Jaja das französische Kino! Man muss seine ganz speziellen Eigenheiten schon irgendwo zu schätzen wissen, um es voll geniessen zu können oder besser sich darin zu verlieren, wie es wahrscheinlich die Intention ist. Jean-Pierre Jeunets "Mathilde" ist einer dieser etwas außergewöhnlichen Filme, auf die das in besonderem Maße zutrifft.
"Amelie" Audrey Tautou spielt eine nach Kinderlähmung leicht gehbehinderte junge Frau, die sich nicht mit dem vermeintlichen Tod ihres Verlobten abfinden will und nach Kriegsende Nachforschungen anstellt. Dabei stösst sie auf erstaunliche Begebenheiten, dubiose Gestalten und wundersame Zufälle.
Der Zuschauer ist zunächst mal irritiert und braucht eine Zeit um sich in die Handlung hineinzuversetzen. Dies ist nicht gerade einfach, denn die teils eigenartigen Charaktere bieten nur eingeschränkte Identifikationsmöglichkeiten und auch der Filmrhythmus mit seinen Rückblenden, Zeitsprüngen und Ortswechseln erleichtert den Zugang nicht unbedingt.
Anscheinend wollte man den Film gezielt künstlerisch gestalten und durch besonders auffällige Charaktere, schroffe Kriegs- und vulgäre Erotik-Szenen aus der Masse hervorstechen lassen. Muss das unbedingt sein? Wieso nicht als französischer Filmemacher auch mal einen "normalen" Film drehen - und dabei auch mal die Optik nicht ständig durch rot-gelbe Farbfilter gemäldeartig verfremden!? Manchmal ist weniger mehr...
Zugegebenermaßen siehts ja ziemlich schick und edel aus. Schöne Landschaftsaufnahmen, atmosphärische Stadtszenen. ein stimmiger Score, professionelle, einfühlsame Schauspielerleistungen - ja, "Mathilde" ist sicherlich ein sehr sehenswertes Liebesdrama mit einem ständigen Wechsel von brachialen und hoch sensiblen Szenen. Vielleicht auch insgesamt ein wenig zu lang geraten aber auch immer wieder aufgelockert durch kleine humorige Szenen rund um Hund und Kiesweg.
Sicher kein Mainstream-Produkt und nicht einfach im Zugang aber für Cineasten sicher einen Blick wert. Eine Erfahrung abseits des Hollywood-Kinos...