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Die deutsche Titelgebung schlägt wieder zu: Dem Lundgren-Vehikel „Retrograde“ verpasste man den Untertitel „Krieg auf dem Eisplaneten“, obwohl der Film schlicht und einfach in der Antarktis spielt.
Beginn der Handlung ist jedoch im Jahre 2204: Ein verheerender Virus bedroht das Fortbestehen der Menschheit, aber Zeitreisen sind möglich, um das Schlimmste zu verhindern („12 Monkeys“, ick hör dir trapsen). Auserwählt für die Mission sind John Foster und sein Team, die erstmal mit ihrem furchtbar billig animierten CGI-Raumschiff los schraddeln. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass „Retrograde“ quasi über null Budget verfügt, ebenso wie die Tatsache, dass die Zukunft nur wie eine Lagerhalle am Arsch der Welt aussieht und man die Einführung blitzschnell abhandelt, bevor man mehr von der Zukunft zeigen muss.
Doch in der Mannschaft sind Verräter, die aufmucken: Wer den Virus kontrolliert, hat die Macht in der Zukunft. John und einige Getreue wehren sich, im Verlaufe des Kampfes stürzt das Raumschiff in der Antarktis (in der Gegenwart) ab. Dort ist auch gerade eine Expedition unterwegs…

„Retrograde“ zitiert nicht nur bekannte Vorbilder (neben „12 Monkeys“ weht hier auch noch ein Hauch von „The Thing“ und „Outbreak“ herum), sondern hat auch kaum eigene Ideen. So verläuft das Gerangel um den Virus nach Schema F: John, der einzige gute Überlebende, schließt sich mit den Expeditionsteilnehmern, die auch den Virus finden, zusammen, während die Bösewichte erstmal fast die ganze Zeit durchs Eis tapern, ehe dann die Zeit für das Finale kommt und sie den Weg zum Schiff der Expedition finden dürfen. Spannend ist das Ganze nicht, wer lebt und wer stirbt, das interessiert hier niemanden mehr und Überraschungen gibt es quasi gar keine.
Dazu kommen noch Unwahrscheinlichkeiten und Logiklücken en masse: Trotz Meuterei an Bord stürzt das Raumschiff in der richtigen Zeit und am richtigen Ort ab, John wartet solange die Expedition über den Virus zu informieren bis sich der erste von ihnen infiziert hat usw. Dazu noch Klischeecharaktere wie den gierigen Anführer der Expedition, den aufrechten Captain, eine umsichtige Frau im Team, die John natürlich als erste unterstützt usw. Das wäre ja schon schlimm genug, doch zudem ist Christopher Kulikowski ein absolut unfähiger Regisseur, der null Spannung aufbauen kann, das niedrige Budget in keinster Weise kaschiert und im Schneideraum zusammen mit seinem Cutter ebenfalls erbärmliche Arbeit leistet.

Dieses Manko zeigt sich dann überdeutlich in den wenigen Actionszenen, die man fast alle vergessen kann: Die Schießereien sind stumpfes Geballer ohne Eleganz und zudem immer ganz schnell vorbei, sonstige Action dünn gesät. Dolph Lundgren und Gary Daniels gönnt man winzige Nahkampfeinlagen, in denen man das Können der beiden erahnen kann und die tatsächlich sogar ein wenig Laune machen – so sehr sich Christopher Kulikowski auch bemüht diese durch seine stümperhafte Regie zunichte zu machen.
Dolph Lundgren wirkt hier auch ziemlich lustlos, als habe er bereits gewusst was für eine Gurke aus dem Film wirkt und überzeugt er kaum. Gary Daniels gibt sich Mühe, hat aber nur eine kleine Rolle. Über den Rest der Darsteller breitet man hingegen besser den Mantel des Schweigens, denn diese scheinen echt fast gar nichts zu können und wirken total amatuerhaft.

„Retrograde“ ist eine saumies inszenierte Gurke, langweilig und actionarm. Schade um Gary Daniels und Dolph Lundgren, deren kurze Kampfeinlagen im Finale noch ganz OK sind, aber ansonsten in jeder Beziehung Müll.

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