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Für die Rolfs geht ein Traum in Erfüllung. Ben (Oliver Reed) und Marian (Karen Black) haben ein riesiges Sommerdomizil zum Schnäppchenpreis gemietet, und überglücklich aber auch ein klein wenig skeptisch ziehen sie bald darauf mit ihrem Sohn David (Lee Montgomery) und Bens Tante Elizabeth (Bette Davis) in das wuchtige, viktorianische Anwesen ein. Daß dies alles zu schön ist, um wahr zu sein, liegt auf der Hand. Der erste Haken an der Sache ist, daß die betagte Mutter des exzentrischen Geschwisterpaares (Burgess Meredith und Eileen Heckart in Hochform!) ein Zimmer im Dachgeschoß bewohnt (welches sie aber nie verlässt) und mit Essen versorgt werden muß. Das zweite und weit schwerwiegendere Übel ist allerdings, daß das Gebäude ein gefährliches Eigenleben führt.
Es gibt kaum einen Menschen, der Burnt Offerings in seiner Kindheit gesehen hat und nicht davon schwärmt (auch ich fand ihn seinerzeit grandios). Mit vielen Jahren Abstand und nach weiteren zwei Sichtungen läßt sich nun feststellen, daß der Film zwar bei weitem nicht so großartig ist, wie es die Erinnerung vorgaukelte, andererseits aber immer noch bestens unterhält und einige durchaus effektive Momente beinhaltet. Daß der auf einem Roman von Robert Marasco basierende Burnt Offerings so gut funktioniert, ist in erster Linie den vier Stars des Filmes zuzuschreiben: Oliver Reed, Karen Black (beide zelebrieren unheimlich-intensive Schauspielkunst), Bette Davis (die im Verlauf des Filmes zusehends verfällt), und last but not least... das grandiose Dunsmuir House in Oakland (das im folgenden u. a. auch in Don Coscarellis Phantasm zum Einsatz kam). Beim Gebäude handelt es sich um kein Spukhaus im klassischen Sinne, sondern um ein lebendiges "Wesen", das sich von den negativen Gefühlen der Bewohner ebenso ernährt wie vom vergossenen Blut. "The house takes care of itself" und "It's practically immortal", wird da zu Beginn schon unheilvoll angedeutet. Regisseur Dan Curtis, der im Jahr davor Trilogy of Terror gedreht hatte (ebenfalls mit Karen Black, die in der göttlichen dritten Episode von der ultrafiesen Zuni Kriegerpuppe terrorisiert wird), läßt sich viel Zeit für die nicht sonderlich originelle Geschichte (sehr langsam und ohne Hektik entfaltet sich das Geschehen), und trotzdem entwickelt der Film nach kurzer Zeit einen starken Sog, dem man sich kaum entziehen kann und will. Die ominöse Stimmung wird verstärkt durch Robert Coberts spärlich aber sehr effektiv eingesetzten Score und einigen tollen Set-Pieces, wovon vor allem die Alpträume bzw. Visionen mit dem Leichenwagen und dessen sonnenbebrillten, ständig grinsenden Fahrer (Anthony James) hervorragen. Das spektakuläre Ende, welches vom Roman abweicht, steht in starkem Kontrast zum Rest des Filmes und ist wahrscheinlich genau deshalb so erinnerungswürdig. "And this house will be here long, long after you have departed", heißt es am Anfang. Wie wahr.

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