“The Hills Have Eyes” war ein Produkt seiner Zeit und die Fortsetzung beweist, dass er genau dort und sonst nirgendwo hingehört: In die Siebziger. Bleibt anzunehmen, dass nachträglicher Erfolg durch die Videoauswertung Wes Craven 1985 zu dem künstlerischen Totalfehlschlag verführt hat, ein Sequel zu produzieren, das trauriger kaum hätte ausfallen können. Hier wird wie nach dem Anti-Lehrbuch alles falsch gemacht, was der Stoff so hergibt.
Wenn ein Film mit Texttafeln und minutenlangen Ausschnitten aus dem Vorgänger beginnt, sollte man eigentlich schon gewarnt sein. Tatsächlich wird Craven nochmals sämtliche Höhepunkte seines Klassikers in aller Ausführlichkeit Revue passieren lassen, bevor er sich endlich seiner neuen Geschichte widmet.
Wäre er doch lieber bei den Rückblenden geblieben und hätte meinetwegen als Komplettrückblende die ganzen 90 Minuten übernommen, so wäre man von einigem Leid erspart geblieben. Denn was nun folgt, ist 80er-Klischeehorror im Quadrat, der die 70er imitiert und dabei einfach nicht aus den Füßen kommt.
Optisch sich selbst rezitierend, schickt Craven eine bunte Meute von Jugendlichen in einem Bus in die Wüste, auf dass sie dort ihrem verdienten Schicksal zugeführt wird. Ein Jahr zuvor schuf Craven noch den Slasher-Klassiker “Nightmare on Elm Street”, der nun deutlichen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte nimmt, denn die Jugendlichen werden in der Ödnis ihren Spaß haben. Sie werden Unsinn stiften, Sex haben und miteinander streiten wie die Kesselflicker. Die Hinterwäldler, in Teil 1 noch Opfer der gesellschaftlichen Formen, werden zur Justitia umgeformt, der richtenden Macht, die vorehelichen Sex unter Garantie mit dem Tode vergeltet.
Bei der Auswahl der Akteure war man auf Vielfalt aus. Es gibt ein afroamerikanisches Pärchen, eine Art “Immigrantin”, eine Blinde und so weiter, alles, was das Herz begehrt. Auf schauspielerische Qualitäten wurde nicht allzu viel Wert gelegt, was man aber auch nicht von einem Film dieser Art erwartet.
Ausgesprochen einfältig, mit welcher Motivation Craven die Überlebenden des Vorgängers - die resozialisierte Ex-Hinterwäldlerin Ruby (Janus Blythe) sowie einen der beiden Hunde inbegriffen - zurück in die Wüste schickt. Die Hinterwäldlerkonzeption mit einem Motocross-Rennen zu verbinden, schmerzt schon sehr und wenn dann im Wüstengebirge ein Biker-Event à la “Arac Attack” stattfindet, bei dem die Rückständigen kräftig mitmischen, ist der Höhepunkt erreicht.
Was ja alles halb so schlimm wäre, wenn Craven es wenigstens geschafft hätte, einen ordentlichen, spannenden Slasher zu fabrizieren, aber mit dem verbliebenen Rest der arg reduzierten Gebirgsmeute lässt sich da einfach nicht viel anstellen. Michael Berryman ist als Charakterkopf Pluto natürlich wieder mit dabei, obwohl er ja ziemlich heftig von einem Schäferhund verschandelt wurde, doch ihn verbindet man mit der Reihe und er ist es, der die entscheidende Zahl von Zuschauern mehr anziehen könnte. Also zurück mit ihm aufs Parkett, so eindeutig war der tödliche Hundebiss ja auch nicht.
Trotz seiner Teilnahme bleibt der Spannungsgrad bei der Konfrontation mit der Bikergruppe bei unter null. Für Suspense war schon das Original nicht geeignet und Craven obliegt einer Fehleinschätzung, wenn er glaubt, einen Film nun mit diesem Rezept aufziehen zu können. Von Berryman und seinem Mutantenkollegen John Bloom geht einfach keinerlei implizite oder explizite Gefahr aus. Dass deren zur Seite der “Guten” übergelaufene Schwester auch mitmischt und mit sinnigen Sätzen wie “Du hast uns verraten” (als Pluto ihr noch etwas unsicher gegenübersteht) oder “Du hättest uns nicht verraten sollen” (als Pluto glaubt, sie unter seiner Kontrolle zu haben und bald zu töten) beschimpft wird, ist da symptomatisch: Die Konfrontation artet zum Familiendrama der Enttäuschten und Hintergangenen aus.
Während sich die Handlungsmuster fortnehmend wiederholen, wird die feindliche Umgebung schließlich zur Fallenbaut umfunktioniert. Gespannte Seile und fallende Gesteinsbrocken warten auf die Fremden. Unpassende Splatterszenen - ein Speer in die Brust, eine zerschnittene Kehle - werden eingestreut, doch uns interessiert’s herzlich wenig, da einfach keinerlei Gefahrensignale von der Situation ausgehen.
Endgültig zu Grabe trägt Craven die Reihe mit den in die Länge gezogenen letzten Minuten, die darum bemüht sind, die Explosion zum Ende der letzten Vorstellungen zu toppen - eine der typischsten Verhaltensweisen eines Sequels. Mit dem blinden Mädchen im Mittelpunkt will sich trotz des gemächlichen Aufbaus nie Spannung einstellen. So neutral wie der Zuschauer in diesen Momenten sitzt ansonsten nur der Schweizer da. Gesellen sich dann auch noch logische Zipfelklatscher hinzu (Mensch, Junge, spring doch aus dem Feuerkreis heraus, du Depp!), so weicht die Neutralität langsam der Verärgerung, dass man hier dermaßen verarscht wird.
Anstatt sich am Ende zu fragen, ob wirklich Herr Craven selbst bei diesem Schund auf dem Regiestuhl gesessen hat, hätte man zwar lieber applaudiert, aber was soll’s. Es läuft nicht immer so, wie man es gerne hätte. Sonst wäre “The Hills Have Eyes II” vielleicht wenigstens ein sich selbst nicht zu ernst nehmendes Gorefest geworden, das Michael Berryman zum kultigen Schlächter idolisiert und den Erstling visuell um Meilen hinter sich gelassen hätte. Statt dessen wird jener Erstling in Szenen zuhauf geflashbackt und dumme 80er-Teeniegruppen werden ein Jahrzehnt in die verwaschene Schmuddeloptik der Seventies-Exploitation zurückversetzt. Fairerweise ist dazuzusagen, dass die Produktion wohl nicht den besten Voraussetzungen unterlag, Budgetkürzungen und ähnlichen Rückschlägen zum Dank. Insofern sei allen Beteiligten verziehen. Aber egal, schlechte Filme braucht die Welt auch, sonst würde man die guten ja gar nicht erkennen können...