Neandertalerman vs. Frankensteins Monster
Was sich vom Inhalt wie reinster 70er Jahre Schmuddeltrash liest, ist es im Endeffekt dann auch. Die Leichenfabrik des Dr.Frankenstein ist ein unbekannter, eher untergegangener Sleazefilm des noch unbekannteren Italieners Ramiro Oliveros, der neben diesem Film nur noch für den im gleichen Jahr entstandenen Film La casa della paura zuständig war, der so auch nie in Deutschland erschienen ist.
Recht absurd mutet es schon an, wenn in der Eröffnungssequenz gegen einen Neandertaler gekämpft wird, wo man im gewählten Moment auf ein Urzeitechse wartet, die ins Bild hüpft. Doch in der Leichenfabrik geht es ja um den allseits bekannten Wissenschaftler Dr.Baron Frankstein, so größenwahnsinnig wie eh und je, hoch über dem verängstigtem Dorf in einem prächtigen Schloss lebend, wo er vom Friedhof verschleppte Leichen für seine Versuche missbraucht. Natürlich bietet sich eine für diese Zeit absurde, in gothischen Gefilden spielende Kostümfilmnummer, die man so auch von den damals schon eher abschwächenden Hammer-Studios kennt, wenn da bloss nicht der allseits trashige Beigeschmack wäre. Denn der Film offenbart von allen Seiten seine ranzige und erotisch ausgerichtete Kompente des puren Exploitationfilmes, der so dilletantisch das auch umgesetzt sein mag, direkt schon seinen Charme versprüht. Das Ganze ist so Naschyeske inszeniert und angehaucht, dass man glatt von einer Klemovskyproduktion reden könnte.
In sehr authentischen Burg,- und altertümlichen Dorfkulissen spielt sich eine scheinbar typische Frankensteinverfilmung samt buckligen und kleinwüchsigen Frankensteinhelfern ab, wie sie typischer nicht sein könnte, die aber auch selten einen Höhepunkt erreicht, geschweige denn aufgrund seiner trashigen Darbietung allzu unfreiwillig komisch daherkommt. Denn dafür nimmt sich der Film gleichzeitig doch irgendwo zu ernst, was dann doch nur für 70er Jahre Sleazekomplettisten, Naschyfans oder Amandofans interessant sein dürfte, aber nicht unbedingt für den geneigten Cushing-Retrogruselfan.
Was sich obwohl seiner Melange aus Neandertaleropfern, notgeilen Kleinwüchsigen und nackten Brüsten nur allzu gemächlich präsentiert, ist dann auch nur bedingt gory. Abgeschmierte Blutspuren an Frauenopfern sind noch das härteste, was man zu sehen bekommt. Und sonst schwächelt der Film beispielslos in jeden Belangen, beziehungsweise strauchelt unspektakulär in der Bedeutungslosigkeit. Der Neandertaler und der notgeile Kleinwüchsige, die sich an der Tochter Frankensteins vergehen, nerven nur noch nach geraumer Zeit und der Neandertalerfrankensteinklon, der irgendwie im Laufe des Filmes im Dunklen aus Leichen enstand, kann die öde Suppe auch nicht mehr retten, worauf der Film ohne jegliche Besonderheit abrupt und gehaltlos endet. Die Darstellung Dr.Frankensteins ist dabei so blass und gesichtslos, dass man fast vergessen könnte, darüber ein Wort zu verlieren. Von ausschweifenden Charakterzügen ist der Film weit entfernt, so wie er von allen anderen tragenden Komponenten weit entfernt bleibt.
Fazit: Allzu gehaltloser und spannunsglos erzählter Italofrankensteiner, der durch seine inhaltlischen Trashoffenbarungen viel mehr hätte rausholen müssen, aber durch seine aufgezwungene Ernsthaftigkeit keinerlei Höhepunkte erkennen lässt. Für den geneigten Trashfan und Komplettist der Trashcollection von CMV einen Blick wert, alle Anderen bleiben doch besser bei dem ebenfalls trashigen, aber auch spektakulär blutigen und rauhen Die Stunde der grausamen Leichen. (4/10)