Unter filmhistorischen Gesichtspunkten betrachtet ist der argentinische „Big Snuff“ ein durchaus interessantes Produkt, welches mit einer pfiffigen Werbekampagne als eigentlicher Vorreiter späterer Snuff-Filme betrachtet werden kann. Doch der Film selbst scheitert an der Tatsache, aus mehreren Filmen zu bestehen, so dass die Handlung keinen wirklichen roten Faden verfolgt.
Hauptsächlich geht es um eine Teufelssekte und ihren Anführer Satan, der seine Mädels hörig macht und für sich töten lässt. Im Visier haben sie den Playboy Hernandez und sein Bunny, die Pornodarstellerin Terry, die am Ende auch noch schwanger ist…
Da lässt natürlich Charles Manson grüßen, doch der eigentliche Skandal war seinerzeit die eher ungewöhnliche Propaganda für den Streifen, als der eigentliche Regisseur Allan Shackleton behauptete, der finale Mord sei real gewesen. Er musste sich sogar vor Gericht behaupten und brachte klugerweise die unversehrte Darstellerin gleich mit.
Teile des Streifens wurden bereits 1971 vom Ehepaar Findlay gedreht, doch der Film floppte und landete im Archiv. Später wurden Szenen hinzu gefügt, was das zum Teil heillose Durcheinander verschiedener und voneinander unabhängiger Szenen erklärt.
So passt der Überfall auf einen Musiker und seine Frau durch zwei Rowdys nicht so Recht zum Raub der Satansgirls bei einem alten Einzelhändler und noch weniger die in schwarzweiß gedrehten Szenen, als sich ein Sektenmitglied dem Anführer anvertraut und ihre Jugend in Form eines Flashbacks zu sehen ist.
Spannung kommt bei alledem nicht auf, es findet sich keine Identifikationsfigur und kein Sympathieträger, die lahmen bis schmierigen Softsexszenen langweilen komplett und zudem erweisen sich Teile des Scores als billige Plagiate, wie etwa bei Motorradfahrten eine offensichtliche Kopie von „Born to be wild“ zu vernehmen ist.
Allenfalls ein, zwei unfreiwillige Lacher sind zu verzeichnen, etwa als jemand einen Bauchschuss erleidet und im Hintergrund ernsthaft gefragt wird „Vater, bist du verletzt?“ oder als jemand, bereits von Kugeln getroffen, zu Boden fällt und es aus zwanzig Metern Entfernung auf dem Rücken liegend noch hinbekommt, dem Gegner gleich drei Kugeln zu verpassen.
Ansonsten wird man mit Laiendarstellern konfrontiert, welche entweder total hölzern agieren oder völlig drüber performen, was auf Dauer genauso nervt, wie die vielen komplett redundanten Szenen wie beim Karnevalstreiben, auf einem Motorboot oder am Flughafen.
Hinzu kommt in der deutschen Fassung das Fehlen fast sämtlicher Gewalteinlagen, denn ein Geigenstock im Auge traut man dem mündigen Publikum gemeinsam mit einigen Messerstichen noch zu, bei einer Verstümmelung setzt die Schere hingegen gleich bei der Andeutung von Gewalt an.
Am Ende kommt ein ziemlich konzeptloser Streifen heraus, dem zwar eine Vorreiterrolle zuteil wird, als eigenständiges Werk betrachtet wird man jedoch mit 75 Minuten Langeweile zugeschüttet. Da hätte man damals weitaus sauberer editieren und nachdrehen müssen, doch nun ist das alles ironischerweise rund vierzig Jahre zu spät…
Knapp
4 von 10