Review

London im 19. Jahrhundert: Ein einzelgängerischer Arzt (Klaus Kinski), der sich vornehmlich um mittellose Patienten kümmert, durchstreift nachts die Elendsviertel der Stadt und ermordet Prostituierte…

Ein vergleichsweise ebenmäßig gefertigter Franco, in dem sich jahrmarkthafte Übertreibungen und atmosphärische Glücksgriffe ungefähr die Waage halten. Erwartungsgemäß versteht sich der Film nicht als Versuch, historische Fakten zu interpretieren, sondern einen Mythos weiterzuspinnen, der die Gelegenheit bietet, dem Unangenehmen mit Zutraulichkeit statt mit Widerwillen zu begegnen: sanft, indem er die Identität des Täters von Anfang an preisgibt und die Bestie aus dem Bereich des Unfassbaren in den Bereich des Vertrauten rückt; grob, indem er die Qual der Opfer lüstern ausstellt – ein konfrontierendes Verfahren, dessen sich auch die Rotlichtgestalten des Filmes regelmäßig bedienen, wenn sie die feine Gesellschaft mit ihrer Unverblümtheit vor den Kopf stoßen. Der Nachdruck, mit dem der Film bei der Gelegenheit gleich seine eigene Vorgehensweise rechtfertigt, wirkt freilich seltsam unsicher. Beinahe abstrus deplatziert mutet die Beziehungs- und Sexualmentalität der Figuren an, denn sie ist offensichtlich nicht der Spielzeit des Filmes entlehnt, sondern seiner Entstehungszeit – ein Epochentransfer, der mehr stört als bereichert.

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