Review

Gesamtbesprechung

Was verdient wohl mehr Anerkennung; einen packenden, hervorragenden Film mit einer Laufzeit von 90 bis 240 Minuten zu produzieren, oder eine Serie auf die Beine zu stellen, die in Sachen Authentizität, Charakterausarbeitung, Ideenreichtum, Individualismus und Intensität nicht einen Hauch missen lässt?
Diese Frage darf jeder für sich selbst beantworten.

Im Falle von NIP/TUCK verhält es sich allerdings so, dass man sich schon ganz genau überlegen sollte, ob man sich diesen Drogencocktail geben möchte. Selten habe ich erlebt, dass mich etwas über die Mattscheibe Gesehenes derart abhängig gemacht hat.
Das mag im ersten Moment nach einer pur positiven Bewertung klingen - ist es im Endeffekt auch - problematisch wird es aber wirklich, wenn man sich von dem, was man nicht mehr "schaut", sondern irgendwann als fest zum Tagesablauf gehörend "konsumiert", nicht mehr distanzieren kann.

NIP/TUCK ist keine 08/15-Serie, die man schaut und danach abschaltet. NIP/TUCK provoziert, hält jedem seinen ganz individuellen Spiegel vors Gesicht und erweitert sogar das Weltbild des abgebrühtesten, erfahrensten Typen!

Die Charaktere und deren Besetzungen könnten vorzüglicher nicht sein. Ich möchte hier auch nicht auf einzelne Individuen eingehen und deren Qualitäten differenzieren - das Gesamtpaket spielt in allererster Liga!

Im Endeffekt aber steht und fällt ein Produkt mit der Story und deren Umsetzung - und das ist letztlich der ausschlaggebende Faktor, der NIP/TUCK zu etwas ganz besonderem macht.
Jeder einzelne Charakter durchlebt hier seine ganz eigene Entwicklung. Natürlich ist einiges etwas dramatisiert, aber im Endeffekt werden dem Zuschauer Geschichten geliefert, die das Leben schreibt.
Hier gibt es keine Schwarzweißmalerei. Jedes Individuum hat seine (auf realistischen Ursachen basierenden) Ecken und Kanten, welche sich stets auf nachvollziehbarem, wohlgemerkt nicht reaktionärem Terrain abzeichnen.

Trotzdem oder vielleicht gerade aus all den Gründen will ich aber nochmals jeden davor warnen, sich der Droge NIP/TUCK hinzugeben. Schon nach wenigen Folgen schaltet man nur sehr widerwillig ab, wenn die Zeit einfach nicht mehr den "Konsum" einer weiteren Episode zulässt. in der Zwischenzeit dann drängt sich das Gesehene und die Erwartung auf das Kommende immer wieder in den Alltag des Guckers!

Fazit: Die Serie ist der absolute Hammer und mehr als nur ein Lichtblick in der mitunter sehr tristen Serienwelt!
Wer sich gut von intensiven Geschichten distanzieren kann, darf hier bedenkenlos einschalten. Wer jedoch dazu tendiert, sich und seine Seele nicht so richtig von intensiv Erlebtem trennen zu können, könnte hier sein blaues Wunder erleben!

9.5 Punkte für NIP/TUCK

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