Anfang der Siebziger, als die Dracula-Reihe der Hammer Studios mit „Dracula jagt Mini-Mädchen“ ein fast schon jähes Ende nahm, kam auch die Trilogie über die Vampirsippe derer von und zu Karnstein heraus, die mit „Draculas Hexenjagd“ den bekanntesten Vertreter auf den Markt warf.
Hier hingegen treten kaum vertraute Gesichter auf, die der lahmen Geschichte nur wenig Charme verleihen können.
Wir schreiben das Jahr 1830, Österreich auf dem Lande: Der britische Poet und Autor Lestrange sucht Material für einen neuen Roman und schummelt sich als Lehrer ins Mädchenpensionat, nahe des Schlosses Karnstein ein. Noch ahnt er nicht, dass ein weiblicher Vampir stets in seiner Nähe ist…
Es ist die Zeit, in der Frauen unfassbar heftig geföhnte und aufwendig gesteckte Frisuren trugen, während bei den Herren die Naturkrause entweder bis in die Nase wuchs oder die Koteletten einen Barbier extra benötigten. Auch zog man schon mal blank und küsste sich inniger als zuvor, was auch diesem Streifen einen Hauch von Erotik verleiht, zumal man noch weit entfernt von Silikon seine Kissen präsentiert.
Die Story an sich ist hingegen eher auf Geschwätzigkeit denn Atmosphäre ausgelegt, denn bevor überhaupt jemand gebissen wird, werden die Figuren eingeführt und die Rollen verteilt, was etwas zuviel Zeit in Anspruch nimmt.
Dabei entpuppt sich Lestrange als ausgesprochener Narr, der rasch den weiblichen Reizen verfällt und seine eigentlichen Ziele aus den Augen verliert, denn später hört man rein gar nichts mehr von seinen künstlerischen Absichten.
Der Herr Vampir lässt sich hingegen nur selten blicken, - gecastet wurde er zumindest ausschließlich aufgrund der Ähnlichkeit zu Christopher Lee, - den durchdringenden Blick mit den blutunterlaufenen Augen bekam er allerdings nicht hin, weshalb man an dieser Stelle auf Archivmaterial zurückgriff.
Wesentlicher im Vordergrund steht eine Schülerin, die gewissermaßen ein Doppelleben führt und ein paar Leute um die Ecke bringt.
Allerdings fließt hier nur wenig Blut. Zwei, drei mal wird gebissen, ebenso wenig wird am Ende gepfählt. Wie so oft, ist bei Hammer das Blut zu hell, dafür werden die Schreie der Ladys in Nahaufnahme eingefangen: Es wird mehr gekreischt als gestorben und mehr gekuschelt als bedroht.
Zu Beginn ist jene Szene ein aussagekräftiges Beispiel für den spannungsarmen Ablauf, als Lestrange am Internat ankommt, während eine Horde von jungen Schülerinnen mit luftigem Sommerkleid im Kreis herumtollt, was im Übrigen Teil des Unterrichts sein soll.
Wenige Höhepunkte zeugen eher von klassisch angelegten Szenen, etwa, als der Dorfmob mit Fackeln und der Eminenz in der Kutsche aufs Schloss wollen oder als man in der Kneipe auf abweisende Gestalten trifft, während der griesgrämige Wirt ein wenig vom Fluch der Karnsteins preisgibt.
Suspense erzeugt man allerdings erst zum Finale, als es den drei Bösewichten an den Kragen gehen soll, Lestrange aber noch intervenieren möchte.
Mal abgesehen vom stets bemühten, typisch nach Hammer klingenden Score, leistet die Kamera ordentliche Arbeit, die sehr wenigen Effekte fallen solide aus und es gibt sogar einige progressive wirkende Einsätze von Farbfiltern, die auf einen kurzfristigen LSD-Trip hindeuten. Das gilt allerdings auch für einige ausgespacte Darsteller, die oftmals komplett neben der Spur erscheinen oder ihren Einsatz halbwegs verpassen.
Insgesamt kommt bei diesem Werk zu wenig Grusel auf und es wird zuviel belanglos und lang gezogen geknutscht und gefummelt.
Ansatzweise vermag die Stimmung der Kulissen punkten, doch die Geschichte entpuppt sich als flach und austauschbar und auch die Präsenz der Figuren geht aufgrund des unausgegorenen Skripts rasch verloren.
Eher ein Schnarcher und etwas für Komplettisten der Hammer Filme, Vampirfreunde dürften auf der Strecke hingegen verdursten…
4,5 von 10