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Ein Glücksfall und Gewinn für alle, die ihn sehen. Der Film behandelt das Thema Sterbehilfe anhand der wahren Geschichte von Ramon Sampedro. Eigentlich eine so unangenehme Sache, dass man darüber am liebsten gar nicht erst redet.
Dass jetzt aber einer einen Film darüber gemacht hat, der nicht nur wunderbar aufklärt, sondern gleichzeitig noch mehrere Liebesgeschichten, eine Geburt und das Leben von unheilbar Kranken zeigt – ohne in irgendeiner Einstellung teutonisch schwer zu werden, sondern stattdessen leicht und poetisch schwebt – das ist eine filmische Meisterleistung, die man vorher niemals erwartet hätte.

„Das Meer in mir“ erinnert dadurch an die Zeit der ganz großen Hollywoodklassiker, wie „Ist das Leben nicht schön“ von Capra (1946) oder auch Kramer gegen Kramer. Reine Unterhaltung ist das nicht – obwohl die Filme ganz klar auch diese Funktion erfüllt haben – aber die Filme informieren auch gleichzeitig und erzählen individuelle Geschichten mit exemplarischen Status in großen Bildern. Wie ist das eigentlich, wenn man sich wünscht, nie existiert zu haben oder wie fühlt sich eine Scheidung an?

Jetzt die Frage: Was passiert eigentlich, wenn jemand sterben will. Alejandro Amenábar hat diese Frage so kunstvoll und doch deutlich beantwortet, dass man nur staunen kann. Vor allem, weil es nie langweilig wird und nie ins Klischeehafte abdriftet.

Gleich zu Beginn kommt er ohne Umschweife auf den Punkt. Sein Protagonist möchte gerne sterben, aber er will damit nicht das Lebensrecht anderer Unfallopfer einschränken oder abwerten. Er möchte einfach nur, dass sein Wunsch respektiert wird und dass derjenige, der ihm hilft, dafür nicht ins Gefängnis muss.

Das ist die Ausgangssituation – keinesfalls sexy – aber Gefühle kommen bei diesem Streifen überhaupt nicht zu kurz. Sogar Sex – aber man sollte nicht zu viel verraten. Denn es gelingt Amenábar, den Zuschauer zu verzaubern!

Er mischt dem Stoff eine Leichtigkeit bei, die man - gerade bei diesem Thema nicht erwartet hätte. „Das Meer in mir“ zeigt, dass das Leben noch eine ganze Menge an Überraschungen bereithält, auch wenn man schon seit 28 Jahren sein Bett nicht verlassen kann.

Sein Hauptdarsteller (grandios Javier Bardem) ist seit einem missglückten Kopfsprung vom Hals abwärts gelähmt. Nachdem er seit so vielen Jahren sein Bett nicht verlassen konnte – hat er genug und will nicht mehr leben. Obwohl ihn seine Familie liebevoll behandelt und nach bestem Möglichkeiten unterstützt.

Ein großes Kompliment an den Kopf hinter dem Film. Denn so einfach, wie man glauben könnte (etwas dass die katholische Kirche recht hat - schließlich spielt der Film in Spanien), ist hier nichts. Bereits im ersten Drittel erscheint ein spanischer Kardinal, der ebenfalls vom Kopf an querschnittsgelähmt ist, doch seine Argumente verletzen eher (insbesondere die Angehörigen) als das sie helfen. Nach diesem Auftritt verlässt der Film alle gewohnten und erwarteten Bereiche und doch wird es nie unrealistisch. Obwohl man es zuvor nicht für möglich gehalten hätte, wollen sogar gleich drei Frauen …

Jedenfalls lange Rede kurzer Sinn. Einen derartig überraschend guten Film, gibt es nur selten. Amenabar hat ein Meisterwerk geschaffen, über dass man auch noch in vielen Jahren reden wird.
Seine Charakterzeichnungen sind grandios und die Geschichte einfach nur faszinierend. Die Kamera, die Schauspieler alles ganz großartig. Obwohl man denkt, dass man schon alles kennt, gibt es permanent überraschende Richtungen und Wendungen.
Und doch – und auch das ist nicht selbstverständlich – bleibt sich die Hauptfigur bis zum Schluss treu.

Die schönste Überraschung ist aber, dass der Film mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film des Jahres 2005 ausgezeichnet wurde. Denn damit beweist die Academy, dass sie tatsächlich noch in der Lage ist, herausragende Werke zu entdecken und nicht nur Publikumserfolg belohnt.
Amenabar, der bereits mit „Open your Eyes“ die Vorlage zu „Vanilla Sky“ dem intelligentesten Film der 90er gemacht hat, beweist erneut, dass man ihn in einem Atemzug mit Stanley Kubrick nennen kann. Nach dieser Meisterleistung darf man auf jeden neuen Film von ihm gespannt sein.

„Das Meer in mir“ ist grandioses Kino.

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