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"Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" ist ein Film, der den Zuschauer anzieht und anwidert, fesselt und abstößt.

Der Dieb, Albert Spica (Michael Gambon), ist als Schutzgelderpresser tätig, genaueres erfährt man nicht, und liebt es, in seinem Restaurant zu speisen. Dieses leitet er zusammen mit dem Koch Richard Borst (Richard Bohringer). Die Frau Spicas ist Georgina Spica (Helen Mirren), die im Restaurant eine Affäre mit dem Gast Michael (Alan Howard) beginnt. Die beiden versuchen nun, ihre Affäre geheimzuhalten, um nicht den Zorn des Ehemanns zu wecken, der sich auch ohne diese Neuigkeit kaum beherrschen kann.

Der Film ist allerdings das komplette Gegenteil dieser nüchternen Beschreibung: Er ist laut, farbig, opulent, ausschweifend und dekadent.
Des Diebes Organ übertönt alles! Er ist der unüberhörbare Mittelpunkt und Minuspol des Films. Er ist all das, was Georgina abstößt. Mit einem Wort: Vulgär. Aufgrund seines Geldes kann er sich einen teuren Lebensstil leisten, allerdings kann er das gute Essen nur schwer würdigen, was schon durch seine falsche Aussprache der Speisen klar wird. Ihm kommt es einzig auf den Konsum an, er ist vernarrt ins Essen, ins In-sich-hineinstopfen. (Das Stopfen hat es ihm auch sonst sehr angetan.)
Die Hauptsache ist, dass sein Magen gefüllt ist und er viel Geld dafür ausgeben kann. Über Borsts Kochkunst macht er sich eher lustig, weiß sie nicht zu würdigen.

Georgina findet ihn ekelerregend, kann aus ihrem goldenen Käfig allerdings nicht ausbrechen, wie später klar werden wird. Die einzige Möglichkeit, ein wenig Freiheit auszuleben, besteht in der Affäre zu Michael, dem Bibliothekar.
Er ist ein regelmäßiger Gast des Restaurants, er bestellt oft das Gleiche wie Georgina und ist ein Mann der Kunst und Kultur. Die Affäre beginnt, ohne dass ein Wort gesprochen wird. Georgina sehnt sich nach dieser Ruhe, sonst gewohnt, den Wortausbrüchen ihres Mannes zuhören zu müssen. Nur mit Blicken wird sich verständigt, alles scheint klar und natürlich abzulaufen. Auch wenn sie sich hier ausleben kann, die Liebschaft muss mit kleinsten Räumen auskommen, immer in Nähe des Gatten, immer in Gefahr entdeckt zu werden. Greenaway schafft es, mit einer Ausnahme, den Film vor und in einem einzigen Gebäude spielen zu lassen, was eine unglaubliche Verdichtung der Handlung schafft. Wenn sich die Frau und ihr Liebhaber in der Vorratskammer lieben, kann man Albert im Speisezimmer fast schnaufen hören. Diese Nähe macht ein Entdecktwerden unvermeidlich und notwendig.

Alle Räume sind klar getrennt: die grüne Küche, das rote Speisezimmer, die weiße Toilette. Georgina wird wohl von ihrem Mann gezwungen sich farblich an das Speisezimmer anzupassen, d.h. sie trägt meist rot und schwarz, wie ihr Gatte. Wenn sie allerdings die Küche betritt, wechselt auch die Frabe ihres Kleides( Kostüme: Jean-Paul Gaultier), was die größere Freiheit ihres Wesens ankündigt. Die größte Befreiung, die vollkommene Nacktheit, die sie nach einer Art Widergeburt (sie war so tot, wie die Tiere im Lieferwagen des Restaurants) und Waschung erlebt und der sie sich mit Michael immer weiter annähert, wird allerdings schnell gestört. Ihr Glück wird zerstört, ihre Emanzipation wird vollendet.
Es ist auch kein Zufall, dass eine Seite aus einem Buch über die französische Revolution eine Rolle spielt. Eine Revolution findet auch hier statt, jedoch wird hier der Tyrann gezwungen ein Kind der Revolution zu fressen.

Auffällig ist, mit welch ruhiger Kameraführung das Durcheinander gefilmt wird. Entweder in langen Seitwärtsfahrten, die sehr schön begleitet werden mit Michael Nymans barocker Musik, oder in ruhiger Mittelansicht wird das Geschehen aufgenommen, allerdings zeigt dies auch die Unerbittlichkeit des Regisseurs, der dem Zuschauer dabei nichts erspart.

"Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" ist schwer in Worten zu fassen. Seine visuelle Ausrichtung ist sehr ausgeprägt und komplex und so lautet die einfache Empfehlung: Anschauen!

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