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Das Doppelgänger-Motiv sollte später noch einige Male in Jean-Claude van Damme Filmen Verwendung finden, doch nie wieder wurde es so effektiv wie in „Double Impact“ genutzt. Anfang der Neunziger, nach seinem Durchbruch mit „Bloodsport“ stand der belgische Actionstar noch für erstklassige Unterhaltung mit hohem Gewaltfaktor. Da der vorher abgedrehte „Leon“, der van Dammes schauspielerische Qualitäten zeigen sollte, eher mäßig ausfiel, beschränkte man sich hier wieder auf das Wesentliche. Regisseur Sheldon Lettich, der zusammen mit dem Hauptdarsteller das Drehbuch schrieb und sich auch für die Skripte der Filme „Bloodsport“, „Leon“, „Legionnaire“ und „Rambo 3“ verantwortlich zeigt und neben van Dammes Spätwerk „The Order“ auch die Lundgren-Gurke „The Last Patrol“ inszenierte, wurde von Produzent Moshe Diamant (später Finanzier von „Hard Target“, „Timecop“, „Sudden Death“, „The Quest“, „Maximum Risk“ und „Double Team“) mit einem entsprechenden Budget ausgestattet, um „seinen“ Star in dessen Element brillieren zu lassen.

Ob das Endprodukt nun ein A- oder B-Movie ist, lässt sich nicht so leicht beantworten, da deutlich auf beide Kategorien hingewiesen wird. Technisch ist der Film aber auf jeden Fall hochklassig und wird jeden Actionfan zufrieden stellen. Dem gegenüber steht allerdings ein recht schwacher Plot, um die beiden Zwillingsbrüder Alex und Chad (beide van Damme), die noch im Babyalter, während eines Attentats auf ihre Eltern, getrennt worden sind und nach 25 Jahren in Hongkong, dank des väterlichen Freundes Frank Avery (Geoffrey Lewis), wieder zusammen finden, um sich am Mörder ihrer Eltern zu rächen.

Gewiss, das ist weder außergewöhnlich, noch einfallsreich, bietet aber van Damme die ideale Bühne, um sich zu profilieren und selbst ein wenig zu parodieren. Die Charaktere der beiden Brüder könnten nämlich unterschiedlicher nicht sein. Während Chad vorzugsweise Ballettunterricht gibt, ist Alex mit Schmuggel und anderen illegalen Unternehmen beschäftigt. Eins haben sie dennoch gemeinsam – Kauleisten können sie wie kaum jemand anders massieren. Ihre unterschiedliche Einstellung gegenüber Recht und Unrecht, Legalität und Illegalität, sowie ein doch sehr weit auseinander gehender Geschmack was Klamotten und Auftreten angeht, sorgt dann doch oftmals für einige Lacher. Dass jedoch selbst Alex engste vertraute den Zwillingsbruder für ihn halten, ist dann doch unglaubwürdig.

Angesichts des Troubles, in dem sich beide bald befinden, als sie sich mit einem mächtigen Gangsterboss auseinander setzen, gerät der Plot dann auch schnell in den Hintergrund, so dass sich Lettich quasi nur noch auf den Konflikt konzentriert, der dann ein Actionfeuerwerk vom Feinsten darstellt. Sehr gelungen, wenn auch nicht immer mit Realismus behaftet, kombiniert er hier van Dammes (damalige) Stärken, in Kampfsportszenen, wie auch in Schießereien eine gute Figur abzugeben.

Da der Film größtenteils in Hongkong gedrehte wurde und von dort einige schöne Aufnahmen mitnimmt (besonders beeindruckend sind immer wieder die niedrig fliegenden Flugzeuge über der Stadt), haftet ihm auch eine exotische Atmosphäre und der Stil dortiger Produktionen an (verruchte Bars, gefährliche Häfen, zugemüllte Hinterhöfe und Gassen). Die Schießereien sind nicht nur exzellent gefilmt und mitunter sehr spektakulär, sondern auch mit blutigen Shootouts versehen. Van Dammes Kampfsporttalent ist hinreichend bekannt und wird hier in einer exzellenten Choreographie auf Zelluloid gebannt. Um das temporeiche, recht harte Geschehen nicht zu monoton ablaufen zu lassen, nutzt Lettich nicht nur die Zeitlupe und lässt die Pyrotechniker schalten und walten, sondern begibt sich auch mal auf kreatives Terrain und zeigt einen, komplett im Dunkeln gehaltenen, Schattenkampf. Mit Bolo Yeung stand ihm außerdem ein eindrucksvoller und, wenn auch einsilbig spielender, charismatischer Gegner zu Verfügung, der schon durch sein bloßes Auftreten überzeugt.

Fazit:
Sheldon Lettich gelang mit „Double Impact“ wohl einer der besten van Damme Streifen ever. Auch wenn der Plot genretypisch nur eine Alibifunktion besitzt, ist Actionfans Unterhaltung garantiert. Harte Prügeleien mit vielen Knochenbrüchen, Schießereien mit blutigen Shootouts sind genauso garantiert, wie Anflüge von Humor. Die Doppelrolle meistert van Damme locker und ist auch technisch klasse gemacht. Hinzu kommen exotische Kulissen, ein hohes Tempo, eine tolle, spektakuläre Inszenierung und viel Krawumm! Der Film ist dumm, aber er macht saumäßig Spaß...

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