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„Meine Theorie über totale Genetik trifft überall zu!“ (Wollt ihrrr die totale Genetik?!)

Die letzte Regiearbeit des hauptsächlich als Kameramann in Erscheinung getretenen Briten Jack Cardiff („Nackt unter Leder“) ist der 1974 veröffentlichte Mad-Scientist-Horrorfilm „Labor des Grauens“, der an eine Mischung aus „Frankenstein“ und Tod Brownings „Freaks“ erinnert.

Professor Nolter (Donald Pleasence, „Halloween – Die Nacht des Grauens“) ist Genforscher und führt diverse illegale Experimente durch, wofür er sich vom missgestalteten Freakshow-Betreiber Lynch (Tom Baker, „Zwei Minuten Warnung“) die menschlichen Versuchskaninchen heranschaffen lässt – welche dieser im Anschluss als verunstaltete Experimentsopfer in seinem Kuriositätenkabinett zur Schau stellt. Nolters jüngstes Vorhaben ist die Schaffung eines Hybrid-Wesens aus Mensch und Pflanze, doch die Opfer beginnen, sich gegen Lynch aufzulehnen…

„Ein Mensch, der Wurzeln schlagen kann!“

Die Eröffnungstitel werden von faszinierenden Bildern im Zeitraffer wachsender Pflanzen unterlegt, danach hält Professor Nolter einen Vortrag über fleischfressende Pflanzen und die Evolution. Wir lernen den entstellten Lynch kennen, der eine bedauernswerte Frau entführt und seine Freakshow in der Stadt leitet. Der Professor verfüttert eine Pflanze an eine andere, nämlich eine Riesenpflanze und schon sind wir mittendrin in diesem herrlich absurden Briten-Sch(l)ocker. Wir dürfen Nolter bei seinem Vorhaben beiwohnen, einen neuen Menschen zu erschaffen, „mit all den wunderbaren Eigenschaften einer Pflanze!“ Cardiff arbeitet neben abgefahrenen Masken und Make-ups mit echten „Freaks“ wie dem kleinwüchsigen Michael Dunn („Mord in der Rue Morgue“), das Drehbuch legt Donald Pleasence wunderbar pseudowissenschaftliche Zeilen in den Mund und geizt auch darüber hinaus nicht mit Dialogen zum Schießen bei gleichzeitig betonter Ernsthaftigkeit. Die holprige Dramaturgie widmet sich zwischenzeitlich einer Studentenclique auf einem Jahrmarktbesuch, die sich auch die Freakshow nicht entgehen lassen will. Einer von ihnen muss ja unbedingt herumschnüffeln, wird dabei geschnappt und muss ebenfalls für Nolters wahnsinnige Experimente herhalten.

Für Füllszenen müssen die „Freaks“ beim Geburtstagfeiern herhalten, entblößte weibliche Oberweiten sorgen für etwas Schlüpfrigkeit und Lynch sucht auch schon mal eine Prostituierte auf („Geben Sie Tanzunterricht?“). Nolters Mensch-Pflanzen-Wesen, das sich als Student Tony (Scott Antony, „Eine todsichere Sache“) entpuppt, muss man mit eigenen Augen gesehen haben (ein Mensch in einem Blätterkostüm), läuft zunächst munter herum und geht schließlich folgerichtig auf seinen Schöpfer los, während in einer Parallelhandlung getreu dem Browning’schen Vorbild die Freaks den Aufstand proben und sich gegen Lynch richten, um ihn letztlich zu, äh, lynchen.

Nein, „Labor des Grauens“ gewinnt sicher nicht viele Blumentöpfe, ist aber eine recht kurzweilige, trashige Variation der Mad-Scientist-Thematik, durchschnittlich bis engagiert geschauspielert und ideenreich genug, um die mangelnde Spannung weitestgehend zu kompensieren – zudem mit einer humanistischen Aussage versehen, die die Grausamkeit vermeintlich normaler Menschen der Menschlichkeit und moralischen Integrität vermeintlich anormaler „Freaks“ gegenüberstellt (wenn auch wiederum konterkariert durch die Rolle Lynchs und die Hoffnung manch „Freaks“, von Nolter operativ behandelt werden zu können). Ein geeichtes Publikum dürfte seine Freude haben, andere wiederum vornehmlich den Kopf schüttelnd zur Kenntnis nehmen, in welch Filmen ihr Dr. Loomis neben der „Halloween“-Reihe sonst so mitgewirkt hat. Ein charmanter, unfreiwillig komischer Halloween-Spaß, der u.a. mit kruden Kostümen und Masken punktet, seine Actionszenen jedoch oft leider nur andeutet. Dennoch attestiere ich Cardiff den grünen Daumen, während meiner schräg nach oben deutet.

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