Review

Der letzte Wagen ist immer ein Kombi!
Deswegen beunruhigt das Auftauchen dieses langgestreckten Gefährts auch durchaus alle Beteiligten – nur irgendwie nicht in dem Film, der nach dem Vehikel benannt wurde. Schlechtes Zeichen?

In der geradezu infernalischen Horrorwelle, die in den Spätsiebzigern losbrach, waren so viele Slasher und Monsterfilme unterwegs, dass man manche Filme fast übersehen hat – weil sie untypisch oder mäßig oder einfach zu harmlos waren. Da war es fast schon egal, wie viel Mühe sich die Beteiligten gegeben hatten.
„The Hearse“ ist sicher einer von ihnen.

Das liegt sicher auch daran, dass er, für einen 1980 produzierten Film, ziemlich altmodisch wirkt. Und sich nebenbei eben nur durch die Kamerakünste von einem ordentlichen TV-Film unterscheidet.
Ein weiteres Problem liegt in der Schwierigkeit der Einordnung, denn während hier und da eben ein Etikett wie „Geisterfilm“ oder „Dämonen“ drauf kleben kann, bleibt hier lange unklar, in welcher Schublade man ihn lagern kann.

Am ehesten passt sicher „mysteriös“, „unheimlich“ und „fluchbeladen“, aber das ist dann schon präziser, als der Film das präsentiert.
Trish van Devere gibt hier die geschiedene Lehrerin Jane, die sich nach strapaziösen Monaten samt Therapie jetzt mal einen schönen Sommer gönnen möchte und deswegen in die Kleinstadt Blackford (oha!) kachelt, wo ihre verstorbene Tante ein Haus samt Anwesen hatte.
Auftritt des besagten Leichenwagens, der über die Landstraßen tuckert und seine Schatten voraus wirft.
Leider steht Janes Ankunft unter einem schlechten Stern, denn sie holt den Anwalt/Testamentsvollstrecker zu nachtschlafender Zeit aus der Kiste, um den Hausschlüssel zu kassieren und hat prompt schlechte Presse (hier ist Altstar Joseph Cotten in einer besonders arschigen Rolle zu genießen).
In der Folge muss sie verblüfft feststellen, dass nahezu die gesamte Ortschaft sie meidet, wie der Teufel das Weihwasser, weil ihre Tante angeblich den Teufel angebetet hätte und nach ihrem Tod besagter Leichenwagen samt ihrer Leiche bei einer Explosion pulverisiert wurden.
Der Sheriff erweist sich Vollprolet, der Ladenbesitzer blockt und für dringende Arbeiten am/im Haus findet sich nur dessen frisch erblühter Sohnemann, der auch prompt einen Crush für die blühende Enddreißigerin entwickelt. Und dann steht auch eines Abends noch der nette Tom Sullivan vor der Tür und heißt sie willkommen…

Das ist dann auch schon die vollständige Menagerie in einem sehr langsamen, ruhigen und episodischen Film, in dem die Protagonistin erst alle Frechheiten wegakzeptiert, dann durch verschiedene unheimliche Aktivitäten (Gestalten im Spiegel, der Wagen parkt vor dem Haus) nervös wird und schließlich durchknallt. Was sie aber nicht daran hindert, immer fleißig im Tagebuch ihrer Tante zu schmökern, die damals einen mysteriösen Fremden kennenlernte (ohaoha…).

Irgendwann geht dann auch der Fahrer des besagten Leichenwagens schmunzelnd auf sie los, nur leider verschwinden die Spuren dieser Auftritte immer gleich wieder…

Wir wissen, wo so eine Reise hingeht: entweder haben wir hier einen dollen Fall von Einbildung oder dämonische Mächte greifen nach der Frau, der alle (naja mäßig) Unrecht tun. Sogar der Pfarrer schafft es den halben Film lang, ziemlich unheimlich zu sein, vorzugsweise weil er ausschaut wie Bruce Dern nach einer Runde Streckbett.

Das alles – inclusive des Finales, in dem die Nebenfiguren dann wohl im Handstreich um die Ecke gebracht werden – wird reichlich ruhig, zahm und immer wieder mit „zurück auf Start“ erzählt, ergänzt um ein paar beunruhigende Träume, aber nie wirklich zupackend.
Der Leichenwagen tuckert durch die Gegend, der Fahrer legt ihr den Arm auf die Schulter, das war es dann auch schon. Als man sich schon mit ohne Bodycount abgefunden hat, werden noch zwei (oder drei, das ist nicht ganz klar) Figuren umgebracht, das aber brav und gewaltarm abseits der Leinwand. Und die Auflösung ist dann wirklich die banalste, die man sich vorstellen kann – auch wenn sie eine übernatürliche ist.

Über den lächerlichen Showdown, der noch dazu einige Fragezeichen provoziert, will ich mal lieber schweigen, letztendlich liegt die Schwäche des Films jedoch darin, Sympathien (oder auch nur Interesse) für die Figuren aufzubringen. Van Devere gibt sich zwar Mühe, keine typische Scream Queen zu sein, packt das Publikum aber auch nicht bei den Rockschößen. Cotten ist nervig, der Sheriff ein Arsch, der verliebte Twen passt nicht und der Galan wirkt mysteriös, weil er es sein soll – mitreißend gerät hier gar nichts.

Positiv ist allerdings, wie der Film fotografiert ist. Der Lichteinfluß, in strahlenden Farben und tiefen Schatten gehalten, macht die Gesichter unscharf, kreiert aber schöne Effekte und auch manche Kamerafahrt hat ihre Qualitäten – aber am Ende ist der Rest eben maximal gutes TV-Niveau.

Van Devere – die Lebensgefährtin George C. Scotts – hatte mit ihrem Partner gerade „The Changeling“ erfolgreich (und gruselig) abgedreht und hoffte vielleicht auf einen zweiten Blitz in der Flasche, aber allein kann sie den Film nicht tragen, dafür fehlt es ihr an Profil und Drive.
So gerät „The Hearse“ zum kuscheligen, relativ braven und nur wenig innovativen Abendgrusel für Leute, die „so etwas normalerweise nicht anschauen“, haut aber die Horrorfans nicht aus der Furche. (4/10)

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