"Poltergeist" unter der Regie von Tobe Hooper zählt nicht von ungefähr zu den atmosphärischsten Geisterfilmen. Auch die Effekte waren für die damalige Zeit eine Sensation und zumindest in diesem Punkt steht das Sequel dem Original in nichts nach. Dennoch dauerte es knapp vier Jahre bis Michael Grais und Mark Victor (Zum Töten freigegeben, Ein Mann wird zur Bestie) ein brauchbares Skript vorlegten. Hinzu kam, dass Regisseur Brian Gibson (Still Crazy, Nicht schuldig) genau wie Hooper damals, unter der Fuchtel der Produzenten stand. Nach Abschluss des Drehs wurden enorme Storykürzungen vorgenommen, diverse Quellen sprechen von circa vierzig Minuten. Im Nachhinein betrachtet auch eine gute Idee, denn "Poltergeist II" hat trotz seiner kurzen Laufzeit von knapp neunzig Minuten Probleme in die Pötte zu kommen.
Die Geschehnisse in der Wohnsiedlung Cuesta Verde hat die Familie Freeling einigermaßen verdaut. Doch das Medium Tangina Barrows (Zelda Rubinstein) und der Indianer Taylor (Will Sampson) ahnen, dass der Spuk noch nicht vorbei ist. Unter dem ehemaligen Haus der Freelings finden sie ein Massengrab, wobei es sich um die Anhänger einer Sekte handelt. Deren Anführer Kane (Julian Beck) ist nun in Gestalt eines bösen Geistes hinter der kleinen Carol Anne (Heather O´Rourke) her. Tangina schickt Taylor zu den Freelings, um sie vor Kane zu beschützen. Der versucht mittlerweile als Prediger die Familie zu entzweien, denn die Liebe ist das einzige Element welches ihm noch im Wege steht. So beginnt für die Freelings erneut ein Alptraum.
Aufgrund der drastischen Kürzungen musste die Story ein wenig leiden, beispielweise wird einem völlig vorenthalten wo Dana plötzlich steckt. Auch auf die Sache mit Kane und seiner Sekte wird sehr kurz eingegangen, gerade hier wären weitere Informationen nötig gewesen. Tangina sollte hier auch eine tragende Rolle spielen, doch so wird sie zur Randfigur verdonnert, denn der Großteil ihrer Szenen fielen der Schere zum Opfer. Aber das Ganze hat auch etwas Gutes, denn Gibson entpuptt sich nicht gerade als Könner. Meist ist es der geniale Score von Jerry Goldsmith, welcher einem einen Gänsehaut verursacht, ein richtiger Spannungsaufbau ist hier nicht zu erkennen. So muss man sich in der ersten Halbzeit nur mit kleinen Gruseleinlagen begnügen, hier sorgt vor allem der dämonisch agierende Julian Beck (Cotton Club, Liebe und Zorn) für kleine Höhepunkte. Doch ansonsten will eigentlich nicht viel passieren, teilweise versucht es Gibson sogar mit ein wenig Humor, denn zwischen dem Indianer Taylor und Steve Freeling (Craig T. Nelson) gibt es anfänglich einige Meinungsverschiedenheiten. Auch ein Fernseher kommt der Familie nach den letzten Ereignissen nicht mehr ins Haus, nun sind sie bei Dianes (JoBeth Williams) Mutter untergeschlüpft, die kurze Zeit später eines natürlichen Todes stirbt, aber gerade im Finale noch eine wichtige Rolle spielt.
Hat man dann Sitzfleisch bewiesen, kommt man in den Genuss einiger toller Effekte. Da wäre die Drahtattacke auf Robbie, oder dieses scheußliche Vieh, welches Steve erbricht, aber insgesamt gesehen hatte das Original auch hier etwas mehr zu bieten. Dass man auf jegliche Goreeffekte verzichten muss fällt nicht negativ ins Gewicht, denn nachdem sich "Poltergeist II" endlich entfaltet hat, ist er auch recht spannend. Es folgen einige Geisterattacken, wobei auch besonders der Angriff in der Garage mit den Stromkabeln und der Kettensäge in Erinnerung bleibt. Dennoch mangelt es dieser Fortsetzung an echten Spannungspitzen und im Finale übertreibt man es dann ein wenig mit den Fantastereien. Hier liegt auch wieder der Fokus darauf Carol Anne zu retten, wobei diesmal Taylor für die geisterbekämpfung verantwortlich ist. Die Darsteller hat der Zuschauer seit dem Original schon ins Herz geschlossen, als verkörpern Craig T. Nelson (Action Jackson, Im Auftrag des Teufels), JoBeth Williams (14 Hours, Pick Up), Heather O´Rourke (Poltergeist III, Massarati) und Oliver Robins (Wiegenlied des Grauens, Man Overboard) wieder die Familie Freeling, Zelda Rubinstein (Wishcraft, Im Augenblick der Angst) kann diesmal keine Akzente setzen.
Es war im vorhinein schon ziemlich klar, dass man dem Original nicht das Wasser reichen kann. Dafür konnte das Sequel einen höheren Gewinn einfahren, das Budget war mit 19 Millionen Dollar recht niedrig. Trotzdem sind die Effekte top, genauso die Kulisse und der furchteinflößende Score von Goldsmith. Aber der Horror benötigt viel Zeit, um sich richtig zu entfalten und aufgrund der Kürzungen lässt die Story ein paar Fragen offen. Trotzdem ein hübsch altmodischer und gut gemachter Gruselspass.