Review
von andeh
Wer etwas mit Filmen wie VERFLUCHT ZUM TÖTEN [La settima donna] (1978) oder NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD [Nove ospiti per un delitto] (1977) anfangen konnte, ist bei ROCKER STERBEN NICHT SO LEICHT [La lunga spiaggia fredda] (1971) genau richtig, auch wenn dieser die anderen beiden weit übertrifft. Es ist eine von ERNESTO GASTALDIs wenigen Regiearbeiten, zeigte er sich sonst als DER Mann für gute Drehbücher in den 60er und 70er Jahren des italienischen Genre-Films verantwortlich: Arizona Colt (1966), Sartana (1966), Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970), Der Berserker (1974), Die Gewalt bin ich (1977) um nur wenige zu nennen, sehr häufig arbeitete er auch mit SERGIO MARTINO zusammen.
Kurz zur Story: Ein junges Ehepaar Jana (MARA MARYL) und Harry (WALTER MAESTOSI) will dem Alltag entfliehen und verbringt ein Wochenende in ihrem Strandhaus. Es dauert nicht lange da stehen vier verruchte Biker vor ihrer Tür und gewähren sich handfesten Einlass. Gewalt und Psychospiele nehmen ihren Lauf…
Aufgrund der einem Kammerspiel anmutenden Szenerie kommt der Film mit nur sechs Darstellern aus. Wir sehen Mara Maryl [LIBIDO], die hauptsächlich in Gastaldis Filmen zu sehen ist, Walter Maestosi [BLUTGERICHT, ANTRETEN ZUM VERRECKEN], Robert Hoffmann [DIE NACHT DER ROLLENDEN KÖPFE, SPASMO], sowie Riccardo Salvino, Joshua Sinclair und Fabian Cevallos. Die Musik stammt von STELVIO CIPRIANI, am Drehbuch hat neben Gastaldi und dessen Stamm-Kollegen VITTORIO SALERNO noch ALBERTO CARDONE mitgewirkt. Für die Kamera zeigt sich BENITO FRATTARI verantwortlich, der seinerseits an Klassikern wie MONDO CANE (1962) und ADDIO, ONKEL TOM! (1971) beteiligt gewesen ist.
Der Film kommt mit nur einer Location aus, des langen Strandes samt Ferienhaus und Biker-Zelt, was durchaus für ein niedriges Budget spricht. Es ist schon eine beklemmende Atmosphäre die entsteht und das obwohl der lange Strand und die endlose Weite des Meeres eigentlich eher die Freiheit symbolisieren. Wir werden Zeuge des Konflikts zwischen dem Gutbürgertum in Form des jungen Ehepaares und anarchistischen Hippies, ähnlich wie bei Dennis Hoppers Meisterwerk EASY RIDER (1969), wenn auch mit weniger dramatischen aber ebenfalls sehr tragischem Ende. Gastaldi nimmt sich viel Zeit für die Ausgestaltung der zwischenmenschlichen Elemente, die dadurch entstehende Spannung untereinander, und zelebriert diese regelrecht.
Ein weit umfassenderes Review und tiefergehende Analysen gibt es hier: http://bretzelburger.blogspot.de/2013/05/la-lunga-spiaggia-fredda-rocker-sterben.html
Eine zu Unrecht vergessene Perle, die in beiden deutschen Fassungen (Kino & VHS) leider gekürzt ist.