray Liotta brilliert in seiner Rolle als der zunächst scheinbar alle an der Nase herum führende Ex-Knacki und schafft den Spagat zwischen dem glaubwürdigen Wandel seines Charakters und dem ihm verbliebenen Draufgängertum eigentlich vergangener Zeiten. Neben Willem Dafoe und Ray Liotta, die den Film quasi im Alleingang tragen, agiert nahezu der gesamte restliche Cast, gelinde gesagt, relativ austauschbar.

Der Zuschauer hat zwischenzeitlich das richtige Maß an Zweifeln und hofft auf einmal trotzdem mit dem Monster mit der blutigen Vergangenheit, das u.a. einem absolut Unschuldigen per Kopfschuss irreperable Hirnschäden zugefügt hat. Mit den auf den Plan tretenden verschiedenen Rächern, denen das Wiederauftauchen des Totgeglaubten so gar nicht schmeckt und des damit verbundenen aus dem Ruder laufenden Experiments kommt im zweiten Teil des Films auch ein wenig Action auf, die zwar keinen Preis für atemberaubende Optik oder Originalität gewinnt, aber ihren Zweck erfüllt.

Fazit: Zugegeben, der gesamte Look von "Control" wird der Geschichte und des glänzend aufspielenden Liotta sowie Dafoe nicht ganz gerecht, aber immer noch verschmerzbarer als das so häufig genug beklagte Gegenteil 'style over content'. Was bleibt ist ein zwar etwas bieder inszeniertes aber dennoch eindringliches Psychodrama mit einer erfreulicherweise äußerst gelungenen Schlusspointe! (7/10)

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