Vor 100 Jahren wurde die kleine Comtesse Barbara von Graf Dracula entführt und gebissen - um im Jahre 1976 als verführerischer Vamp aus dem Reich der Toten zurückzukehren. Als Leichenkosmetikerin im Bestattungsunternehmen Marmorstein zapft sie den Leichen das Blut ab. Doch als der Nachschub ausbleibt, bittet sie die Bevölkerung zur Ader und die Polizei sieht sich mit einer Reihe unerklärlicher, bizarrer Vampirmorde konfrontiert. Just in dem Moment verliebt sich der ermittelnde Kommissar in die hübsche Vampirbraut...
Vampire zählen sowohl in der Literatur als auch in der Filmgeschichte zu den faszinierendsten und interessantesten Gestalten, deren Geschichten sowohl in der Vergangenheit als auch in der Neuzeit funktionieren.
Wie jedes andere Genre sah sich auch der Vampirfilm irgendwann durch den ungeheuren Erfolg der Gruselkomödie "Tanz der Vampire" von Roman Polanski einer ungeheuren Flut von Parodien ausgesetzt, die man mehr oder weniger als gelungen betrachten kann.
Die Klasse von Polanskis Meisterwerk wurde dabei nur selten erreicht. Christopher Lee, der beste "Dracula"-Darsteller schlechthin, veredelte 1976 Eduoard Molinaros Komödie "Die Herren Dracula" mit einer selbstironischen Performance und auch in Deutschland sollte der Boom in bare Münze umgewandelt werden.
Mit "Lady Dracula" entstand 1978 unter der Regie von Franz-Josef Gottlieb eine sehr trashige Komödie, die weder den superben Humor noch die satirische Note der beiden genannten Klassiker erreicht, aber zumindest für kurzweiligen, unterhaltsamen Spaß sorgt.
Gottlieb, der in den 60er Jahren unter anderem für den Wallace-Krimi "Der schwarze Abt" und die Karl May-Verfilmungen "Durchs wilde Kurdistan" und "Im Reich des silbernen Löwen" verantwortlich zeichnete, verlegte sich Anfang der 70er Jahre auf seichte Klamotten und Sexkomödien wie "Liebesspiele junger Mädchen".
Auch "Lady Dracula" speist einen Großteil seines Humors aus den genretypischen platten Albernheiten und Kalauern, wie sie für Filme wie "Kompanie der Knallköpfe" oder "Die tollen Tanten kommen" stilbildend waren und das deutsche Lustspiel prägten, schafft es aber dennoch, mit einigen ironischen Seitenhieben und viel schwarzen Humor dieser Vampirfilm-Parodie etwas Leben einzuhauchen.
Die morbide Atmosphäre, die durch das Szenario im Bestattungsunternehmen hätte gewonnen werden können, wird zwar nicht ausgeschöpft - dennoch schafft es Gottlieb vor allem in den gruseligen Momenten ein angenehmes Horror-Feeling auf die Leinwand zu transportieren und die Komödie mit bekannten Stilmitteln des Vampirfilms zu würzen: Pfählungen, die Angst des Vampirs vor dem Sonnenlicht oder der Kraft christlicher Symbole werden ebenso thematisiert wie die Abscheu vor Knoblauch.
Dass hier kein Meilenstein der Filmgeschichte auf Zelluoid gebannt wurde, lässt sich allein an der Besetzung des Films ausmachen - das Who-is-Who des teutonischen Trash- und Klamottenfilms hat sich hier zusammen gefunden, um dem Werk eine ganz besondere Note zu verleihen:
von Wallace-Urgestein Eddi Arent in seiner obligatorischen Rolle als Kriminalassistent über Theo Lingen, Walter Giller, Herbert Fux, Roberto Blanko und dem italienischen Hengst Rinaldo Talamonti (bekannt aus diversen Reportfilmen) ist hier alles vertreten, was Rang und Namen hat.
Fehlt nur noch, dass plötzlich Ilja Richter aus dem Sarg springt und Chris Roberts einen Schlager zum Besten gibt - stattdessen blamiert sich Stephen Boyd als alberner "Graf Dracula"-Ersatz, während Evelyn Kraft ("Der Koloss von Konga") in der Titelrolle eine wahre Augenweide ist.
"Lady Dracula" ist natürlich barer Unfug, aber er hat durchaus seine Momente, bietet ein paar nette Gags und sorgt auf ganzer Linie für anspruchslose, aber angenehme Unterhaltung.
Filmkenner, die an "Tanz der Vampire" ihre helle Freude hatten, werden sich vor Entsetzen abwenden, doch wer Trash mit Hang zur unfreiwilligen Komik über sich ergehen lassen kann, wird an dieser Komödie seinen Gefallen haben!
8/10