Barbra Streisand hat mit „Herr der Gezeiten“etwas geschafft,was bei mir in Bezug auf Dramen selten der Fall ist:Es hat mich ergriffen und emotional mitleben lassen.
Tom Wingo erhält die Nachricht,dass seine Schwester Savannah versucht hat sich umzubringen.In seiner Ehe kriselt es und er selbst ist ein emotional verschlossener Zyniker.
Er geht nach New York,um mit Savannahs Psychiaterin Lowenstein etwas über die Hintergründe ihrer Tat zu erfahren.Schon bald muß er sich mit der eigenen Kindheit auseinander setzen,der ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt.
In Rückblenden erfahren wir schrittweise,was es mit Toms Vergangenheit auf sich hat.Eindrucksvoll werden die schrecklichen Ereignisse durch Lowenstein ans Licht gebracht.
Nick Nolte liefert hier die beste Leistung seiner Karriere ab.Mann muß schon schwer schlucken,als es aus ihm herausbricht und die dunkle Wahrheit ans Licht kommt(Was mir als Zuschauer umso schwerer fällt,wenn der Freundin neben einem bereits die Tränchen kullern…)
Glücklicherweise lässt man den Zuschauer aber nicht in dieser Tragik hängen,sondern bietet zur Auflockerung tolle Dialoge mit bemerkenswerten Pointen(„…und ich kann nicht glauben,dass sie in meine Wohnung kommen,wo jeder weiß,dass sie mit meinem Mann ficken“).
Streisand hat eine ausgewogene Balance zwischen Tragik und Humor gefunden und auch die sich anbahnende Romanze verläuft nicht so kitschig,wie man es zunächst vermuten könnte.
Großes Gefühlskino mit wunderbaren Südstaatenimpressionen,überzeugenden Darstellern und emotionaler Tiefe,die mitreißt.Mehr kann man nicht verlangen.
10 von 10 Punkten