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Jeder Horrorfilm, der ein besessenes Haus präsentiert, steht und fällt mit der Fassade des Gebäudes, von dem er handelt - die Vorderansicht der Villa aus dem drei Jahre später entstandenen „Amityville Horror“ ist heute noch berüchtigt und unter Hunderten wiederzuerkennen. Für den Hauptdarsteller aus „Burnt Offerings“, eine im neoklassizistischen Stil gehaltene Villa, gilt diese Binsenweisheit ganz besonders; denn Regisseur Dan Curtis setzt zunächst kaum auf echte Schocks, sondern lieber auf zahlreiche Einstellungen aus dem Inneren wie auch aus dem großzügigen Gartenbereich. Lange Zeit geschieht eigentlich gar nicht so viel, außer dass der Schauplatz in schweren Zügen zu atmen beginnt... unbemerkt von der dreiköpfigen Familie, die sich einen Sommer lang hier niederlassen will und dabei so arglos in die Falle tappt, wie es sich für diese Filmsorte eben gehört.

Eine alte Frau, die in einem der Zimmer lebt, über den gesamten Film aber nicht zu sehen sein wird, bildet das notwendige Suspense-Element, das die vermeintliche Idylle durchschneidet. Vom Familienvater (Oliver Reed) wird sie vorausschauend als „Catch“ beschrieben, als Haken. Für den Regisseur bedeutet diese unbekannte Komponente ein Riss im Gefüge des „American Family Dream“, der genretypisch normalerweise vom Familienvater herbeigeführt wird (so auch in „Amityville Horror“), diesmal aber von der Frau ausgeht (Karen Black).

Der exzessiv verwendete Weichzeichner lässt den Film optisch gewöhnungsbedürftig wirken, er wirft allerdings eine Aura trügerischer Romantik auf das Haus, das sich in einigen dezenten Einsätzen praktischer Spezialeffekte selbst renoviert, während es offenbar von den Kräften seiner Bewohner zehrt. So ist es das Verhalten der eigenen Familienmitglieder, das für Schauer sorgt – wenn der Vater beispielsweise in einem Anflug geistiger Abwesenheit seinen eigenen Sohn (Lee Montgomery) zu ertränken droht oder wenn die Großtante (Bette Davis) in einem schleichenden Prozess immer schwächer wird.

Ungeduldige Naturen mögen auf die langsame Entwicklung des immerhin fast zweistündigen Films mit Verständnislosigkeit reagieren, da weder Jump Scares noch sonstige Mittel zu vordergründigem Grusel animieren. Gibt man der Handlung jedoch den nötigen Raum zur Entfaltung, wird man stimmungsvoll auf eine unheilschwangere Atmosphäre eingeschworen, die im enthüllenden Finale dann tatsächlich auch abliefert, und zwar in einer Radikalität, die man aufgrund des bis dahin gefahrenen weichen Kurses nicht mehr erwartet hätte und folglich wie ein Schlag ind ie Magengrube wird.

Anthony James sorgt mit seinen Auftritten als gruselig grinsender Chauffeur allerdings dafür, dass es auch zwischendurch nicht langweilig wird... und Oliver Reed reagiert auf ihn mit jenem schwitzenden, vor Angst zitternden Overacting, das sich speziell in Filmen wie diesen immer wieder als wertvoll erwiesen hat. Vielleicht kein Meisterwerk, aber voller verborgener Qualitäten, die nur in reifem Boden zur Blüte kommen.

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