Um ehrlich zu sein, ich hatte die Hoffnung auf einen wirklich guten Jackie Chan Film langsam aber sicher aufgegeben. In den letzten Jahren war er mehr oder weniger zu einem Action Clown für Hollywood geworden und hampelte durch filmische Totalausfälle wie „The Medallion“ oder „The Tuxedo“. Kurze Lichtblicke waren einzig Gastauftritte in Hongkong Produktionen, so etwa seine Gastspiele in „Twins Effect“1 und 2. Irgendwie war man also versucht zu sagen, dass es sich bei „The New Police Story“, dem ersten Hongkong Film Chan in der Hauptrolle seit Jahren, um so etwas wie eine letzte Chance handelt.
Eines sollte man sich klar machen, bevor man den Film ansieht, denn so kann doch die ein oder andere falsche Erwartung vermieden werden. Trotz des Titels hat dieser Film nichts mit den „alten“ Police Story Filmen gemein. Inhaltlich und stilistisch ist er eher Chans „Crime Story“ nahe. Der Klamaukanteil tendiert gegen Null und die Story ist sowohl dramatisch als auch mitreißend inszeniert. Es wird zwar zwischendurch immer mal wieder die Zeit gefunden kurze Hommagen an die „Vorgänger“ einzuflechten, aber letztlich ist dieser Film doch sehr eigenständig.
Jackie Chan spielt den Polizisten Wing, der bei einem Einsatz 9 seiner Männer verliert und daraufhin den Dienst quittiert und sich dem Alkohol hingibt. Erst als die Diebesbande die für seine Niederlage verantwortlich ist wieder auftaucht und sich diesmal auch Wings Freundin mit ín die Sache zieht erwacht in Wing wieder der Wille der Gerechtigkeit genüge zu tun. Unterstützt wird er dabei von dem jungen Polizisten Alex.
Die Geschichte ist nun sicherlich keine Meisterleistung, aber sie hebt sich doch erfreulich vom sonstigen Jackie Chan Einheitsbrei ab. Regisseur Benny Chan schafft es auch in den wenigen Phasen des Films in denen die Handlung etwas ins Stocken gerät durch seinen modernen aber nicht übertriebenen Inszenierungsstil den Zuschauer bei Laune zu halten. Die Story wirkt zwar teilweise etwas arg konstruiert und gewollt, aber sie verfügt über genügend Spannung und verleiht auch ihren Figuren genügend Tiefgang um über die vollen 2 Stunden Spielzeit den Zuschauer fesseln zu können.
Dabei beschränken sich die Actionszenen auf einige wenige, dafür aber umso gelungenere Parts. Erfreulich hierbei ist sicherlich, dass zum einen Jackie Chan endlich wieder beweisen kann warum er einfach der Beste ist, und zum Anderen weitestgehend auf die Hongkong derzeit so üblichen CGI Effekte verzichtet wird. Stattdessen gibt es perfekt choreographierte Fights, atemberaubende Stunts und sehr gute inszenierte Shoot Outs. Alle Fans der Bus-Kampf Szene aus dem ersten Police Story Film dürfen sich freuen, denn diese wird hier zwar nicht übertroffen aber doch zumindest eindeutig zitiert. Dazu gibt es noch spektakuläres, wie etwa die House-Running Szene oder den ersten Shoot Out in den Straßen Hongkongs, der ein wenig „Heat“ Atmosphäre aufkommen lässt.
Abstriche muss man hingegen leider bei den Gangstern und ihrer Motivation machen. Es mag ja einen gewissen Gesellschaftskritischen Unterton haben, aber man sollte doch auch versuchen es sich nicht ganz so einfach zu machen wie es der Film tut. Die durch Computerspiele zu Killern gewordenen Kinder aus reichem Haus wirken einfach absolut überzogen. Und leider wird auch bei ihnen die Charakterisierung sträflich vernachlässigt. Einzig der Anführer, gespielt von einem einmal mehr absolut überzeugenden Daniel Wu, bekommt ein wenig Background.
Weit weniger zu meckern gibt es hingegen bei der Besetzung des Films. Jackie Chan wird zwar auch auf seine alten Tage kein Charakterdarsteller mehr, aber die Rolle des desillusionierten Cops nimmt man ihm dann doch ab. Dazu bekommt er mit Nicholas Tse einen Hongkong Jungstar an die Seite, der den Altmeister des Öfteren locker an die Wand spielt und immer wieder andeutet dass sich zumindest im Schauspielerischen Bereich längst ein Generationenwechsel vollzogen hat.
Daniel Wu, der ja in diesem Jahr schon im überragenden „One Night in Mongkok“ brillierte spielt auch hier wieder sehr gut und dazu kommt noch Charlie Yeung eine Darstellerin die sich nach einigen Jahren Leinwandabstinenz eindrucksvoll zurückmeldet. In einer kleinen aber feinen Rolle darf man sich doch einmal mehr an Charlene Choi Cheuk-Yin erfreuen, die einfach eine Bereicherung für jeden Film ist. Und das nicht nur optisch.
„New Police Story“ ist eine unerwartet gute Rückkehr von Jackie Chan nach Hongkong. Der Film bietet 2 Stunden nahezu perfekte Unterhaltung, verflacht dabei aber nicht und hält seine Spannungskurve konstant oben. Neben einem endlich wieder zu Höchstform auflaufenden Jackie Chan sind es insbesondere die Jungstars die diesen Film prägen und neben der durchdachten Story zum sehr positiven Gesamteindruck beitragen. Man darf nur nicht den Fehler machen und einen Film im Stile der alten Police Story Filme erwarten, dann dürfte man eher enttäuscht werden. Wer aber einen gelungenen Actionthriller aus Hongkong sehen möchte, der ab und an auch leichte Anflüge von Humor hat, die aber nie in Klamauk abdriften, der dürfte hier seine Freude haben. 8 von 10 Punkten.