"Tomb of the Werewolf" (USA 2004) ist ein typisches B-Picture aus den 90er und 2000er Jahren, die alle nach dem gleichen Schema aufgebaut sind: Eine Gruppe junger Leute kommt in ein altes Gebäude und dadurch in Gefahr. Wie schön waren doch die älteren Gruselfilme der 50er, 60er und 70er Jahre, die wenigstens mal ganz verschiedene Stories präsentierten. Aber die heutigen sind alle über einen Kamm geschoren. Regisseur Fred Olen Ray ist ja auch nicht gerade für Innovation bekannt.
Soweit ist der Film professionell gemacht, auch wenn die üblichen Dialoge kaum Interesse wecken. Das überlässt man den zahlreichen scharfen Frauen, die zwar ein wenig billiger aussehen als die Grezien aus Naschys früheren Werken, aber dafür umso zeigefreudiger sind. In jeder zweiten Szene ist mindestens eine Frau nackt, es gibt mehr Sexszenen (soft-Erotik angedeutete Geschlechtsakte) als Finger an der Hand, wobei die meisten Damen mindestens bisexuell sind (z.B. erst mit einer Freundin ferkeln, dann mit einem sportlichen Kerl), oder lesbisch. Da steht auch die ältere Gräfin Elizabeth Bathory nicht zurück, die gleich in den ersten Sekunden ein weibliches Opfer betoucht und dann die Kehle durchschneidet. Sie verlängert ihre Jugend überdie Jahrhunderte durch diese Opfer. Die einzige, die sich nicht nackt zeigt ist dann (dummes Klischee) die Hauptfigur, die wiedergeborene Ehefrau Eleanor des Grafen Waldemar Daninsky (wer außer Naschy könnte das wohl sein).
Das Einzige, was man dieser simplen Personenkonstellation zu gute halten kann, ist das Ergebnis, bei dem ausnahmsweise mal nicht einer nach dem anderen getötet wird (was sonst in 99 % solche Billig-Gruselfilme der letzten 30 Jahre üblich ist), sondern daß die prüde Heldin sich mit dem Werwolf opfert und insgesamt nur sehr wenige Leute der Gruppe getötet wurden - sogar die beiden schönsten Frauen überleben, obwohl sie Sex hatten - welch atemberaubende Neuerung für den klischeegplagten Horrorfan, der das kaum gewohnt sein dürfte. Aber eigentlich ist nichts an dem Film atemberaubend.
Die Gewaltszenen haben etwas Blut, einmal wird sogar ein Magen mit Speiseröhre herausgerissen, aber kein Gore-Fest insgesamt. Die Frage ist, was bei der Kürzung in den USA vor offiziellem Erscheinen von 95 auf 82 Minuten alles zum Opfer gefallen ist? Härte oder Sex?
Die Musik ist sogar wirklich gut. 4 unterschiedliche Themen: Ein romantisches, ein geheimnisvolles, ein Heavy Metal (für die Angriffe) und eine Titelsequenz, die fast besser als der ganze Film ist. Paul Naschy's Name verteilt ein Feuer über den Boden, dazu zündende Musik mit der und viel Feuer es im Vorspann weitergeht.
Die zahlreichen historischen Rückblenden überzeugen nicht. Billig-Filme können trotz Kostümen und Kulissen keine Historienatmosphäre erzeugen. Die Darsteller sind untere Mittelklasse. Ein Daninsky-Vorfahre (Richard) sieht aus wie eine billige Version des alternden Mel Gibson nur ohne dessen Ausdrucksfährigkeit. Ganz und gar schlecht sind die Profi-Schauspieler hier nicht und Fred Olen Ray ist ja weder Anfänger noch Amateur. Aber trotzdem läßt man den Film eher über sich ergehen als etwas zu genießen. Sehbar ja, aber das muss man nicht dreimal sehen.
"Tomb of the Werewolf" ist also das mittelmäßige Ende für den Werwolf Daninsky und Paul Naschy's vorletzter Werwolf-Film.