Österreich, 1830. Der junge Brite Richard Lestrange nimmt eine Stelle als Englischlehrer im sagenumwobenen Schloss Karnstein an, das inzwischen eine Mädchenschule beherbergt. Eine seiner Schülerinnen ist die hübsche Mircalla, die Richard mit ihrer faszinierenden Ausstrahlung magisch anzieht. Währenddessen häufen sich mysteriöse Vorfälle und immer mehr Mädchen verschwinden auf mysteriöse Weise. Der Geschichtslehrer Giles Barton stellt Nachforschungen an und konfrontiert Richard mit seiner unfassbaren Entdeckung. Aber Richard will nicht glauben, dass die von ihm verehrte Mircalla in Wirklichkeit die blutrünstige Vampirfrau Carmilla Karnstein sein soll. Ein fataler Fehler ...
Basierend auf der Novelle "Carmilla, der weibliche Vampir" von Sheridan Le Fanu handelt es sich bei vorliegendem Film auch gleichzeitig um den Mittelteil der sogenannten "Karnstein-Trilogie" aus den berühmeten britischen Hammer-Studios, die aus den Filmen "Gruft der Vampire (1970)", "Nur Vampire küssen blutig (1971)" und "Draculas Hexenjagd (1971)" besteht. Es handelt sich um eine Geschichte, die eigentlich unter der Regie von Terence Fisher ins Bild gesetzt werden sollte und auch in den Hauptrollen mit anderen Darstellern geplant war. In der Rolle der Mircalla sollte wie schon im ersten Teil Ingrid Pitt eingesetzt werden, die jedoch anscheinend das Drehbuch als zu schlecht empfand und so durch die bildhübsche Yutte Stensgaard ersetzt wurde, die ihre Sache auch wirklich gut macht. Auch Peter Cushing lehnte ab und wurde durch Ralph Bates ersetzt und auf dem Regie-Stuhl saß anstelle von Terence Fisher der gute Jimmy Sangster. Bei so vielen kurzfristigen Änderungen könnte man nun vermuten, das die Produktion nun eventuell etwas an Qualität verliert, doch diese Vermutung entpuppt sich nach Ansicht des Filmes als totale Fehleinschätzung.
Es handelt sich vielmehr um einen herrlich atmosphärischen Vampirfilm der damaligen Zeit, der ohne jegliche Härte auskommt und allein durch die Kraft seiner Bilder und der herausragenden Grundstimmung zu überzeugen weiß. Der unverwechselbare Hammer-Stil kommt dabei in jeder einzelnen Einstellung ganz hervorragend zum Ausdruck und verwöhnt den Zuschauer mit dem typischen Ambiente der klassischen Vampir-Thematik, die man in der heutigen Zeit leider nicht mehr zu sehen bekommt. Dennoch merkt man ganz eindeutig, das man sich nicht mehr in den 50er und 60er Jahren befindet, in denen die britischen Film-Studios ihre absolute Vormachtsstellung hatten, denn auch hier musste man mit der Zeit gehen. Für die frühen 70er Jahre bedeutete das, das die Geschichte auch mit einigen obligatorischen Soft-Sex Szenen angereichert wurde. Für manch einen Fan eventuell etwas gewöhnungsbedürftig, wurden so aber vor allem für die männlichen Zuschauer einige visuelle Anreize gesetzt. Wurde man doch mit etlichen wunderschönen Damen konfrontiert, unter denen sich Hauptdarstellerin Yutte Stensgaard ganz besonders hervor tat.
Und so beinhaltet das Szenario eine erotische Komponente, die der Geschichte wirklich gut zu Gesicht steht. Zudem handelt es sich rein inhaltsmäßig auch noch um eine Love Story der ganz besonderen Art, die am Ende aber fast schon selbstverständlich kein Happy End finden kann. Wie dem aber auch sei, hier liegt einmal mehr ein Paradebeispiel dafür vor, das man auch ganz ohne Härte, Blut und teure Effekte einen wunderbaren Gruselfilm kreieren kann, der lediglich durch die minimalistischsten Zutaten ganz hervorragend funktioniert. Tolle Darsteller, eine interessante Geschichte, brillant ausgewählte Schauplätze und die klassische Grundstimmung sind dabei vollkommen ausreichend, um dem Betrachter hier einen erstklassigen Film zu präsentieren, wie er in der heutigen zeit leider nicht mehr gedreht wird. Natürlich handelt es sich bei "Nur Vampire küssen blutig" ganz sicher um kein zeitgemäßes Werk, doch wenn man sich einmal einen Großteil der neuen Vampir-Filme anschaut dann ist man doch recht froh darüber, das man auf solche Klassiker zurückgreifen kann.
Dreht sich mittlerweile fast alles nur noch um eine temporeiche Inszenierung mit möglichst viel Kunstblut und jeder Menge expliziter Gewaltdarstellungen, so ist im vorliegenden Fall doch ganz eindeutig die klassische Variante am Start und dürfte insbesondere den älteren Zuschauern jede Menge Freude und nostalgische Gefühle bescheren. Was waren das doch für herrliche Zeiten, in denen man mit ganz normalen Mitteln ein intensives Grusel-Feeling entstehen lassen konnte, ohne dabei kostspielige Effekte und einen gesteigerten Härtegrad einsetzen zu müssen, damit man die breite Masse befriedigen konnte. Und so lohnt sich eine Sichtung dieses wundervollen Filmes immer wieder, wenn man mal wieder eine rückwertige Zeitreise antreten möchte und in nostalgischen Gefühlen baden möchte. Sicherlich nicht der beste Film aus den Hammer-Studios, zählt "Nur Vampire küssen blutig" aber definitiv zu denen, die auch einen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlassen.
Fazit:
Ein tolles-und faszinierendes Spätwerk der britischen Horror-Schmiede, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Nicht nur für Nostalgiker absolut lohnenswert, sondern ein wunderbares Film-Erlebnis für die gesamte Familie.
8,5/10