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Der Gouverneur von Maracaibo ist schon ein selten mieses Schwein, aber sein neuer Mann fürs ganz Grobe, der flämische Herzog van Gould, ist zudem auch noch grausam. Ruchlos lässt van Gould Eingeborene abschlachten und das Land mit Terror überziehen. Zwei Männer stellen sich ihm entgegen, die beiden brüderlichen Grafen von Ventimiliga, genannt der grüne Korsar und der rote Korsar. Doch van Gould lässt die beiden hinterhältig töten. Da ist aber noch ein dritter Bruder: Emilio, der schwarze Korsar. Und der lässt sich nicht so einfach überwinden. Emilio verpfändet dem Teufel seine Seele und schwört blutige Rache.

In der zweiten Hälfte der 70er-Jahre gab es ein kleines Revival von Piratenfilmen, bedingt durch den Erfolg des Fernseh-Vierteilers SANDOKAN. Hauptfigur, sowohl bei SANDOKAN wie auch in den darauf folgenden Filmen wie eben zum Beispiel DER SCHWARZE KORSAR, war der Inder Kabir Bedi. Ein Mann, dessen äußere Erscheinung ihn zum Prachtbild eines wilden und unbezähmbaren Freibeuters machte, dessen Blick den Geruch von Freiheit und Abenteuer ausstrahlte, und der einfach ein charmant-männliches und starkes Charisma hatte -  Der Mann muss in mindestens einem vorherigen Leben Freibeuter gewesen sein, so überzeugend wie das bei ihm rüberkommt.

Und in DER SCHWARZE KORSAR kann Kabir Bedi so richtig vom Leder ziehen. Wild schauen, mit dem Degen oder dem Schwert Bösewichter in rauen Mengen abmurksen, verwegen schauen, galant sein zu Damen, verträumt schauen, edel und hilfreich sein, abenteuerlustig schauen. Halt alles, was man von einem Korsaren so erwartet. Und nicht nur Kabir Bedi versprüht dabei ein fast unglaubliches Wohlfühl-Feeling, nein der ganze Film ist so! Sei es die erotische Carole André als Südseekönigin, Dagmar Lassander mit roter Perücke als feine Dame mit unfeiner Vergangenheit, oder Sonja Jeannine als edle Wilde im engen Lederanzug. Sogar Sal Borgese und Franco Fantasia sind nicht, wie in vielen Filmen, einfach nur anwesend, sondern haben richtig Text und Action und Screentime und sowas.

DER SCHWARZE KORSAR erzeugt beim Anschauen das gleiche Gefühl wie damals vor vielen Jahren Robert Siodmaks DER ROTE KORSAR mit Burt Lancaster, der Sonntagnachmittag im Fernsehen lief und Träume von Karibik, Galeonen und Piratenschätzen erweckte. Auch wenn die Rachestory beim italienischen Film etwas grimmiger ist, die teuflischen Schwüre diabolischer und die Bösewichter um einiges grausamer sind als in den 50er-Jahren, so kehrt in der Summe ein zelluloidgewordener Jungentraum  zurück, der einem nach der Sichtung das Leben mehrere Tage lang ziemlich versüßen kann. Kein Wunder, dass der Film damals so ein Erfolg war. Jack Sparrow? Pff, der hätte gegen den Cavaliere Emilio di Roccabruna, genannt der schwarze Korsar, nicht den Hauch einer Chance. Und seine künstlich aufgeblasenen und hohlen Filme erst recht nicht. Das wahre Abenteuer schippert bei Cartagena durch die Gewässer und kämpft gegen Spanier, Flamen und Unehrlichkeit in allen seinen Ausprägungen.

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