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Nur ein Jahr nach Veröffentlichung von „Gruft der Vampire“ mit Ingrid Pitt als frivoler, bisexueller Vampirdame schob die britische „Hammer Film Productions“ mit „Nur Vampire küssen blutig“ einen Nachfolger hinterher – sehr zu Freude der Fans der auf einem Roman J. Sheridan Le Fanus’ basierenden Karnstein-Trilogie, zu der die Reihe letztendlich anwuchs. Die Regie führte diesmal Jimmy Sangster, der zuvor bereits „Frankensteins Schrecken“ für „Hammer“ drehte und ein Jahr später den feinen Thriller „The Fear“ inszenierte. Leider musste diesmal auf Ingrid Pitt verzichtet werden, die durch Yutte Stensgaard ersetzt wurde. Diese ist zwar ebenfalls bildschön, hat aber nicht dieses Ambivalente in ihrem Blick, diese Tendenz zum Verruchten bis Bösartigen. Das ist in Anbetracht der Ausrichtung von „Nur Vampire küssen blutig“ aber auch gar nicht so verkehrt, denn die romantische Seite steht diesmal im Vordergrund und die von Stensgaard gespielte Blutsaugerin Mircalla bzw. Carmilla geht eine für beide Seiten tragische Liebesbeziehung mit dem Schriftsteller Lestrange ein. Diese unglückliche Liebe steht Stensgaard mit ihrem unschuldig wirkenden Äußeren vermutlich besser zu Gesicht als Pitt und wirkt glaubwürdiger. Natürlich bedingt das auch einen höheren Kitschanteil und die klischeehafte Darstellung der Bewohnerinnen eines Mädcheninternats wirkt unfreiwillig komisch. Dennoch – oder vielleicht auch aufgrund solcher Übertreibungen, die den Film noch ein gutes Stück weit vom Realismus entfernen – funktioniert „Nur Vampire küssen blutig“ sehr gut. Schauspiel, Kulissen, Kameraführung, musikalische Untermalung – alles befindet sich auf hohem Niveau und trägt zur unverwechselbaren Wohlfühlatmosphäre bei, die sich trotz tragischer Note ausbreitet. Das Drehbuch beantwortet ein paar in „Gruft der Vampire“ aufgeworfene Fragen, wirkt anfänglich aber etwas sprunghaft. Der Gewaltanteil hingegen wurde zurückgeschraubt, was ich persönlich einerseits etwas schade finde, andererseits aber die abgetrennten Plastikköpfe aus „Gruft der Vampire“ nicht wirklich vermisse. Sangsters Film erscheint irgendwie unwirklich und verträumt und ist, auch wenn er im direkten Vergleich mit dem Vorgänger etwas weniger freizügig ausfiel, ein anregendes Erotik-Gothic-Erlebnis.

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