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Tracy Ullman spielt eine prüde, verklemmte Ehefrau, die eines Tages eine Gehirnerschütterung erleidet, nach der sie sich zu einer sexbesessenen Nudistin wandelt. Mit ihrer, ebenfalls sexsüchtigen Tochter, gespielt von Selma Blair, und einem Sex-Guru aus der Nachbarschaft, gespielt von Johnny Knoxville, beginnt sie im Vorort eine sexuelle Revolution, ruft jedoch die konservativen Bewohner des Vororts auf den Plan.

Amerika ist nach wie vor relativ prüde und, wenn es um Toleranz gegenüber sexueller Befreiung geht, weit hinter den meisten Staaten in Europa. Dass es in den, nach außen hin überaus sittlichen und vornehmen Vororten aber nicht unbedingt wohl gesittet einhergehen muss haben bereits Filme wie "American Beauty" portraitiert, aber "A Dirty Shame" geht da noch einen Schritt weiter und bricht auf heftigste Weise mit so ziemlich allen vorhandenen Tabus.

Sarkastisch, ironisch und gesellschaftskritisch wird der Film dabei immer dann, wenn er beispielsweise die Reaktionen der verklemmten, konservativen Ortsbewohnern zeigt, die alte gesellschaftliche Ideale gefährdet sehen, wobei auch die Mitglieder der sexuellen Revolution, die mitunter als wirklich pervers dargestellt werden, ebenfalls in den Fokus der Kritik rücken. Diese kritischen Ansätze sind definitiv da und sie sind gut.

Im Grunde unterhält der Film jedoch nicht wegen seiner kritischen Ansätze, sondern eher wegen des dreisten, mitunter geschmacklosen Humors. Immer dann, wenn man als Zuschauer das Gefühl bekommt, dass der Film kaum noch fäkalhaltiger und trashiger werden könnte, setzt Regisseur John Waters, der unter Anderem die beiden Musical-Komödien "Cry Babie" und "Hairspray" inszenierte, noch einmal einen oben drauf. Die Gags sind dabei sehr wohlwollend dosiert und vor allem in der ersten Filmhälfte dermaßen genial getimt, dass "A Dirty Shame" in dieser vortrefflich unterhält, zumal das Erzähltempo sehr hoch gewählt ist. Es gibt kaum Filme, die ihren trashigen, geschmacklosen Fäkalhumor derart auskosten und damit dennoch gelungen unterhalten.

Gegen Ende übertreibt es Waters dann leider ein wenig, überspannt den Bogen und bringt fade Plädoyers dafür, dass sich die sexuelle Befreiung durchsetzt, verpackt in Obszönitäten, die jedoch kaum noch unterhalten können, da die Handlung zu diesem Zeitpunkt leider jeden Hang zur Realität verliert. Dass der Film zu diesem Zeitpunkt relativ abrupt endet kommt dem Werk also eher zu Gute. Unterm Strich reicht es aber, über das Mittelmaß hinauszukommen, zumal er im prüden Amerika Seltenheitswert besitzt.

Tracy Ullman, die allgemein gern in Komödien, wie in Woody Allens Werken "Schmalspurganoven", sowie "Bulletts over Broadway" oder Mel Brooks` "Robin Hood - Held in Strumpfhosen, zu sehen ist, macht ihre Sache hier ganz gut, wobei sie als prüde Familienmutter überzeugender ist, als in der Rolle der sexbesessenen Nudistin. Johnny Knoxville, der auch hier zeigt, dass er sich für nichts zu schade ist, spielt den charismatischen Sex-Guru ebenfalls überzeugend und auch der restliche Cast, in dem vor allem Selma Blair als sexbesessene Tochter mit Körbchengröße G einige Lacher verbucht, ist solide besetzt. Die Spielfreude ist dabei allen Beteiligten anzusehen.

Fazit:
"A Dirty Shame" ist obszön, pervers, trashig und geschmacklos, unterhält so jedoch vor allem in der ersten Filmhälfte überaus gelungen, zumal einige kritische Seitenhiebe auf das prüde Vorortleben in den USA vorhanden sind. Da die Satire Seltenheitswert besitzt und zudem einen guten Cast aufbietet, sei sie jedem ans Herz gelegt, der sich nicht an dem fäkalhaltigen Humor stört.

68%

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