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Mit dem „Landhaus der toten Seelen“ (OT: Burnt Offerings) haben wir es nicht nur mit einem Vertreter der zur damaligen Zeit einigermaßen beliebten Spukhausfilme zu tun, nein auch könnte man glatt behaupten, dass dieser Film mehr als nur eine kleine Inspiration für Stephen Kings „Shining“ war, steht doch hier mehr das psychische Zusammenbrechen einer heilen Familienstruktur im Vordergrund und kein altmodischer Spuk, wie man beim dämlichen deutschen Titel behaupten könnte.

„Burnt Offerings“ mit dem Titel wird auf den Brauch alter Naturvölker angespielt, die Tiere bei lebendigem Leibe verbrannten und sie als Opfer darbrachten. Im Film ereilt dieses Schicksal die Familie Rolf (Muter Karen Black, Vater Oliver Reed, Sohn Lee Montgomery und Tante Bette Davis). Gemeinsam ziehen sie über den Sommer in ein gigantisches Anwesen zu einem sehr günstigen Preis. Mitinbegriffen ist die Pflege der alten Dame des Hauses Ms. Alerdyce, die nie ihr Zimmer verlässt und die Instandhaltung des pompösen Gebäudes.
Die Familie lebt sich schnell ein und verbringt einige Tage in Eitel Sonnenschein doch plötzlich beginnt der Familienvater sich gewalttätig dem Sohn gegenüber zu verhalten, weswegen er sich lieber auf die Doktorarbeit konzentrieren sollte, die er nebenher schreibt. Die Mutter verhält sich ebenso seltsam und scheint mehr und mehr vom Haus in Besitz genommen zu werden und die Tante wird von Tag zu Tag schwächer, als ob ihr etwas die Lebenskraft entziehen würde.
Das Haus jedoch erblüht durch Zauberhand und regeneriert sich, hat das vielleicht was mit der Anwesenheit unserer Familie Rolf zu tun?

Regisseur Dan Curtis versteht es meisterhaft uns einen traumhaften Palast zu servieren, je mehr das Haus in neuem Glanz erstrahlt desto höher schraubt er den Weichzeichner und wir bekommen ein fast geisterhaftes Landhaus zu Gesicht das nur in vergangenen Zeiten existieren konnte. Die Darstellerriege ist über jeden Zweifel erhaben und alle liefern großartige Leistungen ab, allen voran Karen Black, die durch ihre Raubtierhaften Gesichtszüge und elektrisierenden Augen ihrer einwandfreien Performance das gewisse Etwas noch hinzufügt.
Womit wir noch zum letzten dramaturgischen Aspekt sind und zwar dem Drehbuch. Im Gegensatz zu ähnlichen Vertretern des Genres wie dem elendigem „Amityville Horror“ gibt es weder Handlungslöcher noch sonderlich lächerliche Dialoge, im Gegenteil. Das einzige was man bemängeln kann ist einzig und allein die Charakterentfaltung, die nicht existent ist. Die Familienmitglieder bleiben Protagonisten deren Handeln man nicht verstehen kann und es wird auch nur an der Oberfläche gekratzt oder die Geschichte der einzelnen Personen wird nur zu, zugegebenermaßen hervorragenden Schockeffekten, missbraucht, wie die Vorgeschichte des Familienoberhaupts. Wer beim Anblick des Leichenwagen-Fahrers keine Gänsehaut bekommt, befindet sich im falschen Genre.

Was man dem Film noch ankreiden kann ist, das sich der Film über die gesamte Laufzeit hin auf den allerletzten großen Knall zuspitzt. Zwar wird das Familienleben durch kleinere Tragödien über den Film hinweg erschüttert, aber alles bildet nur den Aufbau für den finalen Schockeffekt.

„Burnt Offerings“ ist und bleibt ein Klassiker des Genres und ist nicht umsonst der Vorreiter für Filme „Amityville Horror“ oder „Shining“.

07/10

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